Großartige Gemeinschaftsleistung

„Carmina Burana“: Die Winfridia und Co. brillieren im Schlosstheater

„Carmina Burana IN MOTION“, so lautet der Titel des aktuellen Projektes des Städtischen Konzertchors Winfridia Fulda.
Alle Fotos: Martin Engel

05.11.2018 / FULDA - Das Beste kam zum Schluss: Als der Städtische Konzertchor Winfridia noch einmal „Fortuna Imperatrix Mundi“ aus der „Carmina Burana“ anstimmte - genau: das ist das Stück, das wirklich jeder kennt und das viel zu oft für Werbespots herhalten muss -, kannte die Gänsehaut kein Pardon mehr und jubelnder Applaus brandete dem Bühnenpersonal am Samstagabend im vollbesetzten Fuldaer Schlosstheater entgegen. Das Experiment war geglückt!



Schon seit längerem gingen der Chor und sein Leiter Carsten Rupp mit dem Gedanken schwanger, einmal ein Projekt mit tänzerischer Begleitung auf die Beine zu stellen. Da traf es sich gut, dass Rupp ein alter Buddy von Jan-Andreas Hönscher ist, der die Schule für Ballett, Bewegung und Tanz „La Danse“ in Fulda leitet und nicht lange überredet werden musste.

Als drittes Ensemble konnte man einmal mehr den großen Chor der Winfriedschule unter Leitung von Johannes Haubs gewinnen. Das war naheliegend, hatte Komponist Carl Orff in sein 1936 uraufgeführtes Werk ohnehin einen Kinder- und Jugendchor eingebaut. Da der Orchestergraben im Schlosstheater recht klein ist, entschied man sich für die abgespeckte „Carmina Burana“ mit zwei Flügeln (Eva Gerlach und David Andruss) sowie dem Schlagwerk (Ensemble Thorsten Gellings). Als Solisten standen Britta Glaser  (Sopran), Florian Bauer (Tenor) sowie Christoph Bier (Bariton) auf der Bühne.

Dass es eine Weile brauchte, bis der Funke von der Bühne zum Publikum übersprang, liegt an der „Carmina Burana“ selbst, die alles andere als Easy Listening ist. Da muss man sich erstmal reinhören. Orff hat die Texte in mittellateinischer und mittelhochdeutscher Sprache einer Sammlung von im 11. und 12. Jahrhundert entstandenen Liedern und Dramen entnommen. Die Auswahl umfasst eine weite Spanne weltlicher Themen: die Wechselhaftigkeit von Glück und Wohlstand, die Flüchtigkeit des Lebens, die Freude über die Rückkehr des Frühlings sowie die Gefahren von Trinken, Völlerei, Glücksspiel und Wollust.

Die „Carmina Burana“ ist zwar untertitelt als „Szenische Kantate“, jedoch sind getanzte Aufführungen gegenüber konzertanten deutlich in der Minderzahl. Umso erfreulicher ist es, dass sich Winfridia & Co. diesem Wagnis gestellt haben. Unter der Regie-Super-Vision von Uli Kirsch sind durchweg wunderbare Bilder entstanden, bei denen auch der Chor ständig die Position veränderte. Das Bühnenbild (ein großes Schicksalsrad, das über allem thronte) sowie die Licht-Show waren dezent, aber wirkungsvoll.

Nach eineinhalb Stunden - inklusive Pause - gab’s fürs Publikum kein Halten mehr. Soviel Arbeit für nur zwei Vorstellungen - die sind eigentlich viel zu wenig. Die Zweite war am Sonntag um 17 Uhr im Schlosstheater. (Matthias Witzel) +++

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