Gottesdienst in der Christuskirche

Gemeinsam näher am Menschen: Start des Kooperationsraums Fulda-Mitte

Die beteiligten Pfarrer beim Gottesdienst, am Mikrofon Dekan Bengt Seeberg
Fotos: Marius Auth

01.11.2018 / FULDA - Ein Jahr nach dem 500-jährigen Reformationsjubiläum stehen im Kirchenkreis Fulda die Zeichen auf Erneuerung: Durch vier "Kooperationsräume" sollen die beteiligten Gemeinden Kräfte bündeln und gemeinsam Schwerpunkte setzen können. Am Mittwochabend legten die Geistlichen des neuen Kooperationsraums Fulda-Mitte bei Gottesdienst und Kurzpredigten in der Christuskirche ein leidenschaftliches Bekenntnis zu "ihrer Reformation" ab.


Der Reformprozess hin zu den Kooperationsräumen wurde von der Landeskirche vorgegeben, durch die Vernetzung benachbarter Gemeinden sollen Synergien gebildet werden: "Der Kooperationsraum Fulda-Mitte umfasst ganz Fulda, Petersberg, Künzell und im Westen Bad Salzschlirf und Großenlüder. Zeitgleich werden die Räume Nord, Rhön und Süd geschaffen, am Ende ist keine Gemeinde mehr alleine", erklärt Michael Grimm, evangelischer Pfarrer der Kirchengemeinde Bad Salzschlirf-Großenlüder. Sowohl gemeinsame Gottesdienste als auch verbindliche Vertretungs-Regelungen werden in der Kooperationsvereinbarung festgelegt. Der gemeinsame Blick soll auch helfen, den Blick zu weiten und zusammen an Projekten zu arbeiten.

Im Altarraum der Christuskirche wird momentan ein überlebensgroßes Luther-Bild präsentiert, das - symbolisch genug - aus 95 Platten besteht und auf Fundamenten ruht, die mit den Inschriften "sola gratia" (allein die Gnade) und "sola scriptura" (allein die Schrift) an die Reformation des Christentums erinnern, welche der streitbare Theologe vor inzwischen 501 Jahren anstrengte. Um das Abstraktum "Kooperationsraum" mit Leben zu füllen, erinnerten sich die beteiligten lokalen Geistlichen am Abend in Kurzpredigten an ihre ganz persönlichen Luther-Momente. In Zeiten der Beliebigkeit, so hatte Pfarrer Fried-Wilhelm Kohl einleitend erläutert, trage die Erinnerung an das menschliche Maß in Gestalt der Liebe, wie sie in Jesu Christi erscheine, die Gläubigen auch heute.

Wie sehr Aussprüche Luthers auch heute noch Denken und Handeln bestimmen, wurde in den Predigten der Geistlichen klar, derer manche mit einem Augenzwinkern daherkamen: "Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen" wird Luther zugeschrieben - Dekan Seeberg hat im Vorfeld des Reformationsjahrs einen solchen Baum gepflanzt, der allerdings erst im Dürrejahr 2018 Früchte trage. "Tritt fest auf, mach's Maul auf", soll Luther gesagt haben - Kooperationsraum-Pfarrer Wolfgang Echtermeyer erinnerte sich vor 30 Jahren daran, als es ihn in die osthessische Diaspora verschlug: "Nach Künzell wollte ich nicht - zu dunkel, zu katholisch. Damals war es noch nötig, das evangelische Fähnchen hochzuhalten und sich zu behaupten. Heute ist Ökumene gefragt. Die Reformation ist kein abgeschlossener Prozess." (Marius Auth) +++

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