"Traurig und bedrückend"

Letzter Gottesdienst rührt zu Tränen - Katholische St.-Barbara-Kirche entweiht

Kaplan Ingo Heinrich trägt in Begleitung der Messdiener das Allerheiligste aus der St.-Barbara-Kirche.
Fotos: Daniela Möller

31.10.2018 / NEUHOF - Ein letztes Mal erklang am Sonntag die Glocke der St.-Barbara-Kirche in der Kaligemeinde Neuhof. Ein letztes Mal ertönte ihre Orgel und ein letztes Mal kamen viele Gläubige, um Gottesdienst zu feiern. Es war eine Andacht mit vielen emotionalen Augenblicken. Rund 400 Gläubige verfolgten am Wochenende die bewegende Profanierung (Entweihung) der Filialkirche der Pfarrgemeinde St. Michael.



Dringende Investitionen, der Rückgang an Kirchenbesuchern und der daraus resultierende gesunkene Bedarf an Kirchengebäuden führten dazu, dass sich am Sonntag die erste große Kirchenschließung in Osthessen ereignete. Auch die seit Jahren nicht mehr funktionierende Heizung, das undichte Dach sowie die einsturzgefährdete Empore haben die Entscheidung der Pfarrgemeinde beeinflusst.

Wie Pfarrer Dr. Dagobert Vonderau auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS mitteilt, sei die Profanierung einer Kirche ein seltenes und trauriges Ereignis zugleich. In der Region seien bisher nur die alten Kirchen in Fulda-Maberzell und Hünfeld-Sargenzell aufgegeben worden. "Die St.-Barbara-Kirche ist damit die größte Kirche, die bisher profaniert wurde", so Vonderau. Kein Wunder, dass sich rund 400 Gläubige im letzten Gottesdienst in der Sankt-Barbara-Straße von dem sakralen Gebäude verabschiedet haben. "Mit der St.-Barbara-Kirche sind viele Erinnerungen verbunden." 

Zwar sei die Profanierung unumgänglich gewesen, doch diese Tatsache ändere nichts an der allgemeinen Stimmung in der Kaligmemeinde: "Die Atmosphäre war sehr traurig und bedrückend. So viele Menschen haben hier geheiratet und sind getauft worden. Für viele war es zudem ein Abschied von Verwandten." Das verdeutlichte auch Ordinariatsrat Thomas Renze in seiner Predigt. Er sprach von einem langen Prozess, an dessen Ende die schmerzliche Entscheidung der Gremien der Neuhofer Kirchengemeinde stand, die Kirche aufzugeben. Das stimme sein Herz sehr traurig, immerhin seien hier in den vergangenen 55 Jahren viele Menschen Gott begegnet. 

Ein letztes Mal zogen zu Beginn der Messe die Fahnenabordnungen der Neuhofer Vereine zusammen mit den Zelebranten Ordinariatsrat Thomas Renze, Pfarrer Dr. Dagobert Vonderau und Kaplan Ingo Heinrich in die Kirche ein. Zahlreich war auch der Bergmannsverein "Glückauf" Neuhof vertreten, denn die Heilige St. Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute und hat für die mit dem Bergbau verwurzelte Gemeinde eine große Bedeutung.

Mit dem Verlesen des Dekrets, das von Bischof Heinz Josef Algermissen unterzeichnet wurde, wurde am Ende der Heiligen Messe die Entweihung vollzogen. Die Reliquien wurden den vier Altären entnommen, das Allerheiligste von Kaplan Heinrich in die Pfarrkirche St. Michael gebracht und das Ewige Licht gelöscht - ein Moment, der viele der anwesenden Gläubigen zu Tränen rührte. Trotz der Wehmut ist es laut Renze nun an der Zeit, den Blick hoffnungsvoll in die Zukunft zu lenken und in der Pfarrgemeinde noch enger zusammenzurücken.

Was die Zukunft von Kirche und Grundstück in der St.-Barbara-Straße angeht, so ist eine vielversprechende Kooperation mit antonius – Netzwerk Mensch angelaufen, aus der ein inklusives Wohnprojekt erwachsen könnte. Dazu wurde vor wenigen Wochen der Verein "Leben und arbeiten in Neuhof" gegründet. (jul) +++

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