Publikumsliebling im Werratal

Frantisek Chyba: Der sympathische Handballer aus Liberec

Interview im Handballtor: Frantisek Chyba (l.) im Gespräch mit O|N-Praktikant Max Rimkus.
Fotos: Gerhard Manns

02.11.2018 / HERINGEN (W.) - Mit 24 Jahren begann für einen jungen Mann aus Tschechien ein neues Abenteuer. Er verließ sein Heimatland und fand ein neues Zuhause: Deutschland. Die Rede ist von Frantisek Chyba, Handballer in Diensten des Landesligisten HSG Werra WHO 09 und dort seit mittlerweile drei Jahren eine der tragenden Säulen.



Für Chyba war es in frühen Jahren nicht klar, welche Sportart er eigentlich betreiben wollte. Er probierte viele Sportarten aus, Tennis und Eishockey standen auf dem Programm. Für ihn war dies alles aber nicht das Richtige. Durch seine Eltern hat er seine große Leidenschaft für sich entdeckt: den Handball. „Mein Vater ist sozusagen mein größter Fan und durch seine großartige Unterstützung habe ich eine bisher gute Handballkarriere hingelegt“, weiß Chyba, bei wem er sich bedanken muss.

In seiner Heimatstadt Liberec fing der Linksaußen mit sieben Jahren mit dem Sport an, dem er bis heute treu ist und mit dem er in jungen Jahren große Erfolge feierte. Er wechselte mit 16 Jahren zum HBC Jicin, mit dem er in der A-Jugend tschechischer Meister wurde. Die erste Mannschaft spielte damals in der ersten Liga, die zweite Mannschaft in der zweiten Liga. Chyba spielte in der zweiten Mannschaft, ein paar Partien bestritt er auch in der höchsten Liga. In seiner letzten Saison bei Jicin feierte er mit der ersten Mannschaft die Meisterschaft. Danach verließ er den Verein und wechselte zurück in seine Heimatstadt.

Seine letzte Station in Tschechien war Mlada Boleslav. Er hatte zu dieser Zeit einen Manager, der ihn nach Deutschland holte. Seine damalige Freundin Gabi war einverstanden, die Zelte in Tschechien abzubrechen und in Deutschland ein neues Leben anzufangen. Er bekam ein Angebot aus Görlitz, um dort Handball zu spielen. Nach langer Überlegung und einem Gespräch mit seinem Manager, verzichtete er auf das Angebot und absolvierte mehrere Einheiten auf Probe in Erfurt und bei der HSG Werra WHO 09. Schlussendlich entschied er sich im Jahr 2015 im Werratal zu spielen. „Von der ersten Sekunde an fühlte ich mich hier einfach wohl und wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.“

Im Eiltempo zum Liebling der Fans

Und Chyba kam sofort an. Die Zuschauer waren begeistert von seiner Art, Handball zu spielen – der Tscheche avancierte schnell zum Publikumsliebling. Für ihn, sagt Chyba, sei der Verein wie eine zweite Familie geworden. Die Fans und die Mitspieler seien alles, was „Franz“, wie er genannt wird, braucht. Sehr wichtig seien für ihn seine Freunde Marco und Ingo. Die Mitspieler wohnen genauso wie Chyba in Obersuhl. „Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander, unsere Frauen verstehen sich sehr gut.“

Als die WHO in der letzten Saison den Aufstieg in die Landesliga feierte, gelang dem Klub der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Das Werratal im Freudentaumel. Die Arbeit der letzten Jahre hatte sich ausgezahlt und Chyba war mit seinen 162 Toren maßgeblich am großen Erfolg beteiligt. „Auch wenn wir nicht aufgestiegen wären, wäre ich bei der WHO geblieben, das Gesamtpaket stimmt hier einfach“, sagt der Tscheche.

Chyba ist privat mit seiner Frau Gabi und beruflich in der Region mittlerweile verwurzelt und der Verein hofft, dass der schnelle und trickreiche Flügelspieler noch lange das Trikot der WHO tragen wird. Jüngst stellte sich auch der ersehnte erste Erfolg ein. Als die ersten Spiele in der Landesliga komplett in die Hosen ging und es Pleiten hagelte, durfte am siebten Spieltag gegen Twistetal der erste Sieg (39:36) gefeiert werden.

Am Samstag (18 Uhr) wartet eine ungleich schwerere Aufgabe: der Aufsteiger gastiert beim Tabellenführer TSV Vellmar. Chyba und Co. können nur überraschen. Er selbst ist mit seiner Leistung momentan aber nur bedingt zufrieden. Er weiß, dass die Klasse stärker ist als die Bezirksoberliga und andere Kaliber auf die WHO warten. „Das große Ziel ist und bleibt der Klassenerhalt, das war uns auch vor der schwierigen Saison klar. Wir können nur überraschen“, fügt er hinzu.

Doch für Frantisek Chyba gibt es im Leben natürlich nicht nur den Handball, auch wenn dies seine große Leidenschaft ist. Neben dem Sport verbringt Chyba viel Zeit mit seiner Frau Gabi und seinen Freunden. Eine weitere Leidenschaft: der englische Spitzenklub Manchester United, von dem Chyba ein großer Fan ist. Sein großes Idol ist aber ein Handballer: Stefan Kretschmar. Mit elf Jahren sah er den Linksaußen zum ersten Mal spielen, ab da war klar: „Diesen Sport treibe ich solange ich spielen kann.“ Im Werratal würden sie sich freuen, wenn er das im WHO-Trikot machen würde. (Max Rimkus) +++

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