Schweres CDU-Beben nach Hessen-Wahl
Merkel gibt Macht ab: Parteivorsitz in 2018 - Kanzleramt in 2021 - "Zeit für Zäsur"
Foto: picture alliance/Bernd von Jutrczenka/dpa
30.10.2018 / BERLIN -
Merkel zieht mit ihrer Entscheidung nicht zuletzt die Konsequenzen aus der hessischen Landtagswahl, bei der die Christdemokraten mit Ministerpräsident, CDU-Landeschef und Bundes-Vize Volker Bouffier an der Spitze brutal abgestürzt sind. Dazu sagte sie: "Die CDU Hessen hätte deutlich bessere Ergebnisse erzielt, hätte sie nicht unter dem bundespolitischen Negativ-Einfluss gestanden. Schwarz-Grün hat in den letzten fünf Jahren eine tolle Arbeit gemacht."
Bundespolitisch sei viel schief gelaufen: die lange Zeit der Regierungsbildung, das Scheitern von Jameika, der Krach mit der CSU, die velorenen Wahlen in Bayern und Hessen. "Wir müssen jetzt innehalten. Es ist Zeit für eine Zäsur, in der alles auf den Prüfstand gestellt werden muss." Merkel sprach von einer Chance für die Volksparteien CDU/CSU und SPD. "Es muss alles dafür getan weden, das dem Zusammenhalt des Landes dienst. Aktuell zählt jeder Tag - und deshalb habe ich meine Entscheidung, die ich schon vor der Sommerpause getroffen habe, eine Woche vor unserer CDU-Klausurtagung bekanntzugeben." Die Kanzlerin und Parteichefin trage die Verantwortung für alles, was gut und schlecht gelaufen sei. "Das bringen meine Ämter mit sich. Das Bild, was die Regierung abgibt ist inakzeptabel. Die Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen, ist gekommen."
CDU-MdB Brand am Sonntagabend: "Merkel muss Botschaft verstehen und handeln"
Und Brand wurde noch deutlicher: "Eines kann es nach diesen katastrophalen Ergebnissen auf gar keinen Fall geben: ein Weiter so. Wenn wir den Stil und damit auf Dauer auch die Ergebnisse unserer Arbeit verbessern, dann haben wir eine Chance, aus dieser Katastrophe zu lernen."
"Wir freuen uns, dass Angela Merkel ein Signal für eine personelle Veränderung sendet und damit eine Chance für eine Erneuerung schafft. Als Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Fulda habe ich der Kanzlerin ein Buch mit dem Titel 'FULDA bringt sich ein' überreicht. Dort waren 30 Forderungen enthalten, die wir im Januar in einem Diskussionsforum mit unseren Mitgliedern gesammelt haben. Zwei dieser Forderungen waren: 'Es ist rechtzeitig und kontinuierlich Nachwuchs für die entsprechenden Positionen aufzubauen.' und "Wahlergebnisse auf allen Ebenen sind zeitnah zu analysieren und die Ergebnisse und notwendigen Konsequenzen daraus mitzuteilen.' In diesem Kontext verstehen wir die aktuelle Situation in Berlin und die Bereitschaft von Kanzlerin Merkel, nicht mehr für den Parteivorsitz anzutreten."
Machtkampf um Chefposten: Wer folgt Merkel an der Parteispitze?
Merkel ist seit 2000 Parteivorsitzende, seit 2005 Bundeskanzlerin. Letzte Woche Donnerstag ließ sie sich nach Fulda zum großen Wahlkampf-Finale der Hessen-CDU einfliegen um ihren engen Vertrauten Volker Bouffier zu unterstützen. Die Kanzlerin zeigte sich in der Esperantohalle kämpferisch. Jetzt kommt die Rücktritts-Ankündigung zunächst als Parteichefin, später als Kanzlerin und damit verbunden schon im Dezember ein erster großer Machtverlust.