Aiga Raschs Original-Illustrationen
Millionen lieben "Die drei ???": Spektakuläre Schau in der Kinder-Akademie
Aiga Raschs Nachlassverwalter Matthias Bogucki - man beachte die Farben der Knöpfe des Hemdes!
Fotos: Carina Jirsch
27.10.2018 / FULDA -
Alles begann wie in einem echten Drei-???-Fall: An einem düsteren und grauen Februartag betraten zwei große Männer die Kinder-Akademie und legten eine Visitenkarte auf die Theke mit der Aufschrift: „Die drei ???. Wir übernehmen jeden Fall.“ Nun, die Leiterin der Kinder-Akademie, Dr. Yvonne Petrina, konnte damit erstmal nicht viel anfangen, gehörte sie früher doch eher der Hanni-&-Nanni-Fraktion an, wie sie am Donnerstagabend bei einer Ausstellungseröffnung der Extraklasse zugab.
Doch bald wurde klar: Da bahnt sich was an. Denn Hüne Nummer eins war Christoph Maier, ein riesiger Drei-???-Fan aus Fulda, der den Hünen Nummer zwei, Matthias Bogucki, seines Zeichens Nachlassverwalter der verstorbenen Kinderbuchillustratorin Aiga Rasch (1941-2009), überredet hatte, die Originalzeichnungen der Drei-???-Cover, die die Künstlerin von 1969 bis 1999 schuf und damit der Serie ihr Gesicht gab, unbedingt in Fulda ausstellen zu müssen. Was soll man sagen? Seit vorgestern sind sie da!
Die drei ??? - wer sie nicht kennt, sollte sie kennen lernen: Justus Jonas (erster Detektiv), Peter Shaw (zweiter Detektiv) und Bob Andrews (Recherche und Archiv). Zusammen führen die drei Jungen im kalifornischen Küstenstädtchen Rocky Beach ein Ermittlungsbüro; sie sind ehrenamtliche Juniorassistenten und Mitarbeiter der dortigen Polizeidirektion und „die Behörde befürwortet jegliche Unterstützung von dritter Seite“. In nunmehr über 50 Jahren (die amerikanische Buchserie startete 1964) sind die Drei gerademal um vier Jahre gealtert; immer - so scheint’s - haben sie Sommerferien, und ab und zu lassen sie sich in einem Rolls Royce mit goldenen Beschlägen durch die Gegend kutschieren.
Ihr Erzfeind Skinny Norris ist zwar lästig, aber harmlos; ihre Zentrale befindet sich versteckt auf dem Schrottplatz von Justus‘ Onkel Titus in einem alten Wohnwagen; und von dort aus starten die drei ??? regelmäßig ihre spannenden, witzigen und abenteuerlichen Unternehmungen: Sie jagen vermeintliche Geister, suchen geheimnisvolle Schätze und sind stets skrupellosen Verbrechern auf der Spur. Lange Zeit ihr größter Förderer dabei war Mr. Alfred Hitchcock, der berühmte Regisseur. Keine Frage: Unsere drei Helden führen schon ein recht passables Leben.
Nicht zuletzt den markanten Stimmen von Oliver Rohrbeck (Justus), Jens Wawrczeck (Peter) und Andreas Fröhlich (Bob) ist es zu verdanken, dass die Reihe hierzulande nicht (so wie in den USA) eingestellt wurde. Ein Blick auf die Internetseite www.rocky-beach.com genügt, um festzustellen, dass gerade auch die Fans der ersten Stunde der Hörspielreihe unverbrüchlich die Treue halten. Wer die Vierzig überschritten hat und noch immer (oder wieder) abends zum Einschlafen die alten und neuen Folgen einlegt, weiß sich in bester Gesellschaft. Die gute Portion Selbstironie, die die Serie mittlerweile ausmacht, ist wohl mitverantwortlich dafür, dass die Hörspiele, von denen seit 1978 fast 200 Folgen produziert wurden, längst Kultcharakter besitzen.
Dabei wäre die Serie in Deutschland fast geflopt. Die ersten beiden Bücher - „Das Gespensterschloss“ (1968) und „Die flüsternde Mumie“ (1969) - mit ihren biederen Aufmachungen blieben weit hinter den Erwartungen des Kosmos-Verlags zurück, was Aiga Rasch auf den Plan rief: „Wenn euch mein Entwurf nicht gefällt, verzichte ich auf mein Honorar“, mit diesen Worten überzeugte sie schließlich die Lektoren. Die starken Illustrationen auf schwarzem Grund waren ein optisches Novum auf dem damaligen Kinderbuchmarkt und ein mutiger Schritt: Aiga Raschs Kunst machte die Reihe unverwechselbar und trug damit maßgeblich zum Erfolg bei.
Zu sehen sind nun in der Kinder-Akademie 86 Original-Illustrationen plus Variationen und noch jede Menge mehr. Denn die "Drei ???" waren zwar das erfolgreichste Projekt der Künstlerin, aber noch lange nicht das einzige. In seiner Begrüßungsrede sagte Nachlassverwalter Matthias Bogucki: „Die breite Masse hat Aiga Rasch erst sechs Jahre nach ihrem Tod - am 9. Juli 2015 - richtig erreicht: Da nämlich hat Google seinen Schriftzug für einen Tag komplett nach ihren Drei-???-Motiven gestaltet." Was für eine posthume Ehre! - Weitere Informationen auch über das Rahmenprogramm der Ausstellung gibt es unter http://www.kaf.de/die-drei/. (Matthias Witzel) +++