Ohne die Öffentlichkeit geht’s nicht

Rettet den Schlachthof - Ab heute können Aktien gezeichnet werden

Am Dienstag überwog die Einschätzung im Auditorium: „Prinzipiell sind wir froh, dass wir eine Perspektive für den Schlachthof haben.“
Alle Fotos: Martin Engel

24.10.2018 / FULDA - „Was der Bauer net kennt, frisst er net“, lautet eine alte Lebensweisheit. Und so tat der Hohenloher Landwirt und Agraringenieur Rudolf Bühler, der unlängst den Schlachthof Fulda „für günstige 800.000 Euro“ gekauft hat, gut daran, die Landwirte der Region zu einer Info-Veranstaltung im Landratsamt einzuladen, um ihnen seine Idee schmackhaft zu machen, wie man den Betrieb auf dem Schlachthof wieder zukunftsfähig gestalten kann (über die Hintergründe siehe: "Mehr zum Thema").

Gastgeber Landrat Bernd Woide sagte zu Beginn: „Wir sollten alles dafür tun, um den Schlachthof zu halten. Das ist nicht einfach, aber notwendig, weil Regionalität eine große Rolle spielt. Wir brauchen eine kontinuierliche Auslastung“, so Woide ans Auditorium, ohne das es in doppelter Hinsicht nicht geht. Denn einerseits sollen die hiesigen Landwirte den Schlachthof rege beliefern, andererseits ihn mitfinanzieren - und zwar in Form von Aktien, die ab heute gekauft werden können. Pro Zeichnung: 500 Euro. Auch Banken, Organisationen, Kommunen oder Privatleute sind aufgerufen, Aktien zu zeichnen. „Wir brauchen einen breiten Konsens.“

Der Schlachthof Fulda sei in die Jahre gekommen, räumte Woide ein, und Rudolf Bühler ergänzte: „Das Gelände ist okay, der Stallbereich für die Betäubungen top (Bühler legt großen Wert auf ,tierschutzgerechte' Schlachtung), aber zum Beispiel muss die Brühanlage erneuert werden. Da kommen in den kommenden Jahren 600.000 bis 800.000 Euro auf uns zu.“ Etwa 30 bis 40 Prozent würden durch Investitionshilfen der EU und des Landes Hessen übernommen.

Um zu zeigen, dass das „Projekt“ Schlachthof Fulda gelingen kann, stellte Bühler den Schlachthof in seiner Heimat in Schwäbisch-Hall vor, den er unter ähnlichen Bedingungen vor 30 Jahren flott gemacht hat. „Damals waren wir acht Bauern, heute sind wir über 1.400 Aktionäre. Der Schlachthof dort ist das Rückgrat in der Fleischvermarktung, und die Bauern haben faire Einkommen.“

Wie es in Fulda weitergeht, ist noch nicht entschieden. Die Vorteile von Bühlers Konzept liegen auf der Hand: Das Vieh hierzulande hat gute bis beste Qualität, und in Fulda zu schlachten ist allemal besser, als es zum Beispiel nach Schweinfurt oder Bayreuth zu karren. Nun liegt es an der Öffentlichkeit, das Projekt zu unterstützen - oder eben nicht. Am Dienstag zumindest überwog die Einschätzung im Auditorium: „Prinzipiell sind wir froh, dass wir eine Perspektive haben.“ (mw) +++



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