Ein echtes Kind der Lullusstadt
Lolls-Urgestein: In Hans-Jürgen Eichenauers Herzen brennt das Fierche

Fotos: privat / Stefanie Harth
14.10.2018 / BAD HERSFELD - Er war „berühmt-berüchtigt“ für seine flammenden Feuerreden. In seinen launigen und gefürchteten Jahresbilanzen nahm Hans-Jürgen Eichenauer, der von 1978 bis 1990 die Symbolfigur des Bad Hersfelder Lullusfestes verkörperte, kein Blatt vor den Mund. Würdenträger bekamen für ihre „verfehlte Stadtpolitik“ ordentlich ihr Fett weg. „Ich habe mit Kritik nicht gegeizt“, sagt der einstige Feuermeister. „Ich habe zwölf Jahre lang die Lollsfreiheit ausgereizt und die Möglichkeit genutzt, Dinge anzusprechen, die man ansonsten nicht unbedingt öffentlich macht.“
Seit Ende der fünfziger Jahre ist der zweite Vorsitzende des Lullusfest-Vereins ganz nah dran am Lolls-Trubel. Nur einen Katzensprung vom Marktplatz entfernt wohnt er an der Oberen Frauenstraße. „Der Festzug am Lollsmontag schlängelt sich direkt an unserem Haus vorbei“, berichtet er.
Lolls ist für ihn „stets gleichbleibend aufregend“. Klar: die Technik der Fahrgeschäfte hätte sich wesentlich geändert. „Alles wird schneller, größer und geht immer höher hinaus“, meint der Bad Hersfelder. „Das Lullusfest hat – seit ich denken kann – mit hoher Qualität gepunktet. Die Neuigkeiten vom Oktoberfest kommen seit jeher direkt zu uns. Die Auswahl der Schaustellerbetriebe, das Wahren einer uralten Tradition, die Pflege von Brauchtum und die zentrale Lage des Vergnügungsparks mitten in der Stadt – das sind die Geheimnisse unseres Erfolgs.“
Und ja, Hans-Jürgen Eichenauer kann es noch. Mit kräftiger Stimme rezitiert er die letzte Passage aus der Rede, die der Feuermeister beim Löschen des „uralten Brandes“ hält: „Schüttet in den Flammenschein nun des Wassers Todesstrahl. Und mit Erde decket ein Feuer und verkohltes Holz. Während wir zum letzten Mal rufen unser ‚Bruder Lolls‘…“ (Stefanie Harth) +++