Podiumsdiskussion

Landtagswahlkampf: Energiewende ja, aber nicht unbedingt im Gieseler Forst

Die Diskutanten im Bürgerhaus Johannesberg
Fotos: Marius Auth

11.10.2018 / FULDA - Erst im November 2017 wurden die Windkraft-Planungen für den Gieseler Forst beendet. Kein Wunder, dass die Bürger rund um Harmerz weiter sensibilisiert sind - und wissen wollen, wie die Landtagskandidaten zum Thema stehen. Am Mittwochabend hatte die VFB (Von den Bürgern - für die Bürger) zur Diskussion ins Bürgerhaus Johannesberg geladen, um den Politikern auf den Zahn zu fühlen.


Gekommen waren Markus Hofmann (für Silvia Brünnel, Grüne), Michael Wahl (Die Linke), Philipp Ebert (SPD), Thomas Hering (CDU), Dieter Krach (Freie Wähler) und Mario Klotzsche (für René Rock, FDP). Das Fehlen der AfD wurde von Gastgeber Georg Herget, Sprecher der VFB, lapidar damit erklärt, dass diese Partei demokratische Grundwerte verletzt habe. Der Politikverdrossenheit wolle man mit der Podiumsdiskussion entgegenwirken und den Bürgern bei Themen, die unter den Nägeln brennen, Aufklärung ermöglichen. Zu diesem Behufe wurde Moderator Michael Hamperl verpflichtet, der sich wertende Kommentare zum Unmut des Publikums im Verlauf des Abends nicht verkneifen wollte. Sieben Fragen wurden gestellt, zu sechs davon hatten sich die Diskutanten vorbereiten können.

Dass die Energiewende kommen muss, da waren sich alle einig, nur: Wie und vor allem wo? Während sich die ersten sechs Fragen über Energiemix, Abstandsregelungen und Genehmigungsprozedere der Causa näherten, mussten die Diskutanten am Ende Farbe bekennen: Ja oder Nein zu Windrädern im Gieseler Forst? Markus Hofmann von den Grünen bejahte - wenn die gesetzlichen Vorgaben und Abstandsregelungen eingehalten würden. Philipp Ebert von der SPD wollte keine grundsätzliche Ablehnung als Präzedenzfall entstehen lassen und gab zu bedenken, dass die Bürger dagegen seien und vor Ort der Bau wenig Sinn machen würde. Ähnlich äußerte sich Thomas Hering von der CDU, der zuvor dafür plädiert hatte, beim Energieangebot keine Denkverbote zuzulassen: In der Schwachwind-Lage vor Ort seien die Windräder wenig profitabel. Auch Mario Klotzsche von der FDP verneinte, er hatte in der vorausgegangenen Diskussion dafür plädiert, die EEG-Umlage abzuschaffen. Neben der mangelnden Bürgerakzeptanz müssten Infrastruktur und Netze überdacht werden. Michael Wahl von der Linken erläuterte die rechtlichen Rahmenbedingungen: Die Regelungen erlaubten es, Windräder zu errichten - er wünsche sich nur, dass nicht gegen den Willen der Bürger ausgebaut werde. Der Klimawandel sei allerdings Realität - deswegen müsse etwas unternommen werden. Dieter Krach von den Freien Wählern wollte sich nicht entscheiden, da er von den Gegebenheiten vor Ort keine Kenntnis habe. Zentralplanerische Vorgehensweisen von oben nach unten würden aber keine Akzeptanz bei der Bevölkerung finden.

In der anschließenden Publikums-Fragerunde wurde der Unmut der Bürger greifbar: Schutz von Eigentum und Gesundheit funktionierten angesichts großzügigerer Abstandsregelungen in Bayern ganz gut, warum denn nicht auch in Hessen? Hofmann konterte, die Gesundheit der Menschen werde durch eine gute Klimapolitik geschützt. Fotograf Walter Rammler von den Grünen gab aus dem Publikum zu bedenken, dass bei vollzogener Windkraft-Umsetzung im Gieseler Forst 70-80 Prozent des Fuldaer Strombedarfs gedeckt seien - und bekam prompt die Frage zurück, wie man das Abholzen einer Trauerweide beklagen, das von zig Hektar Wald aber befürworten könne. (Marius Auth) +++

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