Notrufmissbrauch und falsche Verdächtigung
Psychoterror am Telefon: Anklage gegen Ex-AfD-Jugend-Vorstand erhoben
Foto: O|N
29.09.2018 / FULDA -
Weil er im Februar 2017 bei der Notrufnummer der Polizei angerufen, sich als Andreas Goerke von "Fulda stellt sich quer" ausgegeben und behauptet haben soll, er habe seine eigene Frau ermordet, ist jetzt gegen Toni R., ehemaliger Vorstand der hessischen AfD-Jugendorganisation, Anklage erhoben worden. Wie die Staatsanwaltschaft Fulda bestätigt, war die falsche Bezichtigung damals von der Polizei aufgezeichnet worden. Der angebliche Mord hatte einen größeren Polizeieinsatz bei Andreas Goerke ausgelöst. "Am 11. Februar stand ich mit erhobenen Händen in meinem eigenen Haus. Die Polizei stand mit gezogener Waffe vor meiner Tür", so Goerke. Der Grund: Ein damals Unbekannter hatte aus einer Telefonzelle in Fulda-Kohlhaus die Polizei angerufen, sich als Andreas Goerke ausgegeben und mit grausamen Details beschrieben, wie er seine Frau getötet habe. Die Ermittler sind sich heute sicher, dass es sich dabei um Toni R. gehandelt hat.
Manuela Goerke erinnert sich noch heute mit Schaudern an den Psychoterror, dem sie und ihre Familie in diesen Wochen ausgesetzt war. Nicht bestellte Pizzen, Pornohefte, Kataloge und Bücherpakete - viereinhalb Meter war der Stapel der angeblich von Goerkes georderten Waren hoch. Dann ein Feuerwehreinsatz, weil es bei ihnen angeblich gebrannt hat. Das alles hätten sie bis dahin mehr oder weniger als schlechten Scherz abgetan. Nachdem ihr Mann aber als mutmaßlicher Mörder von der Polizei verhört worden war, sei es ihm sehr schlecht gegangen. Die Terrorkampagne gipfelte in einer anonymen Morddrohung gegen Sohn Lucas. "Ich hatte noch niemals soviel Angst im eigenen Haus", erinnert sich Manuela Goerke.
Während sich die meisten dieser Vorfälle nicht aufklären ließen, hatte die Polizei nicht nur den Mitschnitt des ersten Notrufmissbrauchs gespeichert, sondern zusätzlich Fingerabdrücke in der Telefonzelle in Kohlhaus gesichert. Außerdem soll Toni R. gegenüber einem Zeugen mit seiner Tat geprahlt haben, was dieser Zeuge dann bei der Polizei anzeigte. Bei der Vernehmung bestritt der Beschuldigte aber, Urheber des Anrufs gewesen zu sein und verweigerte eine Stimmprobe zum Abgleich abzugeben. Deshalb wurde der Stimmmitschnitt einigen Zeugen vorgespielt, die Toni R. zweifelsfrei erkannt haben sollen. "Die haben ihn alle hingehängt", erklärte ein Zeuge.