Wohnortnahe Hilfe bei Problemen

Neue Tagesklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie eröffnet

Das Gebäude in der Schumanstraße 34 in Fulda
Fotos: Marius Auth

27.09.2018 / FULDA - Vor zehn Jahren wurde die psychosomatische Versorgung am Klinikum Fulda etabliert. Im ehemaligen Dialysezentrum in der Schumannstraße 34 in Fulda wurden am Mittwoch auf 450 Quadratmetern die neuen Räume der Tagesklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie eingeweiht. Durch die Vergrößerung soll auch dem gestiegenen gesellschaftlichen Bedarf an kurzfristiger Hilfe Rechnung getragen werden.


Körperliche Beschwerden, chronische Schmerzen oder Lähmungen, für die keine eindeutige Ursache gefunden wird, beruhen oft auf großer innerer Anspannung. Die Ursachen sind vielfältig: belastende Lebensereignisse, Konflikte am Arbeitsplatz oder in Familie und Partnerschaft. Eine stationäre oder tagesklinische Behandlung macht Sinn, wenn solche Beschwerden den Alltag stark beeinträchtigen. Im ehemaligen Dialysezentrum, das in den letzten sechs Monaten kernsaniert wurde, konnte auch das medizinische Versorgungszentrum Psychosomatik unterkommen. Durch die kurzen Wege sollen zeitnahe Therapieerfolge für Patienten vereinfacht werden.

 Bewegungsräume, Kunsträume, Gesprächsräume und die Küche präsentieren sich in heller Anmutung, 450.000 Euro wurden vom Klinikum Fulda investiert, das als Pächter fungiert. Die Immobilie gehört der Stadt Fulda. Die niedrigschwellige Behandlung soll die wohnortnahe Versorgung für die Bürger der Region verbessern: "Eine Tagesklinik für Psychosomatik gibt es im Umfeld gar nicht, stationär gibt es Angebote in Bad Neustadt oder im Vogelsberg. Die psychiatrische Tagesklinik am Klinikum Fulda hat zwar ein überlappendes Behandlungsangebot, ist aber eher für Psychosen, Schizophrenie und verwandte Krankheitsbilder gedacht. Wir waren vorher in beengten Räumlichkeiten am Klinikum untergebracht, die neue Immobilie erlaubt es, auch unser Behandlungsspektrum auszuweiten: Etwa ein Drittel der Bevölkerung weist innerhalb eines Jahres eine psychische Erkrankung auf. Die Bedeutung solcher Erkrankungen ist erst in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit bekannt geworden", erläutert Klinikdirektorin Dr. Anna-Maria Budczies.

 Die gesamte Psychosomatik am Klinikum Fulda wird von vier Teams mit eigenen Schwerpunkten gehandhabt: In der Schumannstraße können 28 Patienten in zwei Gruppen behandelt werden. In der neuen Tagesklinik wird auch das Thema Familie in den Fokus gerückt: "Wir behandeln erkrankte Eltern, denken aber die Kinder und das gesamte Familiensystem mit. Psychische Erkrankungen können sich über Generationen tradieren. Je schneller es den Eltern besser geht und je schneller sie sich selbst verstehen, desto besser für die Kinder. Besonders bewährt hat sich hier unsere Zusammenarbeit mit der Erziehungsberatungsstelle. Die Hemmschwelle der Kooperation ist niedrig, die Erziehungsberatungsstelle bietet wiederum eine Gruppe für Kinder psychisch belasteter Eltern. Viele ehemalige Patienten von uns nehmen daran teil."

 Das zweite Team der Tagesklinik bietet eine spezielle Therapie für schwer traumatisierte Patienten an. Traumaexponierende Techniken zur Desensibilisierung sollen helfen, die Folgen der Traumatisierung zu lindern. Auf der Station 5C des Klinikums Fulda behandeln zwei weitere Teams Patienten aus dem Spektrum der psychosomatischen Erkrankungen: Dissoziative Störungen, Somatisierungsstörungen, Angststörungen und Depressionen, die mit deutlichem körperlichem Anteil einhergehen, gehören ebenso dazu wie chronische Schmerzen und Anpassungsstörungen bei schweren körperlichen Erkrankungen. Zum Konzept am Klinikum gehören die sogenannten "großen Schmerzkonferenzen", bei denen Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen wie Neurochirurgen, Neurologen oder Orthopäden bei besonders komplizierten Fragen Rat suchen.

 Behandelt wird sowohl stationär als auch mit dem integrierten Tagesklinik-Konzept: "Das Behandlungsteam bleibt gleich, nur dass der Patient abends nach Hause geht. Das erleichtert, bereits Erreichtes umzusetzen. Wenn die Patienten weiter im Alltag psychosoziale Unterstützung brauchen, empfehlen wir die psychosozialen Beratungsstellen in der Stadt, um einen nahtlosen Übergang zu ermöglichen. Jeder Patient, der bei uns in Behandlung war, kann zudem nach der Entlassung an einer unserer Selbsthilfegruppen teilnehmen. Im medizinischen Versorgungszentrum Osthessen, das jetzt direkt hier in der Schumannstraße angegliedert wurde, können wir in begrenztem Ausmaß auch psychotherapeutische Nachsorgegespräche anbieten", so Budczies. Nach einer wohnortfernen stationären psychosomatischen Behandlung kämen Patienten häufig mit der Frage nach einer tagesklinischen Behandlung ans Klinikum. Durchs neue Kennenlernen des Teams würde die Behandlung quasi neu beginnen müssen - Lebenszeit-Zeitverschwendung, meint Budczies. Bei einer wohnortnahen integrativen Behandlung würden die Phasen effizienter verzahnt. (Marius Auth) +++

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