"Es gibt keinen Planet B"

Grüner Minister und Wahlkämpfer Tarek Al-Wazir wirbt um Stimmen


Fotos: Martin Engel

20.09.2018 / FULDA - Es ist Wahlkampf in Hessen - die Zahl der Plakate wächst mit den Terminen der Politprominenz um die Wette und so verwundert es die Passanten auf dem Fuldaer Uniplatz nur wenig, dass ein leibhaftiger Grüner Minister aus Wiesbaden in die Barockstadt gefunden hat. Der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir steht vor einer unübersehbaren Weltkugel mit dem Aufdruck "Es gibt keinen Planet B" und referiert aus dem Stegreif über den Klimawandel und dessen Herausforderungen. "Keine Angst, ich kann Klima und Wetter unterscheiden: Nicht jeder heiße Sommer ist gleich eine Klimakatastrophe, nicht jede Minustemperatur im Winter bedeutet eine neue Eiszeit", relativiert er jegliche Hysterie. Dennoch lasse sich nicht wegdiskutieren, dass die heißesten Augustmonate seit Beginn der Wetteraufzeichnung die der letzten fünf Jahre seien. 



Auf dem Uniplatz brennt wie zum Beweis während seines Appells für umweltfreundlichere E-Autos und mehr öffentlichen Nahverkehr, für Schiene und erneuerbare Energie an diesem Septembertag die Sonne wie im Hochsommer. Die Zuhörer sind an diesem Nachmittag wohl überwiegend Grünenmitglieder und -wähler, die den Ausführungen des 47-Jährigen zustimmend Beifall klatschen - Widerspruch oder Einwände sind nicht zu hören. "Ich will hier keine Volksreden halten, obwohl das auch mein Job ist", beendet Al-Wazir sein Referat und stellt sich anschließend den Fragen am Stand der Fuldaer Grünen. 

"Die Causa Maaßen ist ein Stück aus dem Tollhaus"

Natürlich ist auch die Bundespolitik Thema im hessischen Landtagswahlkampf. Al-Wazir runzelt die Stirn, als er zur "Beförderung" von Ex-Verfassungspräsident Hans-Georg Maaßen zum Staatssekretär im Innenministerium gefragt wird. Ein Stück aus dem Tollhaus sei die Belohnung eines Mannes in dieser Position, der ohne Not seine eigenen Verschwörungstheorien in der Bild-Zeitung ausgebreitet habe und gemeinsam mit Horst Seehofer das Ziel verfolge 'Merkel muss weg'. Auch die SPD und die Große Koalition insgesamt hätten in diesem Trauerspiel eine unterirdische Rolle gespielt. Das ausschließliche Kreisen um sich und den eigenen Nabel stoße die Wähler vor den Kopf und schade der Demokratie, die tatsächlich in Gefahr sei - wie man in Chemnitz allzu deutlich sehen konnte.

Doch der Minister ist bekennender Optimist: "Unsere Verantwortung in der Landesregierung hat Hessen grüner und gerechter gemacht, und zwar bei Energiewende, Verkehrswende und Agrarwende und so auch die Gesellschaft zusammengehalten", resümiert er. Das honorierten die Leute. Und das spiegelten auch die guten Umfrageergebnisse in Bayern und Hessen wider. "Aber für gute Umfragen kann ich mir nix kaufen - nur das Wahlergebnis am 28. Oktober zählt", wehrt er die Bitte um einen Wahlprognose ab. "Wenn ich Wahlergebnisse vorhersagen könnte, wär ich auch Lottogewinner!" Deshalb lautet sein Appell zum Schluss, sich darüber bewusst zu sein, welches Geschenk das Recht auf freie Meinungsäußerung und Stimmabgabe sei und am 28. Oktober unbedingt zur Wahl zu gehen.(ci)+++

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