Zuhause für vier Igelkinder

Erst verwaist, jetzt Handaufzucht: Emil, Erik, Simba und Orion haben Glück


Fotos: Miriam Rommel

20.09.2018 / FULDA - Unter einem Apfelbaum schlummern die vier Igelkinder Simba, Orion, Erik und Emil. Gut geschützt in separaten Käfigen, eine lauwarme Wärmflasche unter den runden Bäuchen, lässt es sich hier offenbar besonders gut schlafen. Dass die nachtaktiven Tiere allerdings überhaupt noch leben, verdanken sie Miriam und Kerim aus Eichenzell.



Erst vor ein paar Tagen bekam Miriam, die im Verein Tierschutz Fulda und Umgebung aktiv ist, die putzigen Igel. „Mir war es einfach wichtig zu helfen.“ Dafür, so schmunzelt sie, „stehen wir auch gerne alle eineinhalb Stunden nachts auf, um die Winzlinge zu füttern.“ Die Kleinsten, die gerade mal rund 50 Gramm auf die Waage bringen, bekommen Katzenaufzuchtmilch, Igelkind Erik macht derweil die ersten Versuche mit Nassfutter.

„Leider weiß man nie, ob man auch alle durchbekommt.“ Traurig schaut die junge Frau auf Sorgenkind Emil, streichelt ihm sachte seitlich über den weichen Flaum. „Am Anfang war er noch recht agil, seit gestern aber regt er sich kaum.“ Emil, so erzählt sie, hätte unter unzähligen Zecken und Flöhen gelitten. „Wir haben versucht, das ganze Ungeziefer mit der Hand abzusammeln, chemische Mittel würde er noch nicht so gut vertragen.“

Die anderen drei stacheligen Gefährten machen aber, zum Glück, bisher einen guten Eindruck. „Tagsüber schlafen sie viel, werden eigentlich nur wach, wenn sie Hunger haben.“

Was alle Igel verbindet, die gerade bei Miriam wohnen, ist ihre traurige Geschichte. Erich wurde zum Beispiel in einer Fuldaer Wohnsiedlung gefunden. „Wie ich hörte, haben Kinder ihn mit einem Stock geärgert. Eine Frau hat das gesehen und ihn zum Tierschutzverein gebracht.“ Emil, so erzählt sie weiter, hätte tagsüber bei einer älteren Dame im Garten gesessen. „Er muss sich nicht mehr bewegt haben, und das über Stunden. Also ist auch er bei uns gelandet.“

Anita Burck vom Tierschutzverein Fulda und Umgebung betreut das Igeltelefon des Vereins. „Seit Anfang September brachte man uns 31 verwaiste Jungtiere. Das ist wesentlich mehr, als in den vergangenen Jahren.“ Die ehrenamtliche Helferin glaubt, dass der Höhepunkt dieser Entwicklung noch nicht erreicht ist. „Täglich bekommen wir Anrufe aus der ganzen Region von Menschen, die kleine Igel gefunden haben und nicht wissen, was sie mit den Tieren tun sollen.“

„Wahrscheinlich“, sagt sie, sei der extreme Hitzesommer in Verbindung mit der langanhaltenden Trockenheit schuld an der aktuellen Situation. „Die Muttertiere finden kaum Nahrung, es gibt wenige Insekten, auch das Wasser ist knapp.“ Dadurch verendeten einige adulten Tiere, andere würden zu wenig Milch produzieren. „Alle Wildtiere haben es im Moment ziemlich schwer.“ Aus diesem Grund appelliert Burck an alle Menschen: „Stellen Sie bitte Katzenfutter für die Igel, Nüsse für Eichhörnchen oder Vogelfutter draußen parat. Aber auch eine einfache Schale mit Wasser kann zurzeit Leben retten.“  

Sollte man einen Igel tagsüber sehen, solle man ein genaues Auge auf das eigentlich nachtaktive Tier werfen. „Meist stimmt dann nämlich etwas nicht.“ Mit einem Anruf beim Tierschutzverein kann man sich kostenlos informieren, was in einem solchen Fall zu tun ist. Emil, Erik, Orion und Simba hatten Glück im Unglück, sie werden nun liebevoll aufgepäppelt. „Wir hoffen, dass sie ganz schnell zunehmen, damit wir sie im Herbst wieder freilassen können.“ (Miriam Rommel) +++

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