Großer Glanz und eine Dackeldame
Vocal-Pop-Band Onair gibt umjubeltes Konzert in der Katharinenkirche
Fotos: Kulturverein KUKI Schlüchtern
14.09.2018 / STEINAU a. d. STRAßE -
Was soll man sagen? Einfach nur: Wow! Oder besser: Wau! Denn beim umjubelten Konzert der famosen Vocal-Pop-Band Onair in der bis zum letzten Platz gefüllten Katharinenkirche saß Dackeldame Conny in der ersten Reihe – sehr zum Vergnügen der fünf Stimmakrobaten aus Berlin.
Die Senkrechtstarter der internationalen a-cappella-Szene, die in kürzester Zeit alle wichtigen Preise ihrer Branche abräumten, haben nach eigenem Bekunden schon viel erlebt. „Aber Tiere in der ersten Reihe, das ist neu“, staunte Tenor André Bachmann.
Tja – Willkommen im Bergwinkel! Dort, wo alles ein bisschen anders ist – vielleicht auch familiärer, wie Heide Buhmann vom Vorstand des Kultur- und Kinovereins KUKI in ihrer Begrüßungsrede deutlich machte. Und sie prophezeite, was Sekunden später eintraf: „Das wird ein großer Abend, ich habe schon ganz weiche Knie.“
Und tatsächlich: Onair erzeugen durch ihre Stimmen und fantastischen Vokal-Arrangements eine derartige Leuchtkraft, dass sich die Kulturkirche auf dem Kumpen mit den ersten Tönen in einen magischen Ort verwandelte. Offensichtlich ist die Märchenstadt Steinau geradezu prädestiniert für Erlebnisse dieser Art.
Onair präsentieren zurzeit ihr neues Programm „Vocal Legends“ und ziehen damit den Hut vor Sängerinnen und Sängern, die Musikgeschichte geschrieben haben. Eine höchst persönliche Auswahl ist es überdies, denn mit der dargebotenen Musik verbinden die Künstler besondere emotionale Erlebnisse. Die Auswahl reicht von dem strahlenden Radio Ga Ga (Queen) über den geradezu ätherisch dahinschwebenden Sehnsuchtssong Stairway To Heaven (Led Zeppelin) bis hin zu einer Grönemeyer-Interpretation, die dem Lied „Der Weg“ neue Wendungen gibt. Es ist, als seien die Noten frisch poliert und zu einem Klang-Mosaik zusammengesetzt worden, dessen Strahlen ein völlig neues Sinnes-Erlebnis ermöglicht.
Auch davon lebt das Stimm-Spektakel auf der Bühne: Da stehen unterschiedliche Typen, die ihre Einzel-Profile sowohl äußerlich als auch gesanglich herauszumeißeln verstehen und sie dennoch jederzeit zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen lassen können. Das gilt für die Punk-Lady Marta Helmin, die mit ihrer Sopranstimme einem Whitney-Houston-Song wunderbares neues Leben gibt, ebenso wie für den empfindsamen Dandy Kristofer Benn und seinen beweglichen Bass. Die Beatbox auf zwei Beinen, Patrick Oliver, verkörpert den Berufsjugendlichen in Lederjacke und T-Shirt. Er ist die Prise Rock im Gesamtmenü. Und der Tenor? Der ist der Hipster und emotional berührt, wenn Hundedame Conny in der ersten Reihe auf Frauchens Schoß einschläft.
Ansonsten schläft in der Katharinenkirche niemand: Frenetischer Applaus im Stehen, Jubelrufe und die wunderbare Zugabe „Für Immer und Dich“ (Rio Reiser) beschließen den Abend. Zu dem man nur sagen kann: Wow! Oder: Wau! (Dorothee Müller) +++