Krankheitsausfall über hessischem Schnitt

Mehr Osthessen leiden unter Rückenschmerzen - Neuer DAK Gesundheitsreport

Der DAK Gesundheitsreport führt Rückenschmerzen als Hauptgrund für Arbeitsausfälle - (v.l.) PD Dr. med. Thomas Menzel, Christian Beser, Prof. Dr. med. Robert Behr und Dr. med. Sebastian Gärtner
Fotos: Leyla Rommel

12.09.2018 / REGION - Immer mehr Osthessen leiden unter Rückenschmerzen - das ist das Fazit des Gesundheitsreports der DAK. Am Mittwoch wurde der Bericht von 2017 im Klinikum Fulda vorgestellt. Dabei zeigte sich, dass Krankenstand in der Region um 0,3 Prozent gestiegen ist, 4,7 Prozent der Arbeitnehmer werden täglich krankgeschrieben. Damit liegt die Region über dem hessischen Schnitt. Beschwerden im Muskel-Skelett-System sind nach wie vor der Hauptgrund für Arbeitsausfälle, danach kommen Erkrankungen der Atemwege, auf Platz drei liegen psychische Erkrankungen. "Rückenschmerzen sind seit vielen Jahren die häufigste Diagnose", sagt Christian Beser, Leiter des Servicezeitrums der DAK. "Drei Viertel der Bewohner der Landkreise Fulda und Vogelsberg beklagen Rückenschmerzen in den letzten zwölf Monaten. Im Vergleich zu 2003 waren es damals noch 20 Prozent weniger."



Am häufigsten gäbe es Fälle mit akuten Rückenschmerzen, allein die Hälfte der Betroffenen stuft die Stärke der Schmerzen auf einer Skala von null bis zehn in der Mitte ein. "Hessen liegt im bundesweiten Vergleich auf Platz sieben, was Rückenprobleme betrifft", so Beser. "Doch nur ein geringer Teil melde sich tatsächlich aus diesem Grund krank." Bezogen auf 100 Beschäftigte kommen die Osthessen auf 92,2 Fehltage wegen Rückenschmerzen, eine Krankschreibung dauert rund zwölf Tage. "Häufige Ursachen, die von Patienten genannt werden, sind unter anderem körperliche Belastung, Unzufriedenheit am Arbeitsplatz aber auch Übergewicht", sagt Beser. Die Behandlung erfolge größtenteils durch Physiotherapie, etwa die Hälfte der Patienten greift auch auf Schmerzmittel zurück.

"In den letzten Jahren hat es vermehrt operative Fälle gegeben", sagt Prof. Dr. med. Robert Behr, Direktor der Klinik für Neurochirurgie. "Doch das ist nicht immer eine Lösung. Im Gegenteil, die Beschwerden können danach manchmal sogar schlimmer werden." Ursachen für die gehäuften Krankheitsfälle zu finden, sei nicht einfach. "Gerade Bandscheibenfälle haben ihre Wurzeln oftmals in der genetischen Veranlagung. So kann es auch in jüngerem Alter bereits dazu kommen." Einen möglichen Grund, weshalb gerade die Region einen erhöhten Wert von Rückenbeschwerden aufweist, sieht Behr wie folgt: "Die Ursachen zu ermitteln ist schwierig, doch wir leben in einer ländlich geprägten Region mit ländlichem Erwerb. Zum Teil wird hier einfach stärkere körperliche Arbeit geleistet."

Anzeichen beachten und Prävention leisten

Als Faustregel gilt, wenn die Beschwerden länger als sechs Wochen andauern, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Aber auch schon davor, wenn sich Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen einschleichen, man das sogenannte "Ameisenkribbeln" spürt. Dr. med. Sebastian Gärtner sieht einen wichtigen Punkt in der Prävention: "Schon im jungen Alter sollte man mit Rückenschule vorsorgen. Wir haben heute mehr Patienten als früher, unter anderem auch altersbedingt. Aber auch viele jüngere Patienten weisen bereits Verschleiß auf, viele sind muskulös nicht gut ausgeglichen." Mit konsequentem Engagement und der richtigen Anleitung könne man dem jedoch entgegenwirken.

Behr sieht auch die Schulen als einen wichtigen Anlaufpunkt. "Der Sportunterricht ist noch eher auf klassische Disziplinen ausgelegt. Dabei wäre es wichtig, dass man das Gesundheitsbewusstsein schon im frühen Alter fördert und stärkt, was zum Beispiel Ernährung aber auch die Rückenmuskulatur betrifft." (Leyla Rommel) +++

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