NACHGEDACHT 280
Lebensläufe... - Sonntagsgedanken von Christina Lander
Foto: ON-Archiv
09.09.2018 / FULDA -
Als Schüler ist es nicht besonders spannend, wenn Lebensläufe von berühmten Menschen im Unterricht vordiktiert werden. Man muss schon ein richtiger Fan von einer Person sein, um alle Daten und Hintergründe im Nachgang beim Lernen draufzuhaben und zu behalten. Zum Beispiel zeigte ich mich damals im Deutsch-Leistungskurs nicht gerade begeistert, Jahreszahlen von Goethes Wirken auswendig lernen zu müssen. Für mich war das absolut totes Wissen, was ich nie brauchen würde.
Irgendwann kommt man dann sogar noch einmal selbst dazu, gezwungenermaßen einen eigenen Lebenslauf zu verfassen, denn wir müssen spätestens für die erste Bewerbung einen solchen vorlegen. Bei uns normal Sterblichen zählen allerdings nur die Leistungen und Schulabschlüsse, anderes interessiert kaum, auch wenn der erste Urlaub oder das Kennenlernen geliebter Menschen wohl für uns persönlich ganz große Punkte sind.
Worauf ich aber eigentlich hinaus will: In der letzten Woche erzählte mir eine Frau ihren Werdegang, ich war danach wirklich begeistert. Sie konnte jedes einzelne Jahr mit einer interessanten Geschichte verbinden, stellte besondere Ereignisse anhand der Daten heraus und spannte so einen roten Faden durch ihr Leben. Wenn Jahre, Daten und Zahlen an Bedeutung für ein ganzes Leben gewinnen und am Ende einen größeren Sinn ergeben, finde ich das wirklich sehr heilsam.
Ein Leben in bloße Daten zu kategorisieren, hielt ich immer für reduziert, aber eigentlich bildet ein Lebenslauf doch viel mehr ab: was wir geworden sind. Das ist im besten Fall etwas, das wir immer werden wollten, ansonsten ist es an der Zeit, neue Daten mit neuen Ereignissen zu schreiben. Dass ich übrigens doch einmal die Daten Goethes spannend finde, hätte ich nie gedacht. Naja, was man nicht alles glaubt und dann doch wahr wird...(Christina Lander) +++