SV Flieden - FC Gießen 1:1 (1:1)

Wahnsinn am Weiher: Buchonen ärgern Ligaprimus Gießen

Mit vollem Einsatz stemmten sich Luca Gaul (l.) und Kemal Sravan (r.) vom SV Flieden Barbaros Koyuncu (m.) und dem FC Gießen entgegen.
Fotos: ON|Sport

09.09.2018 / FLIEDEN - Dicke Überraschung am Fliedener Weiher: Fußball-Hessenligist SV Flieden trotzte am Samstagnachmittag dem großen Favoriten FC Gießen ein 1:1 (1:1)-Unentschieden ab und sorgte dafür, dass die Mittelhessen im neunten Spiel das erste Mal nicht als Sieger vom Feld gingen. Kemal Sarvan brachte die Hausherren per Elfmeter in Führung, Cem Kara glich noch vor der Pause aus.



Im Königreich ließ so mancher Favorit schon Federn, wie etwa in der letzten Saison Borussia Fulda und der TSV Lehnerz. Auch der FC Gießen, der mittelhessische Fusionsverein aus Teutonia Watzenborn-Steinberg und VfB Gießen, bekam Fliedens Galligkeit am heimischen Weiher zu spüren. Einstellung, Leidenschaft, Wille – bei den Buchonen stimmte alles.

In der gutklassigen, durch hohes Tempo geprägte Begegnung spielten die Hausherren von Trainer Meik Voll, der Neuzugang Taras Zaviiskyi in die Startelf beförderte, von Beginn an mutig mit. Schon nach einer Minute tauchte Sturmtank Fabian Schaub vor dem Kasten auf, bei seinem Kopfball, der letztlich klar sein Ziel verfehlte, stand Fliedens Torjäger aber ohnehin im Abseits.

Acht Minuten später lag der Ball im Gießener Kaste. Schaub wurde im Sechzehner von Kevin Nennhuber gelegt und Schiedsrichter Andre Klein entschied auf Elfmeter. Kemal Sarvan, der in der Nachspielzeit noch die Ampelkarte sah, trat an und vollstreckte sicher zur zum Zeitpunkt verdienten Führung (9.). Es dauerte über 20 Minuten, bis die Gäste ihren ersten nennenswerten Abschluss hatten. Ex-Profi Michael Fink zog ab, Torwart Lukas Hohmann war trotz kleiner Unsicherheit zur Stelle (22.).

Nur eine Minute später zeigte der FCG, warum er mit acht Siegen aus acht Spielen an der Spitze der Hessenliga thront. Mit der zweiten Aktion und einem sehenswerten Spielzug traf die Elf von Daniyel Cimen zum Ausgleich. Timo Cecen bereitete stark vor und Cem Kara schloss, auch begünstigt durch Zellers Ausrutscher, eiskalt zum 1:1 ab (23.). Zwar blieben die ganz großen Möglichkeiten anschließend aus, ansehnlich war die rassige und intensive Partie aber weiterhin.

„Wir haben heute den Punkt geholt, den wir am Mittwoch nicht geholt haben. Die Jungs haben Moral bewiesen“, lobte nach dem Spiel Trainer Meik Voll seine Elf. Und die Fliedener, sie durften kurz vor dem Seitenwechsel beinahe ein zweites Mal jubeln. Andre Leibold versuchte sich aus spitzem Winkel, ein Gießener war noch am Ball und das Leder strich nur knapp am langen Pfosten vorbei (38.). Mit dem Unentschieden ging es in die Kabinen und das freudige Publikum am Weiher hoffte auf eine ähnliche zweite Halbzeit und eine Überraschung gegen den Favoriten.

Und die Hausherren, sie blieben mit ihrer auf schnellem Umschaltspiel ausgelegter Spielweise stets gefährlich. Schaub schickte Röhrig steil, der in der Mitte Zaviisky fand – doch der Neuling verpasste die neuerliche Führung nur knapp (49.). Und die Gäste? Die wussten spielerisch – gerade durch punktgenaue Diagonalbälle – durchaus zu gefallen. Doch hochkarätige Chancen blieben Mangelware. Bis zur 64. Minute.

Ex-Profi Fink mit einem dieser starken Bälle in den Lauf von Johannes Hofmann, über Umwege kam der Ball zum eingewechselten Markus Müller und dessen gekonnte Direktabnahme per Scherenschlag strich nur knapp über die Latte. Kurz darauf traf der starke Röhrig nach einem dieser Fliedener Gegenstöße nur das Außennetz (73.). Von der Anzahl und der Qualität der Gelegenheiten waren die Hausherren dem zweiten Treffer näher als die Gäste.

„Hätte Marc Röhrig Taras Zaviisky gesehen, wäre es der Dolchstoß gewesen“, sagte Trainer Voll und meinte die Szene, als Röhrig sich erst den Ball stark erkämpfte, aufdrehte – anschließend aber den Ball auf den eingewechselten Hagemann statt links auf Zaviisky zu spielen. Unterm Strich aber, sagte Voll, sei das Resultat in Ordnung gegangen. Ähnlich sah es sein Gegenüber, Daniyel Cimen.

„Wir haben in der Offensive nicht die ganz große Durchschlagskraft gehabt“, stellte Cimen richtigerweise fest, „aber ich weiß, wie schwer es in Flieden ist und dann muss man sich mit einem Punkt auch einmal zufriedengeben.“ Und Volls Buchonen, sie zeigten einmal mehr, dass sie gegen Größen der Hessenliga über sich hinauswachsen können. (Tobias Herrling)

 
DIE STATISTIK ZUM SPIEL:

SV Flieden: Lukas Hohmann – Luca Gaul (63. Sascha Rumpeltes), Nico Hohmann, Marc Röhrig, Andre Leibold, Andreas Drews, Kemal Sarvan, Taras Zaviisky, Niko Zeller, Fabian Schaub (68. Lukas Hagemann), Tobias Bartel.

FC Gießen: Tolga Sahin – Kevin Nennhuber, Christopher Schadeberg, Johannes Hofmann (87. Mirkan Kara), Timo Cecen, Cem Kara, Barbaros Koyuncu (80. Tim Korzuschek), Michael Fink, Damjan Marceta (56. Markus Müller), Ricardo Antonaci, Alban Lekaj.

Schiedsrichter: Andre Klein (Frankfurt am Main).

Zuschauer: 500.

Tore: 1:0 Kemal Sarvan (9., Foulelfmeter), 1:1 Cem Kara (23.).

Gelb-Rote Karte: Kemal Sarvan (Flieden, 90., wiederholtes Foulspiel). +++

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