400 Unternehmer in der Orangerie

25. Fuldaer Wirtschaftstag: Rezepte für eine positive Zukunft trotz Handelskrieg

Michael Döppner, IHK Hauptgeschäftsführer Stefan Schunck, Anika Wittke, Monika Hauss-Schmid, Dr. Christian Gebhardt, Referent Prof. Dr. Michael Roth und IHK Präsident Bernhard Juchheim.
Fotos: Hendrik Urbin

08.09.2018 / FULDA - „Lust auf Zukunft: Ideen – Bewegung - Aufbruch“: Unter diesem Motto veranstaltet die Industrie- und Handelskammer Fulda am heutigen Freitag den 25. Fuldaer Wirtschaftstag im Hotel Maritim mit über 400 osthessischen Unternehmern. Der bedeutende Wirtschaftstag feiert sein silbernes Jubiläum und ist im osthessischen Wirtschaftsleben unverzichtbar. Rund 150 prominente Referenten haben im Laufe der Jahre insgesamt rund 10.000 Gästen die aktuellen Wirtschaftsthemen mit all ihren Facetten näher gebracht.

Die Schwerpunkte sind unterschiedlich und an den aktuellen Lagen in Wirtschaft und Politik in einer globalen Wirtschaftswelt orientiert. 
Top-Referenten wie Richard David Precht, einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum, der Genetiker Markus Hengstschläger oder der Soziologe Heinz Bude widmen sich ganz unterschiedlichen Facetten des Themas Zukunft.

"Wir leben in einem Zeitalter des Wandels, des digitalen und demografischen Wandels, des Wandels in der Mobilität. Es kommt darauf an, dass wir die Chancen dieses Wandels erkennen und nutzen", so IHK-Präsident Bernhard Juchheim in seiner Begrüßungsrede. Der Wirtschaftstag soll Mut machen trotz der vielfältigen globalen Probleme und Herausforderungen. Als Beispiel benannte Juchheim den Handelskrieg der USA. Viele Unternehmer sind verunsichert.Aber auch die fortschreitende Digitalisierung und die Veränderungen in der Arbeitswelt sind wichtige Themen des 25. Wirtschaftstages.

Prof. Dr. Michael Roth von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz sprach zum Thema "Ethik und Werte vor dem Hintergrund der Digitalisierung". Ihm geht es nicht um eine moralische Kritik. "Die Diskussion um Werte läuft schräg. Wir müssen Werte erlebbar machen und der nachfolgenden Generationen vorleben. Das scheint mir das Entscheide zu sein. Werte sind Grundlage der Gesellschaft", sagte Roth.

Philosoph Professor Richard David Precht fesselt Unternehmer

Nach einer Kaffeepause, welche die Gäste aus Wirtschaft, Politik und gesellschaftlichem Leben vorrangig zum Netzwerken nutzten, sprach Volkmar Helfrecht zum Thema "Zukunft braucht Veränderung: Veränderung braucht Strategie". Am Mittag stand dann der prominente Düsseldorfer Philosophieprofessor Dr. Richard David Precht auf dem Podium. Sein Vortrag war fraglos einer der Höhepunkte in der gesamten Geschichte des Fuldaer Wirtschaftstages. Er fesselte die Zuhörer mit seinem knapp einstündigen, frei vorgetragenen Beitrag. Seine Thesen: Die Arbeitswelt werde sich radikal verändern. Jobs werden wegfallen und nicht vollkommen durch neue Berufe ersetzt werden. Das heutige Sozialsystem habe keine Zukunft. Precht spricht sich deshalb für ein allgemeines Grundeinkommen in Höhe von 1.500 Euro aus. Darauf aufbauend könnten sich die Menschen etwas dazu verdienen - zum Beispiel in der Altenpflege. Finanziert werden solle dies mit einer Finanztransaktionssteuer.

Für die eigenen Berufsziele "brennen"

"Können ist das, worauf es ankommt. Der Anteil der Arbeit nach Vorschrift wird sehr gering", sagte Precht. Die Frage sei, was man digitalisieren kann und was man akzeptieren wolle. Mit einer weiteren Annahme räumte er auf: Einfache Jobs werden keineswegs grundsätzlich durch Roboter ersetzt werden. Denn bei  Jobs, die schlecht bezahlt sind, lohne sich die Digitalisierung nicht. Precht fordert zudem einen Wandel im Bildungssystem. Schüler sollten ab der sechsten Klasse projektbezogen nach Stärken unterrichtet werden, zudem sollten neben den Lehrern Leute vom Fach die jungen Menschen  ausbilden. Die Kluft zwischen Schule und Leben sei bislang zu groß. Auf die Frage, welchen Beruf er jungen Menschen empfehle, sagte Precht, diese sollten das machen, wofür sie brennen. Sich Ziele zu setzen und etwas zu wollen, sei wichtig - trotz aller Digitalisierung.

Der 25. Wirtschaftstag der IHK war einmal mehr ein voller Erfolg und trägt wesentlich zur Zukunftsentwicklung der Wirtschaft in Osthessen bei. Sich auszutauschen und über die aktuellen Herausforderungen branchenübergreifend zu sprechen - trotz WhatsApp und Email - ist wichtiger denn je.
Sehen Sie zum IHK-Wirtschaftstag auch unseren aktuellen Videobeitrag. (Hans-Hubertus Braune) +++

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