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Brummifahrer gesucht

"Mein Traumjob": Azubine Jacqueline Wolf (17) hat Bock auf den Bock

Die zierliche Jacqueline Wolf (17) aus Vacha absolviert beim Unternehmen HSV Systemverkehre in Friedewald eine Ausbildung zur Berufskraftfahrerin. Die zierliche Jacqueline Wolf (17) aus Vacha absolviert beim Unternehmen HSV Systemverkehre in Friedewald eine Ausbildung zur Berufskraftfahrerin.
Fotos: Stefanie Harth

31.08.2018 / FRIEDEWALD - Jacqueline Wolf hat gewaltig Bock darauf, auf dem Bock zu sitzen. Beim Unternehmen HSV Systemverkehre in Friedewald absolviert die zierliche 17-Jährige eine Ausbildung zur Berufskraftfahrerin. „Viele Bekannte in meinem Umfeld sind Lkw-Fahrer“, erzählt die Vachaerin. „Somit boten sich mir etliche Gelegenheiten, in dieses Berufsfeld hineinzuschnuppern.“ Schnell hätte sich herauskristallisiert: „das will ich auch machen, das ist mein Traumjob“.



Mit Durchsetzungskraft erobert sich die Auszubildende ihren Platz in einer Männerdomäne. „Das passt schon mit den Jungs“, meint sie augenzwinkernd. Für das mittelständische Unternehmen in der Transportbranche, das über einen Fuhrpark von circa 600 Fahrzeugen verfügt und aktuell 825 festangestellte Berufskraftfahrer beschäftigt, ist Jacqueline Wolf ein Glücksfall. „Wir brauchen mehr Mitarbeiter als wir zurzeit haben“, sagt Geschäftsführer Bernd Wipki.

Ein gutes Drittel der Trucker, die für HSV im Fernverkehr unterwegs sind, ist polnischer Herkunft. „Ohne unsere ausländischen Kollegen könnten wir nicht existieren“, betont Wipki. „Fakt ist, dass der Beruf des Berufskraftfahrers in unserer Gesellschaft nicht richtig bewertet wird.“ Es sei keine Selbstverständlichkeit, einen modernen, vollausgestatteten 40-Tonner zu bedienen. „Unsere Fahrer sind ausgebildet, trainiert und fahren mit dem Kopf und nicht mit dem Fuß.“ Größter Gegner eines jeden Transportunternehmens sei der Stau.

Ein Blick in die Statistik der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda in puncto Berufskraftfahrer zeigt: auf 13 Bewerber im Agentur-Bezirk kommen 50 Ausbildungsstellen. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg stehen drei Bewerber 14 Ausbildungsstellen gegenüber.

Wie Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der hiesigen Arbeitsagentur, erläutert, dürfte der Wettbewerb um beruflichen Nachwuchs immer größer werden. „Derzeit stehen insgesamt über 900 Ausbildungsstellen für eine sofortige Besetzung zur Verfügung.“ Unbesetzte Ausbildungsstellen seien die Wachstumsbremse von morgen. In Hersfeld-Rotenburg haben rund 250 junge Leute die Chance, in den nächsten Wochen eine attraktive Lehrstelle zu bekommen; in Fulda sind 660 Ausbildungsstellen frei.

15 Frauen sitzen für HSV Systemverkehre auf dem Bock. „Eine unserer Fahrerinnen hat mit Abstand die beste Fahrstilnote erzielt“, berichtet Prokurist Christian Brubacher, der für den Fuhrpark und die Technik verantwortlich ist. Da würden sich die Herren der Schöpfung schon fragen: „wie macht die das?“ Gerne würde das Unternehmen mehr Truckerinnen beschäftigen. „Aber noch fehlt uns die zündende Idee.“

Aktuell durchläuft Jacqueline Wolf, die gemeinsam mit ihren Lehrlingskollegen im firmeneigenen Azubi-Haus wohnt, sämtliche HSV-Abteilungen. „Ich will schnellstmöglich meinen Pkw-Führerschein und im Anschluss die Lkw-Pappe machen“, sagt sie. Noch dreieinhalb Jahre muss die 17-Jährige sich gedulden, bis sie einen 40-Tonner über die Autobahn steuern darf. „Dann bin ich endlich 21 Jahre alt und darf auf die echte Piste.“ Und selbstverständlich will sie im internationalen Fernverkehr unterwegs sein. (sh) +++