Mehr Patienten und große Zukunftspläne

Psychiatrie-Chefarzt Schultz ins Amt eingeführt - "hohes Niveau am Klinikum"

Der neue Psychiatrie-Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Carl Christoph Schultz ist am Klinikum Fulda offiziell ins Amt eingeführt worden.
Fotos: Marius Auth

30.08.2018 / FULDA - Seit knapp zwei Monaten ist der neue Psychiatrie-Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Carl Christoph Schultz am Klinikum Fulda. Der Mediziner, der zuletzt in Jena tätig war, übernimmt eine gut geführte Klinik, will diese weiterentwickeln und für die Zukunft noch besser aufstellen. Denn steigende Patientenzahlen und immer höhere Ansprüche an Behandlung und bauliche Infrastruktur beschäftigen Schultz. Am Mittwochabend wurde er im Beisein vieler geladener Gäste durch die beiden Klinikum-Vorstände Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel und André Eydt offiziell ins Amt eingeführt.


Schultz hat die Nachfolge von Prof. Dr. Georg Wiedemann angetreten, der nach elfjähriger erfolgreicher Tätigkeit am Klinikum, im Frühjahr 2018 in den Ruhestand gegangen ist. "Die hohe Expertise unserer Chefärzte ist für unseren guten Ruf maßgeblich und Voraussetzung für die hohe Qualität der Behandlungen in den Fachkliniken", so Vorstandssprecher Dr. Menzel. "Unser neuer Direktor bringt viel Know-how mit. Davon werden die Patienten unserer Region profitieren."

Aktuell werden pro Jahr mehr als 1.500 Patienten mit psychischer Erkrankungen und Störungen von etwa 110 Ärzten, Psychologen, pflegerischen und therapeutischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern behandelt und versorgt. "Wir rechnen in den kommenden Jahren mit einem Wachstum", erklärt der neue Klinikdirektor in einem Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

"Verschärfte Anforderungen positiv für Patientenversorgung"

Ein brisantes Thema, mit dem sich Schultz zum Start in Fulda beschäftigen musste, ist es ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Es geht dabei um die zwangsweise Fixierung von Patienten – ein Eingriff in das Grundrecht der Freiheit (Artikel 104 Grundgesetz). Zwei Männer aus Bayern und Baden-Württemberg hatten Verfassungsbeschwerde eingereicht, weil sie gegen ihren Willen fixiert wurden. Das heißt: Sie waren zwangsweise in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht und wurden auf Anweisung von Ärzten an Armen, Beinen und am Bauch mit Gurten ans Bett gefesselt.

"Wenn eine Fixierung an Beinen, Armen und Bauch - in einigen Fällen zusätzlich um Brust und Stirn - absehbar eine halbe Stunde oder länger dauert, reicht die Anordnung eines Arztes nicht aus", erklärt Dr. Schultz. "Wird eine Fixierung in der Nacht vorgenommen, muss eine richterliche Entscheidung am nächsten Morgen eingeholt werden. Dass die Anforderungen verschärft wurden, ist grundsätzlich positiv und fördert eine gute Patientenversorgung. Viele Punkte, die im Urteil benannt werden, führen wir am Klinikum bereits durch. Somit ist die jüngste Rechtsprechung für uns nicht neu." Die Fixierung sei das letzte Mittel und werde als Zwangsmaßnahme nur angewandt, wenn eine akute Gefährdung des Patienten für sich oder andere vorliege.

Die Zukunft der Psychiatrie in Fulda

Der Klinikdirektor betont im Hinblick auf seinen neuen Job: "Die Psychiatrie ist gut differenziert und verfügt über spezialisierte Stationen, unter anderem für die Behandlung des Borderline-Syndroms und der chronischen Depressionen. Wir sind damit gut aufgestellt und ich habe ein wirklich tolles Team." Dennoch müsse man aufgrund der hohen Nachfrage in Fulda darüber nachdenken, bauliche Veränderungen vorzunehmen. "Die Bettenkapazität muss langfristig erhöht werden. In diesem Zusammenhang sollte man auch darüber überlegen, einen so genannten 'Time-Out-Raum' einzurichten planen. Darin können Patienten gezielt Aggressionen abbauen, ohne dass eine Verletzungsgefahr für sie oder andere besteht."

Auch die anderen Fachabteilungen  des Klinikums lobt Dr. Schultz im O|N-Gespräch. "Diagnostik und Therapie sind auf einem sehr hohen Niveau. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Uni Marburg ist Fulda,  gerade auch im Hinblick auf Forschung und Lehre reizvoll. Die Zusammenarbeit mit den Niedergelassenen Kollegen möchte ich in Zukunft weiter verbessern." Der Arzt  hat sich also einiges vorgenommen, aber er sagt schon jetzt: "Ich bin noch nicht sehr lange in Fulda, aber schon sehr gut angekommen." (Christian P. Stadtfeld) +++

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