Vortrag in der Orangerie

Gil Yaron: "Größtes Problem im Nahen Osten ist der Wassermangel"

Der Islam-Experte Gil Yaron
Fotos: Martin Engel

16.08.2018 / FULDA - Die aktuelle Lage im Nahen Osten ist weiterhin angespannt - auch wenn das Thema in den Medien ob anderer brisanter Vorfälle in der Welt ein wenig in den Hintergrund gerückt ist, ist die Interesse bei den Fuldaern enorm. Rund 700 Zuhöhrer kamen am Mittwochabend in die Orangerie zu einem spannenden und kurzweiligen Vortrag des Journalisten Gil Yaron, zu dem die Fuldaer Zeitung geladen hattte. Er sprach dabei über die Entwicklung Israels der letzten 70 Jahre, Perspektiven des Landes und dem größten Problem - dem Klimawandel.



Schon allein Gil Yarons Biografie ist so spannend und voller Wendungen wie die aktuellen Konflikte im Nahen Osten. Der 45-Jährige wurde in Düsseldorf geboren. Nach seinem Abitur studierte er in Jerusalem Medizin. Schon damals war er Korrespondent für viele deutsche Zeitungen. Heute arbeitet er als Nahostkorrespondent für die "Welt". Sein Vortrag beginnt mit der Gründung Israels vor 70 Jahren. In den Jahren 1948, 1956, 1967 und 1973 gab es verheerende Kriege in Israel - bis zur Wendung 1979, als ein Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten geschlossen wurde. In den darauf folgenden Jahren wechselte es immer wieder zwischen Krieg und Frieden.

"Im Jahr 2018 hat sich der Traum von Frieden zwar nicht erfüllt, die Angst vor Isoliertheit hat sich aber auch nicht bestätigt. Das beste Beispiel ist der Gewinn des Eurovision Song Contests", so Yaron. Im weiteren Verlauf seines Vortrages erzählte Yaron von der Entwicklung der vergangenen zehn Jahren, dem Wirtschaftswandel und der Veränderung der Religionen in der Bevölkerung Israels.

Region ist vom Klimawandel am stärksten betroffen

Doch das größte Problem sei nicht unbedingt die politische Lage. Das größte Problem im Nahen Osten sei der Klimawandel und der damit verbundene Wassermangel. Yaron zeigte ein erschreckendes Video, welches den Wassermangel in Israel verdeutlicht. "Der See Genezareth hat seinen historischen Tiefpunkt erreicht. Das Problem gab es vor ein paar Jahren schon einmal. Damals wurden Meerwasserentsalzungsanlagen gebaut. Das hat erst einmal gereicht, doch jetzt wird das Problem immer größer. Deshalb werden derzeit schon 86 Prozent des Abwassers recycelt", so der Nahost-Experte besorgt. Die Region sei vom Klimawandel am stärksten betroffen.

"Gerade am Gazastreifen ist es besonders hart. Die Bevölkerung hat keine wirtschaftliche Zukunft und rund 97 Prozent verseuchtes Wasser. Es ist nur eine Frage der Zeit bis das Wasser und die damit verbundenen Bakterien in Israel ankommen, da das Mittelmeer hier von Süden nach Norden fließt", so Yaron. Grund für den Wassermangel sei auch das schnelle Wachstum der Bevölkerung.

Nach seinem Vortrag gab es noch eine Talkrunde, in der Themen wie der Klimawandel, die Erhaltung der Natur im Nahen Osten und der Krieg weiter aufgeführt wurden. Yarons Ausführungen lassen sich als spannend, hochinformativ und vor allem verständlicher beschreiben. Und viele Zuhörer haben gemerkt  - die Situation im Nahen Osten geht uns alle an. (Moritz Pappert) +++

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