Firmenarchiv gesichert
Bedeutende Industriegeschichte für die Region erhalten
Fotos: John K. Mewes
07.08.2018 / BRACHTTAL -
Der Main-Kinzig-Kreis hat das Firmenarchiv der „Waechtersbacher Keramik“ gesichert und damit einen wichtigen Teil der heimischen Industriegeschichte erhalten. Vor rund 100 Jahren erlebte die Steingutfabrik ihre Glanzzeit. Heute ist das einst weltbekannte Unternehmen vor allem ein herausragendes Beispiel der wirtschaftlichen Entwicklung zu Beginn des 19. Jahrhunderts. „Es ist eine wichtige Aufgabe, dieses Kapitel der Industriekultur zu bewahren“, sagt Landrat Thorsten Stolz bei einem Besuch an der ehemaligen Produktionsstätte in Schlierbach.
Das Gelände mit seinen historischen Gebäuden steht teilweise zum Verkauf, einige Bereich werden bereits von verschiedenen Unternehmen genutzt. Damit drohten auch zahlreiche Bestände des umfangreichen Firmenarchivs veräußert zu werden und so aus dem Blickfeld zu verschwinden. Dieser möglichen Entwicklung wollten zahlreiche Akteure vor Ort in Brachttal nicht tatenlos zusehen. Sie versuchten Gelder für einen Archivkauf anzuwerben und erkundigten sich nach entsprechenden Fördermöglichkeiten.
Vorgeschichte
Die von Graf Adolf II. zu Ysenburg-Wächtersbach im Jahr 1832 im Wächtersbacher Schloss gegründete Keramikfabrik, damit eine der ersten deutschen Steingutfabriken überhaupt, produzierte ab 1834 in Schlierbach. Mit der Firmengründung schuf man Arbeitsplätze in der strukturschwachen ländlichen Region, was nach dem Anschluss an die Eisenbahn schließlich im großen Stil gelang. In der Hochzeit, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, arbeiteten hier rund 1.000 Menschen. Zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang der 1930er Jahre gehörte sie, sowohl was den Umfang der Produktion als auch deren gestalterische Qualität angeht, zu den bedeutendsten deutschen Herstellern von Steingut. Ab den 1950er Jahre entwickelt sich die Fabrik sukzessive zum größten Hersteller von Gebrauchskeramik in Deutschland. Der vom Fürstenhaus Ysenburg-Büdingen geführte Firmensitz in Schlierbach bestand, trotz wirtschaftlicher Turbulenzen und Besitzerwechsel, noch bis zur leider endgültigen Insolvenz im Jahr 2011. (pm)+++