Bischof Martin Hein im Gespräch

Bischof gesucht: Evangelische Kirche (EKKW) setzt auf offenes Wahlverfahren

Seit ziemlich genau 18 Jahren im Amt: Bischof Martin Hein - im September 2019 geht der Bischof in Ruhestand
Fotos: Hans-Hubertus Braune

03.08.2018 / KASSEL - Zwar ist der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) noch 14 Monate im Amt, doch schon jetzt beginnt die Suche nach einem Nachfolger von Bischof Martin Hein. Der 64-Jährige denkt aber längst noch nicht an seinen Ruhestand: "Natürlich steht ab heute Vieles unter dem Gesichtspunkt des Abschieds. Morgen werde ich zu unserer Partnerkirche nach Kirgistan in Mittelasien aufbrechen - letztmals als Bischof. 14 Monate erwarten aber noch Gestaltung und Präsenz - dazu bin ich nicht nur bereit, das macht mir auch Spaß", sagte Hein im ON-Interview.


In unserem Exklusiv-Interview nimmt Bischof Martin Hein Stellung zum Wahlverfahren, den Veränderungen der Kirche und seinen Zielen in den kommenden 14 Monaten. Einfach auf das Video im oberen Bild klicken.

Die EKKW setzt bei der Bischofswahl wiederum auf ein offenes Wahlverfahren. Ab sofort sind die rund 820.000 Kirchenmitglieder aufgerufen, dem Nominierungsausschuss bis Ende des Monats Vorschläge zu unterbreiten. "Vorgeschlagen werden kann eine Pfarrerin oder ein Pfarrer unserer Landeskirche sowie Pfarrerinnen und Pfarrer, die im Dienst einer weiteren Landeskirche der Evangelischen Kirche in Deutschland stehen", erklärte Präses Dr. Thomas Dittmann während einer Pressekonferenz am Donnerstag in Kassel.

Der 14-köpfige Ausschuss berät dann in seinen Sitzungen, welche Kandidatinnen oder Kandidaten geeignet sind und schlägt der Frühjahrssynode zwei oder drei Personen vor. Diese trifft sich zu ihrer Tagung vom 9. bis 11. Mai 2019 in Hofgeismar und wird dort die Bischöfin oder den Bischof wählen. Auch das weitere Vorgehen steht bereits fest: Am 29. September 2019 um 15 Uhr wird Bischof Dr. Martin Hein nach 19-jähriger Amtszeit in einem Festgottesdienst in der Martinskirche in Kassel in den Ruhestand verabschiedet. Der Gottesdienst wird im HR-Fernsehen übertragen. Zugleich wird in diesem Gottesdienst seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger in das Amt der Bischöfin / des Bischofs der Landeskirche eingeführt.

Frühjahrssynode wählt im Mai 2019 Nacholgerin oder Nachfolger

Im Rückblick auf seine eigenen Erfahrungen als Kandidat im Wahlprozess beschrieb der Bischof diese Zeit als anstrengend. Er trat im Jahr 2000 die Nachfolge von Christian Zippert an. Damals wurden übrigens 29 Kandidaten für das Amt des Bischofs vorgeschlagen. Das Bischofswahlgesetz stammt aus dem Jahre 1964 - und ist erstaunlich offen. Um sich der Wahl zu stellen, brauche es Weitblick und starke Nerven sowie eine gehörige Portion Gottvertrauen: "Die Kandidatinnen und Kandidaten setzen sich der Öffentlichkeit aus und sind damit konfrontiert, auf ihre Vorzüge und Nachteile hin abgeklopft zu werden", sagte Hein am Donnerstag.

Das Bemühen um eine möglichst umfassende Beteiligung der Kirchenmitglieder sei eine gute evangelische Tradition und wichtig, „damit bewusst und deutlich wird, dass die Bischofswahl nicht von einem kleinen Kreis von Insidern vorentschieden wird, sondern jedes Kirchenmitglied angeht. Dementsprechend muss es möglich sein, dass jedes Kirchenmitglied seine Ideen und Anregungen in den komplexen Beratungsprozess der Kandidatenfindung einspeisen kann", sagte der Präses. Er persönlich erhoffe sich davon "einen geweiteten Blickwinkel, der gewährleistet, dass wir nach Möglichkeit niemand Geeigneten übersehen". (Hans-Hubertus Braune / pm) +++

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