Ausstrahlung der Kunst
Begehbare "Gehäuse-Skulptur" bereichert den Marktplatz
Foto: Marion Eckert
28.07.2018 / BISCHOFSHEIM -
Wer in diesen Tagen über den Bischofsheimer Marktplatz ging, der konnte nach und nach das Entstehen eines Kunstwerkes, genauer einer begehbaren Skulptur, erleben. Elf Schüler der Staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauer haben gemeinsam mit ihrem Lehrer Michael Kühnert drei Tage an der Umsetzung des Projekts gearbeitet. Es ist eine Aktion im Rahmen der diesjährigen Triennale der Kunsthalle Schweinfurt, bei der die Holzbildhauerschule eine der Außenstellen ist.
Wo sonst der Maibaum oder Weihnachtsbaum steht, wurde ein mächtiger Stamm aufgestellt, der von einem Gerüst aus Dachlatten so umbaut wurde, dass eine Art begehbares Schneckenhaus entstand. Seine einzelnen Elemente sind durch verschiedene Materialien unterschiedlich gestaltet.
Die Idee zu einer öffentlichen Aktion auf dem Marktplatz hatte Michael Kühnert: „Eine begehbare Skulptur schwebte mir vor, doch die Ausarbeitung übernahmen die Schüler selbst.“ Themengeberin war Modullehrerin Eva Warmuth, die das Fach „LandArt“ an der Schule unterrichtet. Beschäftigt haben sich die Schüler mit Themen wie Haus und Weg und kamen in der fortlaufenden Entwicklung und Beschäftigung mit der Aufgabenstellung zum „Gehäuse“. In zwei Gruppen wurden unterschiedliche Modelle entworfen, wie eine begehbare „Gehäuse-Skulptur“ für den Bischofsheimer Marktplatz aussehen könnte. Letztlich entschieden sich die Schüler für die nun umgesetzte Schneckenhausform, die eine Vielzahl an Interpretationsmöglichkeiten mit sich bringe, welche durch die künstlerische Ausgestaltung noch erweitert wurden.
Am Dienstag dieser Woche wurde die Skulptur aufgestellt. Ein Zeitrafferfilm der Aktion werde in Kürze auf der Homepage der Schule und auf Facebook zu finden sein, kündigte Kühnert an. Nachdem das äußere Gerüst gestellt war, begann die Ausgestaltung der Elemente. Hier haben sich die jungen Künstler ein Stück weit auch von der Inspiration und ihrem Ideenreichtum leiten lassen. Ein Traumfänger, Klanghölzer, bunte Jute- und Sisalschnüre dienten als Gestaltungselemente. Dabei ging es nicht darum, jedes Feld auszugestalten. Einige sollten auch bewusst offen bleiben, so dass ein Austausch von innen nach außen stattfinden kann.
So ein Schneckengehäuse wird nach innen immer enger und bietet Geborgenheit. Wer nach außen geht, geht in die Weite und Offenheit. Auch dies ist ein Symbol für Bischofsheim und das Wirken der Schüler in der Schule und im öffentlichen Raum. Die Schule und Stadt geben Geborgenheit und zugleich die Möglichkeit, sich in einer großen Offenheit und Weite auszuprobieren und zu experimentieren. Das entspricht auch den Erfahrungen, die die Schüler und ihr Lehrer während der Tage auf dem Bischofsheimer Marktplatz machen konnten. „Es gab viele Interessierte, die vorbeikamen und schauten, fragten und ins Gespräch kamen. Die Bischofsheimer sind aufgeschlossen und freuen sich, dass wir auf dem Marktplatz tätig sind“, fasste Kühnert zusammen.
Umgesetzt wurde das Projekt von Schülern aus dem ersten und zweiten Ausbildungsjahr. „In der letzten Woche vor den Ferien ist diese Arbeit ideal angesetzt“, meinte Kühnert. „Die Zeugnisse sind geschrieben. Einige Schüler haben noch Arbeiten in der Schule, die sie fertig stellen wollen, andere konnten neue Erfahrungen mit der Arbeit im öffentlichen Raum machen.“ Dazu habe auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Bischofsheim gehört, die Kühnert als stets offen, kooperativ, unkompliziert, flexibel und spontan bezeichnete. Als er mit seiner Idee an Bürgermeister Georg Seiffert herantrat, war dieser sofort begeistert und gab sein Einverständnis. „Natürlich soll die Schule auf dem Marktplatz auftreten. Das ist eine ganz tolle Sache. Auch Pfarrer Manfred Endres habe sein Einverständnis gegeben, die Skulptur mit dem Kirchturm der Stadtpfarrkirche zu verbinden. Das Seil dort oben zu befestigen, erwies sich jedoch als zu problematisch. (Marion Eckert) +++