Ab in die Arktis

Nicolai Kaufmann wagt sich an den "Nordpol der Unzugänglichkeit"


Foto: picture alliance / dpa Ulf Mauder / privat

20.07.2018 / BURGHAUN / ARKTIS - Das nächste Frühjahr wird für den 29-jährigen Nicolai Kaufmann etwas ganz Besonderes: Denn da wird er mit einer 28-köpfigen Gruppe in die Arktis aufbrechen. Für das "National Snow and Ice Data Center" werden die Teilnehmer die Dicke und die Beschaffenheit des Seeeises ermitteln - und das unter anderem auf dem "Nordpol der Unzugänglichkeit". Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS gibt der Burghauner erste Einblicke in seine kommende Reise.



In Kanada gelandet, geht die 1.200 Kilometer lange Reise mit Skiern und einem speziellen Schlitten weiter in die Arktis - mit dem "Nordpol der Unzugänglichkeit" als großes Ziel. Dieses Areal am Nordpol ist Zentrum des Arktischen Ozeans und bis jetzt von der Menschheit noch unangetastet. Bisher wurde es Anfang des 20. Jahrhunderts nur überflogen - nun will Nicolai mit seiner Truppe genau diesen Punkt erreichen. "Ich hoffe, dass wir ankommen und das Eis bis dahin noch nicht geschmolzen ist ", erzählt er.

Und die Untersuchung dieses besorgniserregenden Naturphänomens ist das Ziel der Engagierten für das National Snow and Ice Data Center, einer amerikanischen Institution. Denn schon auf dem Weg dorthin wird die Truppe die Eisdicke vermessen und Proben nehmen. Auch der "Magnetische Nordpol" steht auf der Agenda, denn dieser wurde zuletzt im Jahre 2007 vermessen. "Die Zahlen wurden von da an immer nur hochgerechnet, wir wollen den Punkt nochmal vermessen und überprüfen." Aktuell wird das Seeeis nur durch Satelliten vermessen. Außerdem will die Kaufmann den Ursachen des Klimawandels auf den Grund gehen. "Es gab schon Sommer, in der die Pole komplett eisfrei waren", erklärt er im Gespräch mit O|N. Warum ist das Eis in den letzten Jahren so stark zurückgegangen? Auswirkungen des Klimawandels werden dabei analysiert.

80 Tage lang wird der Burghauner mit seinen 28 Teamkameraden unterwegs sein. Eingeteilt in vier Gruppen werden sie 20 Tage lang die Arktis erkunden. Mit dabei: ein Kompass. Doch ein normaler Kompass funktioniert ab einer gewissen Nähe zu dem Magentischen Nordpol nicht mehr. "Die Nadel zeigt dann nach unten, deshalb verwenden wir für die Vermessung einen dreidimensionalen Kompass, der das Erdfeld wahrnimmt." Diese senkrechte Position kann das Team dann bestimmen. Die Zuverlässigkeit dieser Beobachtungen lässt sich nur durch Messungen am Boden verifizieren.

Für Nicolai Kaufmann ist diese Expedition ein wahr gewordener Traum. "Ich wollte schon immer irgendwohin, wo noch nie jemand war, einfach in der Natur unterwegs zu sein." Eine Expedition in Schnee und Eis stand da ganz oben auf seiner Liste. Kaufmann hörte sich um und erkundigte sich, letztendlich wurde er bei einer Firma aus dem Süden Englands fündig, die diese Exkursionen anbietet. "Es geht mir dabei aber nicht nur um das Abenteuer, ich möchte auch einen Teil dazu beitragen, den Klimawandel zu verstehen und ihm entgegenzuwirken. Ich liebe Herausforderungen."

Schon im Mai konnte er sich diesen stellen. Denn da ging es für ihn ins erste Trainingswochenende, wo grundlegende Fähigkeiten für den 80-Tage-Trip aufgebaut wurden. Auch vor dem offiziellen Start im Februar geht es für den 29-Jährigen noch einmal in ein Trainingscamp in Spitzbergen, wo er bei der Generalprobe erneut an seine Grenzen gehen kann. Aber genau das ist es ja, was Nicolai antreibt. (Luisa Diegel) +++

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