FT Fulda künftig ohne Mr. Basketball
Lauritz Ingram - mehr als nur ein Coach
Foto: O. Muck
18.07.2018 / FULDA -
Wer an Basketball in Fulda denkt, denkt unweigerlich an einen Namen: Lauritz „Ritz“ Ingram. Wie wohl kein zweiter prägte Ingram die Fuldaer Korbjäger der FT, war jahrelang federführend für die Abteilung zuständig und feierte große Erfolge. Kürzlich endete die Ära des 67-Jährigen. Ingram hat die Barockstadt verlassen.
Über seine Beweggründe, in seine Heimat USA zurückzukehren, schweigt Ingram. Seinen Abteilungsleiter, Dr. Michael Knapp, informierte er lediglich per E-Mail über seinen Entschluss. Wenig später war Ingram bereits über den großen Teich. „Zunächst war ich völlig überrascht“, gibt Knapp zu und vermutet die Gründe dafür im persönlichen Bereich: „Es ist aber eine Entscheidung, die nachvollziehbar ist.“ Schließlich habe Ingram schon vor zwei Jahren kürzer treten wollen. Knapps Abteilung muss sich nun aber völlig neu aufstellen.
Denn Ritz Ingram, der Ende der 1980er Jahre schon einmal Fulda verlassen hatte, war Mr. Basketball in der Barockstadt. In den 1980er Jahren kam Ingram das erste Mal nach Fulda. Als Mitglied der US-Army war der heute 67-Jährige in der Region stationiert und nahm sich den Basketballern der FT an. Der aus Philadelphia stammende Ingram trainierte fortan Herren-, Damen- und Jugendmannschaften der Turner und brachte den Erfolg in die Barockstadt.
„Mit der Herren-Mannschaft als Spielertrainer im Hessenpokal bis ins Endspiel zu kommen und gegen Bundesliga-Teams zu spielen, war eines der Highlights“, sagt Ingram als ON|Sport ihn kürzlich per E-Mail kontaktiert und zählt den Beinahe-Aufstieg in die 2. Bundesliga mit den Damen ebenfalls als Höhepunkt auf. Im Laufe der Zeit war Ingram, der 2009 nach Fulda zurückkehrte, als Head-Coach der FT für bis zu elf Teams gleichzeitig verantwortlich.
Der Dinosaurier Ritz Ingram
Er dulde keine anderen Trainer neben sich, war nur eine der Vorbehalte gegen „Einzelherrscher“ Ingram. Dass er als konsequenter Einzelgänger mit einer verschrobenen Art gilt, ließ ihn nie zum großen Sympathieträger werden. Ingram eckte an, polarisierte. Sich selbst bezeichnete Ingram einst als Dinosaurier. Seine Werte und Vorstellung einer Gemeinschaft scheinen aus der Zeit gefallen.
„Das Selbstverständliche ist heute nicht mehr selbstverständlich“, sagt etwa Tim Helmke, der auch unter Ingram spielte, vor allem aber durch die gemeinsame Arbeit im FT-Nachwuchs vom 67-Jährigen profitierte - und beeinflusst wurde. Sowohl auf als auch abseits des Spielfelds. Denn dass sich seine Spieler auch schulisch oder beruflich entwickeln, auch darauf legte Coach Ingram großen Wert.
Ingrams Schule fürs Leben
„Basketball kann viel mehr bewirken als rein sportliche Ziele zu erreichen. Wenn ich sehe, wie weit es viele von meinen ehemaligen Spielern gebracht haben, die in höheren Positionen arbeiten, dann bin ich froh, einen Teil dazu beigetragen zu haben“, sagte Ingram 2009 in einem Interview mit der „Fuldaer Zeitung“. Ähnliches können sowohl Michael Knapp als auch Tim Helmke über Ingrams Art berichten.
„Es war immer mehr als Basketball und Ritz‘ Schule war auch immer eine Schule fürs Leben“, sagt Knapp und Helmke erklärt: „Ritz hat mir gezeigt, dass ich nicht total bekloppt bin.“ Das Wirken und das, was Ingram in Fulda erschaffen hat, geht offensichtlich weit über das Sportliche hinaus. Die FT muss nun eine Lücke füllen, die eigentlich nicht zu füllen ist. Mr. Basketball Lauritz Ingram hat Fulda den Rücken gekehrt. Diesmal wohl für immer. (Tobias Herrling) +++
Archivfoto: Jonas Wenzel (Yowe)
Foto: O. Muck