Ein Osthesse beim WM-Finale
Von 1966 bis 2018: Michael Hohmann bereist die Fußball-Welt
Seine achte Weltmeisterschaft: Michael Hohmann (2.v.r., im Bild mit russischen Fans) stand schon bei den verschiedensten Weltmeisterschaften auf den Tribünen, sah dabei drei deutsche Finalsiege
Fotos: Privat
15.07.2018 / MOSKAU / SCHLÜCHTERN -
Während sich die Weltmeisterschaft in Russland dem Ende entgegen neigt, hat Deutschland schon seit der Vorrunde nichts mehr mit dem Turnier zu tun. Ganz zum Leidwesen von Michael Hohmann aus Schlüchtern, der die Spiele der DFB-Elf live im Stadion ansehen wollte. Seine Reise nach Russland ließ er sich durch das frühe Ausscheiden allerdings nicht durchkreuzen. 13 Turniere sah Michael Hohmann bereits live vor Ort, brachte den Deutschen regelmäßig Glück. Und für das Endspiel zwischen Frankreich und Kroatien (Sonntag, 17 Uhr) hat Hohmann Tickets abgreifen können.
„Ich bin davon ausgegangen, dass Deutschland zumindest das Viertelfinale erreicht“, sagt der Schlüchterner Michael Hohmann. Mit einer Reisegruppe hat er sich auf den Weg nach Russland gemacht, um die deutsche Elf auf dem Weg zur Titelverteidigung zu unterstützen. Allerdings musste die DFB-Auswahl nach der 0:2-Niederlage gegen Südkorea die Segel streichen. Für Michael Hohmann allerdings kein Grund, die Reise über Bord zu werfen, immerhin war sie seit Oktober vergangenen Jahres geplant. So will er nun Zeuge davon werden, wer die Nachfolge Deutschlands auf dem Fußball-Thron antritt.
Seit dem Viertelfinale befindet sich Hohmann in Russland, sah die Viertelfinalspiele Brasilien gegen Belgien und England gegen Schweden sowie das Halbfinale zwischen Frankreich und Belgien live im Stadion. Das bislang beste Spiel? „Brasilien gegen Belgien. Tolles Tempo und vor allen Dingen 15.000 Brasilianer, die für die richtige WM-Atmosphäre sorgten“. Doch auch die Engländer konnten den Schlüchterner überzeugen: „Sie waren in Samsra richtig gut drauf und total von ihrem Team überzeugt“.
Hohmann weiß, wovon er spricht, denn auf seine Bilanz wäre jeder Spitzenfußballer neidisch: acht Weltmeisterschaften, fünf Europameisterschaften, insgesamt neun Halbfinals und fünf Endspiele. Wann immer es geht, unternimmt Hohmann die Reise ins Austragungsland. Dementsprechend viel hat er bereits erlebt, die Top Drei ist für ihn aber klar: „Das Frankfurter Regenspiel von 1974, mein erstes WM-Spiel das Halbfinale 1966 in Everton als kleiner Schüler mit meinem Vorbild Uwe Seeler, aber vor allem das 7:1 in Belo Horizonte 2014“.
Ein Blick auf seine besuchten drei besuchten WM-Endspiele lässt erahnen, welche Spiele ebenfalls nicht mehr in Vergessenheit geraten werden: die Finals 1974, 1990, 2014. „Es ist schwierig zu vergleichen“, so der Schlüchterner, „ich glaube aber, dass 1974 am intensivsten war. Deutschland stand die zweite Halbzeit total unter Druck. Sepp Maier hielt Weltklasse, der Sieg war super glücklich. Außerdem spielten zwei Eintrachtler und ich wollte einmal im Leben Deutschland in einem Endspiel als Sieger erleben“. Aus dem einen Mal wurden am Ende drei erlebte Finalsiege.
Mit dem Fanclub Nationalmannschaft Mitteldeutschland ging es in diesem Jahr nach Russland, zum Endspiel sind noch 39 Fans vor Ort. So ist es zwar einfacher, an Karten für WM-Spiele zu kommen, vorausgesetzt allerdings, dass Deutschland auch bis in die Finalrunden kommt. „Nach dem Ausscheiden waren auch die Ticketoptionen weg, sodass wir uns die Tickets bei der FIFA gekauft haben“, so Hohmann. Manchmal ginge es auch nur über die Verkäufer vor den Stadien, da hat Hohmann vor allem mit den Mexikanern, Kolumbianern und Brasilianern gute Erfahrungen gemacht: „Die einheimischen Schwarzhändler wollen Kohle machen. Die Fans von Mexiko, Brasilien und Kolumbien mögen die anderen Fans, weil wir ‚Football-crazy‘ sind und geben uns die Karten zum Normalpreis“.
Vorher muss allerdings eine sogenannte Fan-ID beantragt werden. Ohne diese kann man in die WM-Stadien keinen Fuß setzen, völlig gleich, ob man eine Karte besitzt. Mit dieser Fan-ID wird geprüft, dass niemand eine Karte bekommt, der zuvor im Rahmen von Fußballspielen negativ aufgefallen war. Eine Einschätzung für das Finale hat Michael Hohmann auch: „Die Kroaten waren jetzt dreimal in der Verlängerung, haben super gefightet und Rückstände aufgeholt. Die Franzosen spielen sehr taktisch“, sein Tipp liefert der Eintracht-Fan gleich hinterher: „1:0 für Frankreich, obwohl ich Ante Rebic den Titel gönne“. (Tino Weingarten) +++