Wer folgt Frankreich ins Finale?

Rod Williams und Romeo Andrijasevic träumen vom WM-Triumph

Rod Williams (l.) und Romeo Andrijasevic haben den WM-Pokal im Blick. Wer darf um ihn spielen? Williams' Engländer oder Andrijasevic' Kroaten?
Grafik: Janina Hohmann

11.07.2018 / FULDA - England oder Kroatien? Welche Nation darf weiter auf den WM-Titel hoffen? Am Mittwochabend (20 Uhr) entscheidet sich in Moskau, wer im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland am Sonntag auf Frankreich trifft. Rod Williams und Romeo Andrijasevic, die beide in Fulda wohnen, fiebern mit ihren Heimatländern mit und hoffen auf den großen Coup.


Zugegeben, der ganz große Fußball-Fan sei er nicht, sagt Rod Williams im Gespräch mit ON|Sport. Der Kunst und der Musik schenkt der 61-jährige Engländer größere Leidenschaft als der Jagd nach dem runden Leder. "Aber alle zwei Jahre fiebere ich mit der Nationalmannschaft mit", sagt Williams und lächelt. Wenn die "Three Lions" bei Welt- oder Europameisterschaften gegen ihr Image als ständige Verlierer ankämpfen, sitzt der aus Leicester stammende Williams vor dem TV und hofft auf den Erfolg. Dieser blieb in den vergangenen Jahrzehnten in schöner Regelmäßigkeit aus - doch in diesem Jahr ist vieles anders.

Die blutjunge Elf von Nationaltrainer Gareth Southgate steht erstmals seit 1990 wieder in einem WM-Halbfinale und darf mehr denn je vom zweiten Titel nach 1966 im eigenen Land träumen. Als sich die "Three Lions" zum ersten und einzigen Mal zum Weltmeister krönten, war Rod Williams neun Jahre jung. 52 Jahre später darf Southgates Rasselbande vom zweiten WM-Triumph träumen. "Ich tippe auf ein 1:0 für uns", sagt Williams im Brustton der Überzeugung vor dem Duell mit den Kroaten.

Dass England sein Trauma Elfmeterschießen überwunden und mit Jordan Pickford einen Torwart, der auch Bälle hält, zwischen den Pfosten hat, scheint das englische Selbstvertauen gesteigert zu haben. "Ich denke, dass Pickford viel zu tun haben wird. Aber der Sieg gegen Kolumbien im Elfmeterschießen war wichtig für die Psyche und daher glaube ich an einen Erfolg", sagt Williams, der der Liebe wegen 1988 nach Hamburg zog und seit 19 Jahren in der Region Osthessen wohnt. Seit 2017 besitzt der 61-Jährige, der Selbstständig ist, an Firmen Englischunterricht gibt und in Fulda als Stadtführer für englischsprachige Touristen arbeitet, auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Das völlige Gegenteil von Williams' ist Romeo Andrijasevic. Der 43-Jährige ist Fußballer durch und durch und seit Jahren als Spieler und Trainer in der Region tätig. Jüngst feierte er mit der FT Fulda den Aufstieg in die Gruppenliga. "Der Fußball schenkt mit unheimlich viel", sagt Andrijasevic, als er sich mit ON|Sport vor dem Halbfinale unterhält. Andrijasevic ist zwar in Fulda geboren und aufgewachsen, die Wurzeln seiner Familie aber liegen in Kroatien.

In Tribunj (Dalmatien) besitzen sie ein Haus am Meer und kürzlich verbrachte der 43-Jährige seinen Urlaub in der Heimat. "Das ganze Land ist in einer unglaublichen Euphorie", schildert Andrijasevic die Eindrücke aus seiner Heimat. Kein Wunder: schließlich stehen die Kroaten zum ersten Mal seit 1998 wieder in einem WM-Halbfinale. Luka Modric, Ivan Rakitic & Co. schicken sich an, den größten Erfolg seit der Generation um Davor Suker zu erreichen. Was fehlt, ist ein Sieg über England.

Auch Romeo Andrijasevic tippt auf ein 1:0, aber natürlich für "seine" Kroaten. Die zeigten zuletzt nicht ihre beste Leistungen - zweimal mussten die Kroaten ins Elfmeterschießen, um die nächste Runde zu erreichen - doch Andrijasevic ist ob der mentalen Stärke der Elf von Zlatko Dalic angetan. "Die Spieler sind mittlerweile sehr erfahren und haben sich im High-End-Bereich bei den größten Vereinen bewiesen. Das macht sich bemerkbar", erklärt Andrijasevic Kroatiens Erfolg.

Die Auffassung, dass es sich um eine WM der Überraschungen handelt, teilt Andrijasevic aber nur bedingt: "Es mag so wirken, aber wenn man sich die Mannschaften anschaut und sieht, bei welchen Top-Klubs die Spieler spielen, dann stehen die Länder zurecht im Halbfinale." Wer Frankreich ins Finale folgen wird, entscheidet sich am Abend in Moskau. Rod Williams und Romeo Andrijasevic werden in Fulda mit ihren Heimatländern mitfiebern. (Tobias Herrling) +++

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