EU-Online-Abstimmung
Wollen wir die Sommer/Winterzeit? - Riesen-Run bringt Server zum Absturz
Symbolbild
07.07.2018 / BRÜSSEL -
Das Thema Zeitumstellung ist ein Dauerbrenner - nicht nur im Frühjahr und Herbst, wenn alljährlich die Diskussion darüber losgeht, ob die Uhr nun eine Stunde vor oder zurückgestellt werden muss. Auch der angeblich so große Nutzen dieser Regelung, die 1980 in Deutschland aus Energiespargründen eingeführt wurde, ist heftig umstritten. Und weil tatsächlich nahezu jeder und jede der von der Sommer- und Winterzeit betroffenen 510 Millionen EU-Bürger eine Meinung zu den Vor- und Nachteilen der Uhrumstellung hat, dürfen sie - und Sie auch - seit heute Morgen online darüber abstimmen. Das geht zumindest theoretisch, denn wegen Überlastung ist der betreffende EU-Server ( ec.europa.eu ) schon kurz nach der Freigabe wegen Überlastung zusammengebrochen. Das Interesse an der Internet-Abstimmung ist offensichtlich riesengroß. Vor allem die erbitterten Gegner machen seit Jahren ihrem Unmut über die ihrer Meinung nach völlig nutzlose und ungesunde Zeitumstellung Luft.
Aber es soll nicht unterschlagen werden, dass es natürlich auch Befürworter gibt - vor allem der Umstellung auf Sommerzeit, denn tatsächlich ist es ja nicht schlecht, dass es dann abends eine Stunde lang länger hell ist. Doch offensichtlich überwiegen für die meisten Menschen die Nachteile. Viele klagen darüber, dass ihr Biorhythmus in jedem März und Oktober von neuem durcheinandergebracht wird und sie in der Folge unter Schlafstörungen, Kopfweh und Nervosität leiden. Kühe geben weniger Milch, Babys finden nicht in den Schlaf und Kleinkinder quengeln, wenn sie plötzlich eine Stunde früher in den Kindergarten sollen - die Beschwerden sind zahlreich.
Ein Gewöhnungseffekt an die zweimal jährlich vollzogene Umstellung hat auch nach 20 Jahren nicht eingesetzt: das Jammern und Gemecker über die Sinnlosigkeit dieser europaweiten Regelung hat nie aufgehört, seit die Sommer- und Winterzeit 2002 einheitlich eingeführt wurde, um Probleme im internationalen Gütertransport, bei Bahn- oder Flugverbindungen zu vermeiden. Dass die EU-Kommission jetzt tatsächlich wissen will, wie die Mehrheit seiner Bewohner mit der geklauten und wiedergeschenkten Stunde klarkommt, scheint den Betroffenen ein echter Schritt in die richtige Richtung zu sein. Ob sich tatsächlich eine Mehrheit für eine Abschaffung der Zeitumstellung findet, ist schwer vorherzusagen. Die Stimmen der Gegner sind in der Regel lauter vernehmlich als die der Befürworter. Und dem überwiegenden Teil der Europäer ist diese Frage angeblich relativ gleichgültig.