Biolandhof abgebrannt

Helmut Schönberger: "Was nutzt mir eine bittere Miene? Ich schau' nach vorn!"

Sein Hof und fast 50 Schafe sind Raub der Flammen - und trotzdem schaut Helmut Schönberger nach vorn
Fotos: Julius Böhm

06.07.2018 / EICHENZELL - Während Helmut Schönberger in seinem Wohnhaus sitzt und mit OSTHESSEN|NEWS über die Brandkatastrophe vom Mittwoch spricht, hört und spürt man im Hintergrund die Wände des völlig ausgebrannten Stalles zusammenstürzen. Mit einem Bagger reißt die Feuerwehr die Brandruine ab und versucht, auch noch das letzte Glutnest zu erreichen und zu löschen. Ein Feuerwehrmann kommt herein: "Helmut, lass uns die Wutzerchen (Rhöner Platt für Schweine) raus tun. Das bereitet mir Sorgen."



Der 68-jährige Biolandwirt aber hat Angst um eines der beiden Schweine: "Lass sie drinnen. Nicht, dass ein Schwein bei der Hitze und dem Stress umkippt." Schon widmet er sich wieder uns, mit einer beinahe beängstigenden Zuversicht. Die Nachbarn mutmaßen, er habe noch nicht richtig realisiert, was am Mittwochabend im Eichenzeller Ortsteil Rönshausen geschehen ist. "Ich weiß ganz genau, was hier passiert ist. Aber was nutzt es mir denn, jetzt eine bittere Miene aufzusetzen? Ich bin ein Macher. Ich schau' nach vorn."

Halbe Million Euro Schaden

Alle landwirtschaftlichen Gebäude sind niedergebrannt, fast 50 Rhönschafe sind tot, das Auszugshaus gegenüber ist schwer beschädigt und auch das dreistöckige Wohnhaus wurde gerade im Dachbereich in Mitleidenschaft gezogen: eine halbe Million Euro Schaden. Und trotzdem plant Helmut Schönberger schon den Wiederaufbau.

"Wenn die Kriminalpolizei alles freigibt, kann der Abriss beginnen. Und dann stelle ich einen Plan auf, wie Stall und Scheune wieder aufgebaut werden", legt sich Schönberger fest. Er will den denkmalgeschützten Hof so wiederherstellen, wie er vor dem Brand aussah. Bis dahin muss der Biohofbetrieb und auch der Schulbauernhof mit über 1.500 Besuchern im Jahr eingestellt werden. Aber es soll weitergehen.

Ein Dorf hält zusammen

Und um das zu schaffen, hält das Umfeld des 68-Jährigen zusammen: Freunde und Nachbarn haben bereits ihre Hilfe angekündigt. Seine Tochter, die in Berlin lebt, hat ein Online-Spendenkonto (https://www.gofundme.com/hilf-uns-den-hof-zu-retten) eingerichtet. Schönberger und seine Ex-Frau Marion Neumeister kamen über Nacht zum Beispiel bei Nachbarin Helga Böhm unter. "Der Helmut sitzt jeden Tag zum Kaffee bei uns. Natürlich helfen wir - egal, wo es geht", so die Seniorin zu O|N.

Am 18. Juli sollte es für den Landwirt zum Erholungsurlaub in die Tiroler Berge gehen. Das steht nun in den Sternen. Seine Ex-Frau und inzwischen gute Freundin meint aber, "du muss die zehn Tage wegfahren, um den Kopf frei zu kriegen." Danach sei immer noch Zeit, anzupacken. Fest steht, dass viel Arbeit auf Helmut Schönberger zukommt, wenn er den Hof wieder aufbauen will: "Vielleicht mach' ich es aber trotzdem. Nehm' meinen Hund Simor und den Wohnwagen und fahre ein paar Tage weg." (Julius Böhm) +++

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