Aus Zufall zum Deutschen Meister
Sebastian Müller trainiert das beste Goalball-Team des Landes
Fotos: Verein
06.07.2018 / MARBURG / HÜNFELD -
Es ist der größte Erfolg seiner bisherigen Trainerlaufbahn. Der Hünfelder Sebastian Müller ist mit seinem Team Deutscher Meister geworden. Mit der SSG Blista Marburg in der Sportart Goalball. Die Sportart erfreut sich bei Menschen mit Sehbehinderung großer Beliebtheit. Für Müller war es der erste Titel als Cheftrainer, dazu noch in einem packenden Saisonfinale. Den Weg zum Goalball fand er dabei eher zufällig, der Titelgewinn dagegen war kein Zufall, sondern der verdiente Lohn.
Sowohl vor der Saison, währenddessen, als auch vor dem letzten Spieltag war es nicht abzusehen, dass die Marburger Goalballer ganz oben auf dem Podium stehen. „Das war so nicht zu erwarten. Chemnitz ist eigentlich der absolute Favorit“, sagt Sebastian Müller im Gespräch mit ON|Sport. Mit den Chemnitzern hatte es Müller mit seiner SSG Blista Marburg, die ohne Punktverlust durch die Saison marschierten, am letzten Spieltag dann auch zu tun. Das Team der Sachsen ist gespickt mit drei Nationalspielern, die im Juni bei der Weltmeisterschaft in Malmö (Schweden) die Silbermedaille holten.
Goalball ist eine Sportart für Menschen mit Sehbehinderung. Die Mannschaften bestehen aus jeweils drei Spielern und müssen versuchen, einen über ein Kilogramm schweren Klingelball in das Tor des Gegners zu werfen. Seit 1976 ist Goalball paralympisch. „Goalball wurde nach dem Krieg von einem Österreicher und einem Deutschen erfunden“, erklärt Müller, da es zur damaligen Zeit viele Kriegsinvaliden gab.
Müller nahm eine Auszeit, doch die Chemnitzer hatten die große Chance zum Lucky-Punch. Den Sachsen wurde ein Strafwurf zugesprochen, den die Marburger durch Michael Feistle abwehren konnten, der die Gunst der Stunde nutzte und wenige Augenblicke vor Schluss für Marburg zum Sieg traf. „Die Freude danach war natürlich überschwänglich“, so Müller, für den es der erste Meistertitel als Cheftrainer ist, „es macht mich stolz, mir dieser Mannschaft gewonnen zu haben“. Besonders Tobias Vestweber und Feistle hob der Trainer hervor, die beide im finalen Spiel einen Sahnetag erwischten.
Sebastian Müller, der in Hünfeld wohnhaft ist und als Sportlehrer arbeitet, findet aufgrund dieser Umstände selten den Weg ins Training nach Marburg: „Ich versuche, einmal hinzufahren, es geht aber nicht immer“. Sein Co-Trainer Sascha Schäfer und Tobias Vestweber unterstützen ihn im Training. Für Handball, den er beim Hünfelder SV spielte, bleibt aktuell nicht mehr viel Zeit. „Mit Schule, Uni und dem Fitnessstudio habe ich zu viel zu tun“, sagt Müller. Im KI-Studio seines Kumpels Felix Kircher hilft er ihm aufgrund seiner Jura-Kenntnisse im Büro. Goalball hat ihn allerdings entscheidend gefasst.
Nun steht zunächst die Saisonpause an, ehe es im Oktober mit dem Ligapokal weiter geht, erneut gegen Chemnitz. „Ich glaube nicht, dass sie sich da wieder überraschen lassen“, so Müller, der nach der ersten Meisterschaft selbstverständlich auch den Pokal einsacken will. Bereits als Co-Trainer der SSG Blista konnte er den Pokal gewinnen. Für die neue Saison möchte der Trainer die Zusammensetzung des Kaders abwarten, fasst die Titelverteidigung aber ins Visier. (Tino Weingarten) +++