"Ranzig und abgerissen"
Marodes Behördenzentrum kostet Unsummen - Ausweichquartier RhönEnergie?
Fotos: Moritz Plappert
28.06.2018 / FULDA -
Dass den Mitarbeitern im Finanzamt und den Justizbehörden in Fulda buchstäblich die Decke auf den Kopf zu fallen droht, ist keine Neuigkeit. Schon seit Jahren bröckelt der Putz in den beiden Behördenbauten aus den 90er Jahren von Wand und Decke. Doch hr-info hat jetzt ein weiteres Problem aufgedeckt, dass das Land Hessen teuer zu stehen kommt und zwangsläufig einen Umzug für 400 Mitarbeiter des Finanzamtes und 300 Mitarbeiter der Justizbehörden nach sich ziehen wird: Das Land muss die überfällige Generalsanierung der Gebäude bezahlen, die dann auf unabsehbare Zeit nicht nutzbar sind, aber dennoch weiter 2,3 Millionen Euro Kaltmiete im Jahr kosten. Und die Miete für das Ausweichquartier für die beiden Behörden muss zusätzlich bezahlt werden. Für den Übergang ist das bisherige Verwaltungsgebäude der RhönEnergie in der Bahnhofstraße im Gespräch, das nach dem Umzug in den Neubau am Löhertor 2019 leer stünde.
"Behördensanierung in Fulda ist wie der BER-Flughafen für Berlin"
Einer der unmittelbar betroffenen "Mieter" ist der Präsident des Landgerichts Dr. Jochen Müller, der den momentanen Zustand der Justizgebäude als "ranzig und abgerissen" bezeichnet und ihn schon seit seiner Amtseinführung vor zwei Jahren nicht anders kennt. "Die Situation ist wirklich unerquicklich. Die Mitarbeiter sind Kummer gewöhnt, aber wir haben hier nicht wenig Publikumsverkehr und der Zustand ist dem Ansehen der Justiz wirklich nicht zuträglich", beklagt er. Nachdem der marode Putz weitgehend abgeschlagen und eine neue Brandmeldeanlage installiert worden sei, habe sich schließlich das gesamte Kabelnetz als sanierungsbedürftig erwiesen. Es werde jedenfalls bei den anstehenden Arbeiten so viel Staub und Dreck anfallen, dass eine Nutzung währenddessen unmöglich werde. Ob das bisherige Verwaltungsgebäude der RhönEnergie in der Bahnhofstraße oder die ehemalige Post dann als "Notunterkunft" dienen könne, stehe noch nicht endgültig fest. "Der Umzug wird jedenfalls ein Riesen-Logistik-Problem für die Justizbehörden, denn wir haben ja auch Sicherheitsbelange zu berücksichtigen", prognostiziert Dr. Müller. Den Schwarzen Peter habe der für die Sanierung verantwortliche Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH), womit niemand glücklich sei. "Die Sanierung des Behördenzentrums ist für Fulda, was für Berlin der BER-Flughafen ist", mokiert sich der Präsident.
Eine ähnliche Kostenfalle tut sich offenbar demnächst in Bad Hersfeld auf: Mit dem drohenden Leerstand des dortigen Behördenzentrums stehe schon der nächste Fall vor der Tür, bei dem Kosten in Millionenhöhe auf das Land zukommen könnten. (Carla Ihle-Becker)+++