Polen braucht Europa und umgekehrt
Seit 15 Jahren: Städtepartnerschaft zwischen Schlüchtern und Jarocin lebt
Fotos: Dietmar Kelkel
25.06.2018 / SCHLÜCHTERN -
Die Städte Jarocin und Schlüchtern haben in der vergangenen Woche das 15-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft in freundschaftlicher Verbundenheit gefeiert. Bei der offiziellen Begrüßung der 20-köpfigen, polnischen Delegation sagte Reinhold Baier, Vorsitzender des Fördervereins für Städtepartnerschaften der Stadt Schlüchtern: „Das ist eine tolle Freundschaft. Die Partnerschaft lebt.“
Der stellvertretende Bürgermeister Robert Kazmierczak, der Rathauschef Adam Pawlitzky vertrat, der daheim der Geburt der vierten Tochter entgegen fieberte, betonte, dass in den 15 Jahren in den Bereichen Sport, Bildung und Feuerwehrwesen viel erreicht worden sei. „Auch die vielen persönlichen Kontakte haben zu einem brüderlichen Erfolg geführt und die Zusammenarbeit bereichert.“ Es seien echte Freundschaften entstanden. Kazmierczak hoffte, dass die Partnerschaft besser gedeihe als der damals gepflanzte Friedensbaum.
Europaabgeordnerter Thomas Mann erinnerte an die Worte von Papst Johannes Paul II, der einmal gesagt habe: „Polen braucht Europa und auch Europa braucht Polen.“ Das „Weimarer Dreieck“ Polen, Frankreich und Deutschland könne zu einer europäischen Wiedergeburt beitragen. Europa müsse den Nationalisten die Stirn bieten. Die Souveränität des Staates müsse aber bleiben. „Nein zum Protektionismus, nein zum Aufbau von Wällen. Ja zu Konventen. Das sage ich als Patriot.“ Jeder Jugendliche müsse einmal Auschwitz gesehen haben, damit die Versöhnungskultur im Alltag wahrgenommen werde. „Gelebte Partnerschaft, das ist das, was Europa prägen kann. Das gibt Europa Kraft. Menschlichkeit muss Realität werden.“
Nach dem Festakt berichtete der Schauspieler, Kabarettist und Autor Steffen Möller, der lange in Polen lebte und Dozent an der Universität Warschau war, in der Stadthalle zweisprachig von vielen einfachen Menschen, die er während seiner Warschauer Jahre getroffen hatte und erzählte, wie sie sich mal trickreich, mal leichtsinnig durchs Leben schlugen.
Am Samstag nahm die polnische Delegation an einer Stadtführung in Fulda teil, besuchte Kloster Kreuzberg und erlebte bei einem Grillabend in der Hohenzeller Spechtehütte den Fußballkrimi Deutschland gegen Schweden auf der Großleinwand. (Dietmar Kelkel) +++