Wie Ideen fliegen lernen

Grüne "Smart City"-Lösung: Bäume pflanzen für den Lärmschutz

Eine grüne Smart City-Lösung für Bad Hersfeld? (v.li.): Bürgermeister Thomas Fehling sowie Paul Wagner, Shubha Murthy und Alfredo Jost López vom Growing Solutions-Team.
Fotos: Stefanie Harth

21.06.2018 / BAD HERSFELD - Noch ist es reine Zukunftsmusik. Noch ist es ein bloßer Ideenansatz: In Bad Hersfeld könnten, wenn es nach den Vorstellungen von fünf jungen Akademikern geht, Bäume, Sträucher und Hecken angepflanzt sowie begrünte Mauern errichtet werden, um Lärm zu reduzieren. Um dies bewerkstelligen zu können, haben Shubha Murthy, Carolina D'Errico, Alfredo Jost López, Paul Wagner und Michael Gecht ein Programm entwickelt, mit dessen Hilfe eruiert werden kann, an welchen Stellen in der Stadt Vegetation ihren Beitrag zum Lärmschutz leisten könnte.



Grundlegende Informationen liefert der Projektgruppe, die unter dem Namen „Growing Solutions“ agiert, die Lärmdatenbank der Lullusstadt.

Beim sogenannten „Hackathon“ im südhessischen Eschborn, einem Programmierwettbewerb, haben die IT-Beraterin aus Heidelberg, die Biologiestudentin aus Mannheim, der Biophysiker aus Bad Vilbel, der Informatiker aus Darmstadt und der Biochemiker aus Frankfurt am Main spontan eine Arbeitsgemeinschaft gegründet. Gemeinsam haben sie die Lärmbelastung in Bad Hersfeld unter die Lupe genommen – mit dem Ziel, diese zu mindern. Herausgekommen ist eine „Smart City“-Lösung, die die Jury vollends überzeugt hat.

Ausgangspunkt ist, dass die Lärmbelastung in der Festspielstadt teilweise deutlich über dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geforderten Immissions-Grenzwerten (tagsüber: 50 dB(A) / nachts: 40 dB(A) liegt. „Wir wollen weg von traditionellen Schutzlösungen“, erläutert Alfredo Jost López. Mit bestimmten Pflanzen lasse sich der Lärm um bis zu 15 Dezibel reduzieren. „Gleichzeitig tragen die Pflanzen zu einer CO2-Reduktion bei.“ Alles in allem handle es sich um eine kosteneffiziente Lösung. „Zudem können Gesundheitsrisiken geschmälert werden. Und: Wir machen die Stadt schöner“, bekräftigt der Biophysiker.

Interessiert lauschen Bürgermeister Thomas Fehling, Vertreter aus Wirtschaft, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Mitglieder des hiesigen Lärmschutzbeirats den Ausführungen des „Growing Solutions“-Teams. Die städtische Landschaftsgärtnerin Chanda Winter bestätigt: „Vegetation mindert Lärm. Die Grundidee geht in die richtige Richtung.“ Sicherheitsbedenken äußern die Vertreter der Deutschen Bahn (DB): „Wir können die Schienen beispielsweise nicht mit Rasen auslegen.“ Angetan zeigt sich die DB allerdings von den sogenannten „Living Walls“, den begrünbaren Lärmschutzwänden, die im Einklang mit der Natur stehen.

Laut Bauamtschef Johannes van Horrick stelle die historische Innenstadt „ein Problem“ dar. „Efeu geht gar nicht“, moniert er. „Wir können nicht inmitten des historischen Bestands Bäume pflanzen. Neubaugebiete gehen dann schon eher.“ Von einem „wahnsinnig komplexen Thema“ spricht Bürgermeister Thomas Fehling. „Die Anwendung lässt sich nicht von heute auf morgen entwickeln. Wäre eventuell gemeinsam mit ‚Growing Solutions‘ ein handfestes Pilotprojekt möglich?“, gibt er seinem Verwaltungsteam eine Denksportaufgabe mit auf den Weg. (Stefanie Harth) +++

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