Persönliche Erklärung im Wortlaut

SPD-MdB Dr. Raabe (50) will nicht mehr in Bundestag - "25 Jahre Politik reicht"

Dr. Sascha Raabe wird kein zweites Mal für den Bundestag kandidieren
Foto: Stella Klinger-Mitropoulos

21.06.2018 / HANAU / BERLIN - Dr. Sascha Raabe (SPD-MdB) kündigt an, nach Ende dieser Legislaturperiode nicht ein weiteres Mal für den Deutschen Bundestag zu kandidieren:



„Vor kurzem bin ich 50 Jahre alt geworden. Ich möchte das zum Anlass nehmen, um rechtzeitig anzukündigen, dass ich in meiner zweiten Lebenshälfte nicht nochmal für eine erneute Mandatszeit für den Deutschen Bundestag kandidieren werde. Das ist ein für mich seit langer Zeit feststehender Entschluss, der nichts mit der aktuellen politischen Situation zu tun hat, sondern nur mit meiner persönlichen Lebensplanung. Mit Ablauf dieser Legislaturperiode wäre ich dann 25 Jahre hauptberuflich in der Politik tätig, davon sechs Jahre als Bürgermeister und 19 Jahre als Bundestagsabgeordneter.

Als ich 2002 mit 34 Jahren zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag einzog, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich einmal mit fünf Legislaturperioden genauso oft in den Deutschen Bundestag gewählt werde wie mein von mir sehr geschätzter Vorgänger Bernd Reuter. Die durchschnittliche Zugehörigkeitsdauer von Abgeordneten im Deutschen Bundestag beträgt lediglich 10 Jahre. Ich bin stolz und vor allem dankbar, dass ich so oft das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger ausgesprochen bekommen habe. Das hat mich auch bei der Kommunalwahl 2016 sehr gefreut, als ich von Listenplatz 17 auf Platz 2 nach vorne gewählt wurde.

Bei fünf Bundestagswahlen hatte ich immer hervorragende Erststimmenergebnisse, die weit über dem Zweitstimmenergebnis meiner Partei lagen. 2002 und 2005 konnte ich das Direktmandat gewinnen auch als die SPD knapp hinter der CDU bei den Zweitstimmen lag. Aufgrund des extrem großen Rückstandes der SPD bei den Zweitstimmen seit 2009 war es nicht mehr möglich, trotz sehr guter persönlicher Erststimmenergebnisse, den Wahlkreis direkt zu gewinnen. Aber Dank der Anerkennung meiner Partei für meine Arbeit und entsprechend guter Absicherung auf der Landesliste konnte ich trotzdem meine Tätigkeit im Deutschen Bundestag fortsetzen.

Ich gehe davon aus, dass ich auch bei der nächsten Wahl zumindest mit einem sicheren Listenplatz wieder in den Bundestag einziehen könnte, aber ich habe mich aus privaten Gründen entschieden, nicht noch einmal anzutreten. Es gibt meinerseits noch keine konkreten Pläne für die Zeit danach. Der Grund der jetzigen, frühzeitigen Bekanntgabe liegt darin, dass ich meiner Partei möglichst lange vor der kommenden Bundestagswahl Zeit geben möchte, sich mit meiner Nachfolge zu beschäftigen. Denn je eher eine neue Kandidatin oder ein neuer Kandidat fest steht, desto mehr Zeit gibt es, um sich bei den Wählerinnen und Wählern bekannt zu machen. Dies gilt umso mehr, da aufgrund der aktuellen politischen Situation vorzeitige Neuwahlen nicht ausgeschlossen sind.

Ich gebe meiner Partei keine Empfehlung für meine Nachfolge. Ich wünsche mir jedoch, dass diese Kandidatin oder dieser Kandidat die gleiche große Unterstützung von der Partei erfährt wie ich sie hatte. Ich bin meinen Genossinnen und Genossen im Main-Kinzig-Kreis sehr dankbar, dass sie mich in geheimer Wahl fünf Mal in Folge fast immer einstimmig (nur einmal hatte ich eine Gegenstimme) nominiert haben. Ich werde mich bis zum Ende dieser Legislaturperiode weiterhin zusammen mit meinem weltbesten Mitarbeiterteam mit Freude und voller Kraft für die Bürgerinnen und Bürger meines Wahlkreises und für mein Lebensthema, faire Handels- und Entwicklungspolitik, einsetzen. Dies ist also kein Abschied oder Rückzug, sondern nur eine faire und rechtzeitige Ankündigung für meine Partei zur Klärung meiner Nachfolge.“ (pm) +++

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