„Ein wahrer Schatz“
Bedeutende Schenkung aus Familienbesitz an das Stadtarchiv
Foto: Stadt Hanau
19.06.2018 / HANAU -
Wilhelm Ziegler gilt als der bedeutendste Chronist Hanaus im 19. Jahrhundert. In seiner handschriftlichen und mit vielen Belegen bestückten Chronik der Jahre 1825 bis 1877 hat er alles notiert, was den Alltag der Hanauer Bürgerinnen und Bürger damals bewegte: große wie kleine Begebenheiten. Die neun Folianten im Eigentum des Hanauer Geschichtsvereins sind im Stadtarchiv im Kulturforum Hanau magaziniert. Besucher können sie via microfiches einsehen.
Bei Stadtarchivarin Monika Rademacher meldete sich Anfang des Jahres ein gewisser Michael Küch, Geschäftsführender Gesellschafter der Finanz:Dialog GmbH aus Bochum. Der Name Küch machte schon hellhörig, war doch Richard Küch Teilhaber, Mitgeschäftsführer und Erfinder der "Höhensonne Original Hanau", ein Urgroßonkel von Diplom-Volkswirt Michael Küch. Es war aber ein anderes Verwandtschaftsverhältnis, das bei einem Besuch dieser Tage in Hanau geradezu eine Sensation auf den Tisch brachte. Der Gast hatte familiengeschichtliche Unterlagen im Gepäck und übergab sie dem Stadtarchiv, da "sie hier wohl besser als bei mir aufgehoben sind", so Küch.
Zusammen mit dem hinzu gerufenen Fachbereichsleiter Kultur der Stadt Hanau, Martin Hoppe, und dem für Digitalisierung zuständigen Mitarbeiter des Stadtarchivs, Stephan Loquai, wurden die Schriftstücke schnell als persönliche Erinnerungen des eingangs erwähnten Wilhelm Ziegler identifiziert. Zieglers Tochter Emilie war eine verheiratete Küch, Wilhelm Ziegler damit Michael Küchs UrUrgroßvater.
"Bei den Unterlagen handelt es sich um eine der eindrucksvollsten Schenkungen an das Hanauer Stadtarchiv der letzten Jahre", so Rademacher und Hoppe unisono. "Der große Wert der Schriften besteht darin, dass Ziegler wie in seiner großen Chronik auch akribisch den Hanauer Alltag seiner Familie dokumentiert hat. Ob sein 12-jähriger Bruder allein zu Fuß zu ihm nach Gießen lief oder Emilie ihre ersten Tauben selbst schlachtete, wie ihr ´Ratankuchen´ schmeckte, welche Tropfen gegen welche Wehwehchen eingenommen wurden, wer wen wie oft wo besuchte, welche Geschenke es gab etc., ein Blick in das 19. Jahrhundert erster Güte".
Michael Küch freute sich sehr, dass er Hanau einen "wahren Schatz für die Stadtgeschichtsforschung" übergeben konnte. "Natürlich werde ich baldmöglichst wieder nach Hanau kommen, um mich auf die Spuren meiner berühmten Vorfahren zu begeben", kündigte der Unternehmensberater abschließend an. (pm) +++