Es gibt nur ein Altenschlirf

Großer Festkommers zu 1250 Jahre Altenschlirf - Ersterwähnung im Jahr 768

Das Altenschlirfer Lied...
Fotos: Dieter Graulich

11.06.2018 / HERBSTEIN - Sehr interessante Zahlen hatte Bürgermeister Bernhard Ziegler am Samstagabend in seiner Festansprache zur 1250 Jahrfeier des Stadtteiles Altenschlirf. So stamme die erstmalige Erwähnung von Sleraffa, dem jetzigen Altenschlirf, aus dem geschichtsträchtigen Jahre 768, denn im gleichen Jahr wurde Karl der Große König des Frankenreiches. Es begann damit die Deutsche Geschichte. Altenschlirf gehört damit zu den ältesten Siedlungen im östlichen Vogelsberggebiet.

Ziegler wies darauf hin, dass erst 250 Jahre Später, 1018, die Ersterwähnung von Schwerin erfolgte 1618 New York noch keine 300 Einwohner hatte. Heute habe es mehrere Millionen, Altenschlirf aber nur 509 Einwohner. 1918, 1150 Jahre später habe Altenschlirf mit Nelson Mandela und Helmut Schmidt Geburtstag gefeiert sowie Friedrich Karl von Hessen-Kassel sei König von Finnland geworden. Ziegler wies abschließend auf eine sehr intakte Infrastruktur des Dorfes hin, das auch bis vor der Wende der Mittelpunkt Deutschlands gewesen sei. Der vorbildlichen Dorfgemeinschaft wünschte er, dass dies noch lange so bleiben möge.



„Der ganze Vogelsbergkreis freut sich über dieses besondere Ortsjubiläum“, so Landrat Manfred Görig in seinem Grußwort. Er hob die gemeinsame Tatkraft und den großen Zusammenhalt von Ortsbeirat, Vereinen und Bürgern hervor die mit viel Ehrgeiz und Spaß das Jubiläum vorbereitet hätten. Dies seien Belege für die dynamische und kraftvolle Dorfgemeinschaft, die sich durch aktive und lebensfrohe Menschen auszeichne. Er ermunterte Bürger sich auch weiterhin so einzubringen, dass sie ihre eigene Handschrift bei allen Aktivitäten erkennen könnten. Denn dies sei einer der großen Vorzüge des ländlichen Raumes gegenüber der Anonymität der Metropolen.

Die 1250 Jahrfeier sei eine sehr gute Gelegenheit um verdiente Bürger für ehrenamtliche Tätigkeit auszuzeichnen und so erhielten Helmut Greb, Dr. Monika Keber-Ludwig, Andreas Kirsch, Dr. Otto Ludwig, Walter Minnert, Dieter Mönnig, Erich Rahn, Rainer Schmidt und Silke Schul den Ehrenbrief des Landes Hessen.

„Großes Werk gedeiht durch Einigkeit“, diesen im Mehrzweckhaus angeschriebenen Leitspruch setze die Bevölkerung Altenschlirfs in die Tat um, betonte Stadtverordnetenvorsteher Erich Rahn. Man rede und kommuniziere in eigens gegründeten WhatsApp-Gruppen miteinander. Zu Letzteren merkte er allerdings an, „wenn es technisch möglich“ sei und spielte damit auf die schlechte Ausstattung des Dorfes mit schnellem Internet an. Landrat Görig hatte zuvor darauf hingewiesen, dass dies bis zum Ende seiner Amtszeit in sechs Jahren behoben sei.

CDU-Landtagsabgeordneter Kurt Wiegel stellte fest, wer nicht weiß woher er kommt, kann auch die Zukunft nicht gestalten. Er bat die Bürger positiv nach vorne zu schauen, denn der Vogelsberg habe sehr viel zu bieten. Zum Beispiel könnte die Frankfurter ohne den Vogelsberg noch nicht einmal sauberes Wasser trinken.

Pfarrerin Heid Kuhfus-Pithan betonte, das Wichtigste überhaupt seien die Menschen die alles geprägt hätten, wie die Landschaft, das Dorf mit seiner Kirche, Vereine und auch das gute Essen, denn man müsse sich wohlfühlen. “Gott möge Altenschlirf auch weiterhin beschützen und bewahren“ so die Pfarrerin abschließend.

Grußworte sprach auch das Patenkind der ehemaligen Gemeinde Altenschlirf, Annette von Schmeling, geborene Riedesel. Ihr Vater Wolfram Riedesel Freiherr zu Eisenbach, der sehr gute Beziehungen zu Altenschlirf pflegte, hatte nach der Geburt seiner Tochter die Gemeinde gebeten die Patenschaft zu übernehmen. Das Patenkind kommt sehr viel in das Vogelsbergdörfchen und hat auch kürzlich das Eröffnungsband bei der Einweihung des Andreasweges feierlich durchschnitten. Sie hat auch die Obstbäume gestiftet, die an verschiedenen Stellen entlang des Weges gepflanzt wurden.

Gut verwachsen seien Dorf und die Gemeinschaft Altenschlirf war von Tobias Rädler von der Geschäftsleitung zu hören. Vor 36 Jahren habe das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung begonnen und funktioniere sehr gut.

Letzte Grußwortrednerin war Diana Löffler, stellvertretende Ortsvorsteherin von Ilbeshausen. Sie wies auf einige Verbindungen zwischen den beiden Dörfern hin. So habe man sich vor 300 Jahren das Vieh gestohlen, doch inzwischen wurden freundschaftliche Beziehungen geknüpft. Seit 1985 gebe es alle drei bis sechs Jahre ein Grenzfest. Sie überreichte als Gastgeschenk einen Gutschein der für den Kauf eines Baumes Verwendung finden könne, den man beim Grenzfest pflanze.

Die Grußwortredner trugen sich anschließend in das „Golden Buch“ der Stadt Herbstein ein. Der Festkommers endete mit der gemeinsam gesungenen Nationalhymne.

Anschließend wurde das von Eva Martin und einem siebenköpfigen Arbeitskreis geschaffene Buch „1250 Jahre Altenschlirf“ verkauft. Sie hatte zuvor mitgeteilt, dass im Juli 2016 die Idee dazu geboren wurde. Monatliche Treffen folgten ab September des gleichen Jahres und durch eine großartige Mitarbeit der Dorfbevölkerung sei das Buch fertiggestellt worden. Es habe zwar sehr viel Zeit gebraucht, aber der Aufwand habe sich gelohnt.

Die musikalische Umrahmung des Festkommerses wurde vom Musikverein Landenhausen, dem Männer-Quartett-Verein und dem gemischten Chor Altenschlirf gestaltet. Die Moderation hatte der stellvertretende Ortsvorsteher Bernhard Greb. (gr) +++

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