Erinnerungen an 2017 werden wach

Der FSV Thalau und die Duplizität der Ereignisse

Leiden mit ihrer Mannschaft: die Fans des FSV Thalau.
Fotos: Jonas Wenzel (Yowe)

11.06.2018 / EBERSBURG - Die Bilder kamen allen Beteiligten bekannt vor. Auf dem Rasen standen die Spieler des FSV Thalau - geknickt und enttäuscht. Dennoch wurden sie stürmisch bejubelt. Von ihren Fans im Wittiggrund, die wieder einmal für eine grandiose Kulisse sorgten. Die Thalauer Pleite in der Relegation am Samstag gegen Grebenstein erinnerte an das Jahr 2017.



Vor ziemlich genau einem Jahr verlor der FSV schon einmal das entscheidende Spiel um den Aufstieg in die Verbandsliga. Gegen Kaufungen unterlag die Elf von Trainer Jörg Meinhardt - wie jüngst gegen Grebenstein - mit 0:2 und musste sich - ebenfalls nach einem 3:2-Auftaktsieg - von allen Träumen verabschieden. Sebastian Kress, Thalaus kompromissloser Verteidiger, war damals noch Zuschauer. Diesmal stand er selbst unten auf dem Rasen.

„Ich habe es letztes Jahr auf der Tribüne miterlebt. Da habe ich mir gewünscht, dass ich nächstes Jahr hier unten stehen darf und es besser machen kann“, sagt Kress nach dem Spiel zu ON|Sport, „aber jetzt stehe ich hier unten und wir haben es leider nicht besser gemacht.“ Während der 32-Jährige das kurz zuvor Geschehene erklären soll, vertrübt blau-weißer Nebel die Sicht. Und im Hintergrund ertönt aus unzähligen Kehlen die „Perle der Vorderrhön“. Die Fans feierten ihre Mannschaft. Die Mannschaft feierte ihre Fans.

Eine Szenerie, bei der Kress kurz innehalten muss. „Was hier auf die Beine gestellt wird - auch in den letzten Wochen schon - ist der Wahnsinn. Und wie positiv verrückt die „Gallier“ hier sind. Auch wie die Fans jetzt zusammenkommen – da bekomme ich feuchte Augen“, sagt Kress und lässt den Blick über den Wittiggrund schweifen. Das Spielfeld zu diesem Zeitpunkt, eine einzige Partymeile. Was natürlich auch an den Gästen aus Grebenstein lag, die gebührend ihren Aufstieg in die Verbandsliga feierten.

Dass am Ende beide Fangruppen gemeinsam feierten und „TuSpo und der FSV“ anstimmten, war das passende Ende des Spektakels in der Rhön. Sebastian Kress, Thalaus Hessenliga-erfahrener Routinier, richtete den Blick bereits nach vorne, um die Enttäuschung zu verarbeiten. „Es muss auf jeden Fall aus den Köpfen raus“, sagt der Ex-Lehnerzer, „denn die Zeit ist ja nicht so lang. Eine neue Saison steht vor der Tür und in der wollen wir wieder angreifen.“

Doch sein Trainer, Jörg Meinhardt, fand nach dem Spiel mahnende Worte. Dass die zweite verlorene Relegation in Folge Spuren hinterlassen könnte. „Es ist sicherlich eine ganz schwere Situation, keine Frage. Wir haben wieder weniger Pause. Da fehlt gerade am Anfang die Geilheit auf den Fußball. Ich hoffe, es ist nicht der Fall, aber die Gefahr ist groß“, entgegnet Meinhardt auf die Frage, ob sein FSV in ein Loch fallen könnte.

Dass zwei, drei neue Spieler in die Mannschaften kämen und für frisches Blut sorgten, sei gut. Doch zu sehr an die neue Runde wollte beim FSV noch keiner denken. Und trotz des erneut verpassten Aufstiegs dürfte es im Wittiggrund eine lange Nacht geworden sein. Mit blau-weißem Nebel und der „Perle der Vorderrhön“. (Tobias Herrling) +++

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