Entwicklung zeigt nach oben
Energiegenossenschaft Vogelsberg eG präsentiert gutes Ergebnis
Fotos: privat
29.05.2018 / ALSFELD -
Die Freiflächenanlage „Am hohen Rain“ in Ober-Moos ist eines der ersten größeren Projekte der Energiegenossenschaft Vogelsberg eG (EGV). Seit dem Jahr 2013 versorgt die Photovoltaikanlage jährlich 900 Haushalte mit Strom und ist damit ein gutes Beispiel für nachhaltige Energiegewinnung in der Region. Für die Generalversammlung im siebten Jahr ihres Bestehens hatte der Vorstand der EGV sich einen Tagungsort genau hier im südlichen Zipfel des Vogelsbergs ausgesucht: In der Vulkanscheune zwischen Nieder- und Ober-Moos trafen sich am 23. Mai Vorstand, Aufsichtsrat und mehr als hundert Mitglieder, um über Stand, Entwicklung und Aussichten ihrer Genossenschaft zu beraten.
Seit der Gründung der EGV vor nunmehr sieben Jahren hat sich der Schwerpunkt der nachhaltigen Energiegewinnung verlagert. „Weithin sichtbar“ seien die Projekte nun, wie Aufsichtsratsvorsitzender Ralph Kehl mit Blick auf die Windkraftanlagen der EGV in seiner Begrüßung sagte. Bevor Geschäftsführer Günter Mest seinen Bericht zum Geschäftsjahr 2017 abgab, begrüßte Erich Koch, 1. Beigeordneter der Gemeinde Freiensteinau, die Gäste im „Blauen Eck“. Er unterstrich die Bedeutung von erneuerbaren Energien, auch seine Gemeinde stehe dahinter und sei Mitglied in der EGV, so Koch.
Insgesamt zeichnete der Geschäftsführer ein deutlich positives Bild der Entwicklung der EGV: Sowohl die Anzahl der Mitglieder als auch die Anzahl der Geschäftsanteile und die Anzahl der Nachrangdarlehen sind im Jahr 2017 gestiegen. Zum Ende des Berichtsjahres hatte die EGV 652 Mitglieder. Die Energieproduktion sowie die erzielte Einspeisevergütung sind – aufgrund der Leistung der Windkraftanlage – im Jahr 2017 stark angestiegen: mehr als 22 Mio kW/h an Energie und knapp 2,4 Millionen Euro an Ertrag wies die Bilanz der EGV und der Tochterunternehmen auf, die Mest den Genossen präsentierte, aus. Die Bilanzsumme zeigte sich um 13 Prozent höher als im Vorjahr; mit einem Jahresüberschuss von fast 90.000 Euro konnte sich die EGV über das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte freuen. Davon profitieren natürlich auch sie Genossen: Für die Nachrangdarlehen für das Jahr 2017 zahlte die EGV ihnen mehr als 180.000 Euro an Zinsen aus und kann eine Dividende von 45.000 Euro ausschütten – eine Steigerung von mehr als 60 Prozent, wie Mest darlegte. Er schlug der Versammlung eine Dividendenzahlung von 3 Prozent vor, ein Angebot, das Ralph Kehl nach seinem Aufsichtsratsbericht gerne aufgriff.
Der Jahresabschluss 2017 belief sich nach Darstellung des Geschäftsführers Günter Mest auf eine Bilanzsumme von 10.658.107 Euro und einen Bilanzgewinn von knapp 136.000 Euro. Zur Abstimmung stand folgender Vorschlag. Von dem Bilanzgewinn gehen satzungsgemäß je 26.000 Euro in die gesetzlichen und in die anderen Rücklagen, ausgeschüttet als Dividende werden knapp 45.000 Euro, der Rest geht in den Gewinnvortrag. Diesem Vorschlag folgte die Versammlung einstimmig und entlastete Vorstand und Aufsichtsrat.
In jedem Jahr scheiden turnusgemäß fünf Mitglieder aus dem Aufsichtsrat aus. Alle in dieser Periode scheidenden Mitglieder stellten sich unter der Wahlleitung von Vorstandsmitglied Norbert Reinhardt zur Wiederwahl und erhielten von der Versammlung neue Mandate. In diesem Jahre waren dies Norbert Jäger, Ulrich Künz, Walter Ritz, Stephan Rühl und Willi Zinnel.
Nach all den Formalien blickte Vorstandsmitglied Lorenz Kock mit den Genossen noch ein wenig in die Zukunft und lud zum regen Austausch über neue Betätigungsfelder der EGV ein. Den Klimawandel und den von Menschen verschuldeten Anteil daran werde man nicht weg reden können, so Kock. Das Energieeinspeisegesetz habe seinen Zenit zwar gesehen, allerdings erfordere der geplante Ausstieg aus der Atomenergie neue Gedanken und Ansätze. Mit Blick auf die Aktivitäten der EGV gab Kock zu bedenken, dass potenzielle Projekte nicht mehr so zahlreich seien wie sie einmal waren. Er forderte daher auch die Genossenschaftsmitglieder auf, Augen und Ohren offenzuhalten, wenn es freie Flächen und Planungen in ihrem Umfeld, gerne auch über die Grenzen des Vogelsberges hinaus, gebe. Ebenso appellierte er an die Anwesenden, neue, junge Mitglieder zu werben: „1 Prozent der Vogelsberger Bevölkerung, also 1000 Mitglieder, hätten wir schon sehr gerne“, so der Tenor. „Der Prozess der Energiewende ist ein langsamer“, konstatierte Kock, der eine Diskussion um mögliche neue Aufgaben anregte.
Als Stichworte kamen Stromselbstvermarktung, Investitionen in moderne Speichertechnologie, Unterstützung von Nahwärmenetzen, Auseinandersetzung mit Wasserstofftechnologie oder der Einstieg in intelligente Stromnetze. Welche Bereiche die EGV in Zukunft fokussieren wird, ist noch unklar und hängt von der Entwicklung auf dem gesamten Feld und Markt der erneuerbaren Energien ab. Dass die EGV sich in der Zukunft breiter aufstellen muss, daran gibt es jedoch keinen Zweifel. (pm)+++