Serie: Faszination Mythen und Sagen
Die Irrlichter von Ronshausen verbreiteten Angst und Schrecken
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23.05.2018 / REGION -
Katharina Osan geborene Führer wurde in Ronshausen geboren und kannte die Geschichte von den Irrlichtern wiederum von ihrer Großmutter. Sie wurde von Generation zu Generation weiter erzählt und so erfuhr auch ihre Tochter Irmgard davon. Irmgard Schmidt aus dem Ludwigsauer Ortsteil Friedlos, die eine gefragte Expertin für hessisches Brauchtum ist, hat diese und viele weitere Sagen und Mythen aus der Region aufgeschrieben und bewahrt.
Es wird überliefert, dass sich im schönen Wiesental, den Rohrwiesen, gelegen zwischen dem westlichen Ortsrand von Ronshausen und Weiterode, Unheimliches zugetragen haben soll. Es handelt sich um ein Feuchtwiesengebiet mit einem Bach, vielen Sumpfpflanzen und Schilfrohr. Die Bauern haben in früheren Jahren versucht, die Wiesen „trocken zu legen“, um Gras und Heu zu ernten. Doch es gelang ihnen nicht, der Boden blieb feucht.
Bis ins 19. Jahrhundert reichten die Moorwiesen bis an die Straße, die von Ronshausen nach Weiterode und weiter nach Bebra führte. Es waren holprige, unbeleuchtete Wege, auf denen die Menschen zu Fuß zur Arbeit gingen. Oft kamen sie nach getanem Tagwerk erst spät in der Nacht wieder heim. Es war nicht einfach, in der Dunkelheit den richtigen Weg zu finden, schon gar nicht, wenn man ein paar Schnäpse zu viel getrunken hatte. Manche kamen gar nicht mehr nach Hause.
Wahrscheinlich gibt es eine einfache, logische, nachvollziehbare Erklärung für die Leuchterscheinung. In den feuchten Wiesen waren viele Tümpel, auch Mooraugen genannt. In Vollmondnächten spiegelte sich das Mondlicht in ihnen. Die Menschen in ihrer Angst vor dem für sie Unbegreiflichen sahen darin Irrlichter. Selbst Irmgard Schmidt hat sich als Kind immer sehr gefürchtet, wenn sie an den Rohrwiesen vorbeikam. Heute stehen die Rohrwiesen als Brut- und Nahrungsgebiet für viele Vögel unter Naturschutz.(gs) +++