Schaulaufen zum Probenauftakt

Festspiel-Ensemble im "Peer Gynt"-Fieber: Eine Welt, wie sie uns gefällt

Festspiele 2018 abermals mit Star-Ensemble: Probenauftakt in Bad Hersfeld.
Fotos: Hans-Hubertus Braune

18.05.2018 / BAD HERSFELD - Sie alle sind heiß auf die 68. Bad Hersfelder Festspiele. Sie alle sind heiß auf Robert Schusters Inszenierung des „Peer Gynt“, die den Theaterreigen am 6. Juli eröffnen wird. Der erste Blick hinter die Kulissen, den der Regisseur und das mit bekannten Gesichtern gespickte Schauspieler-Ensemble sowie Bühnenbildner, Kostümdesigner und Musiker gewährt haben, lässt fulminantes Bühnenspiel in der Stiftsruine erwarten.



Die Spannung beim Probenauftakt ist geradezu greifbar, das Medieninteresse groß: Dicht an dicht drängen sich die Fotografen in der Probenbühne am Kurpark, um Darsteller, wie Christian Nickel, Corinna Pohlmann, Andreas Schmidt-Schaller, Nina Petri, Anouschka Renzi, André Hennicke, Claude-Oliver Rudolph und Leena Alam, vor die Linse zu bekommen. Das komplette Ensemble begreift sich als Großfamilie. „Ich bin glücklich, dass Ihr alle da seid“, betont Festspielintendant Joern Hinkel, der mit dem aktuellen Kartenvorverkaufs-Stand „sehr zufrieden“ ist. „Andere Festspiele werben mit einem Star – über Bad Hersfeld leuchtet ein ganzer Sternenhimmel.“

In eine Welt träumen, wie sie ihm gefällt, wird sich Doppel-Hersfeldpreisträger Christian Nickel, der im modernen Drama nach Henrik Ibsen die narzisstisch geprägte Hauptrolle übernimmt. Der Charakter-Mime darf ein Wiedersehen mit Regisseur Robert Schuster feiern, mit dem er bereits vor 20 Jahren in Frankfurt am Main zusammengearbeitet hat. Schuster setzte damals Ibsens Klassiker in Szene, Nickel verkörperte den Peer. Die Leseprobe, in die das „Peer Gynt“-Team hineinschnuppern lässt, zeigt auf: das Zusammenspiel der Protagonisten passt zusammen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.

„Ibsen hat mit einem Fuß die Tür zur Moderne aufgestoßen, indem er die Übergänge zwischen Realität und Traum verwischte“, erläutert Joern Hinkel. „Die Zuschauer erwartet ein wildes, humorvolles, trauriges und farbiges Stück über einen unverbesserlichen Egoisten.“ Alles drehe sich um die Frage „Wer bin ich?“, ergänzt Robert Schuster. „Könnte ich mehr sein als der, der ich bin, oder gilt für mich der Satz meiner Klassenkameraden ‚Schuster, bleib bei Deinen Leisten‘?“

Fakt ist: Kurz nachdem Peer, der sich in der wohl berühmtesten Szene mit einer Zwiebel vergleicht, die viele Hüllen, jedoch keinen Kern aufzuweisen hat, am vermeintlichen Höhepunkt seines Lebens angelangt ist, wird er fallen. Das Schicksal schlägt zurück. Unumstößlich…

Blitzlichtgewitter brandet auf, als die Botschafter für die anderen Festspiel-Inszenierungen die Probenbühne betreten. Vorhang auf heißt es für Brigitte Grothum („Shakespeare in Love“, „Lenas Geheimnis“), Horst Janson („Der alte Mann und das Meer“, „Lenas Geheimnis“), Robert Joseph Bartl („Indien“, „Shakespeare in Love“) und Martin Semmelrogge („Shakespeare in Love“, „Lenas Geheimnis“). Semmelrogge, der Schauspieler mit der unverwechselbar knarzigen Stimme, katapultiert sich sogleich – dank seiner unorthodoxen, lässigen Art und seines vierbeinigen, wuseligen Begleiters namens Teddy – in das Zentrum des Interesses.

Die Probenzeit hat begonnen. Die Vorfreude auf magische, spannende und unvergessliche Theatermomente, ob im altehrwürdigen Gemäuer der Stiftsruine oder im Innenhof des Schlosses Eichhof, steigt. Mehr Infos: https://www.bad-hersfelder-festspiele.de/. (Stefanie Harth) +++

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