Derby unter Verbandsaufsicht

Hessens Fußball-Chef Jürgen Radeck: Barockstadt statt Hauptstadt

Die Wege kreuzen sich ein letztes Mal: Yu Shin Youm (l.) vom TSV Lehnerz und Benjamin Fuß (r.) von Borussia Fulda treffen ein letztes Mal aufeinander.
Archivfoto: Hendrik Urbin

16.05.2018 / FUSSBALL - Vorhang auf für das letzte Stadtderby der Geschichte: am Samstag (15 Uhr) empfängt der TSV Lehnerz in der Hessenliga Borussia Fulda. Es ist das sechste Derby seit 2015 und das letzte Aufeinandertreffen, bevor ab nächster Runde als SG Barockstadt aus Gegnern Partner werden. Auch deshalb wird die Begegnung unter Verbandsaufsicht stehen.


Jürgen Radeck, Hessens Verbandsfußballwart, höchstpersönlich wird dem Duell der Stadtrivalen beiwohnen. "Wir werden Flagge zeigen und stehen mit den Vereinen in Kontakt. Sie wissen, dass das Spiel unter Aufsicht steht", sagt Radeck im Gespräch mit ON|Sport. Weil der TSV Lehnerz am vergangenen Samstag den vorzeitigen Einzug in die Relegation verpasst hat, braucht die Elf von Marco Lohsse aus den letzten zwei Spielen mindestens einen Punkt, um das Ticket für die Aufstiegsspiele zur Regionalliga zu lösen.

Aufgrund der Konstellation, dass beide Klubs ab nächster Runde gemeinsame Sache machen, witterte unter anderem Ligakontrahent Bayern Alzenau Wettbewerbsverzerrung. Die Unterfranken stellten einen Antrag, dass alle SCB-Spiele aus der Wertung genommen werden (wir berichteten) - und scheiterten. An mögliche Absprachen, wie es in der Fußball-Szene die Runde macht, glaubt der hessische Fußball-Chef Radeck aber ohnehin nicht.

"Ich erwarte ein rassiges Spiel, in dem sich beide Mannschaften nichts schenken", sagt Radeck, "es ist ja auch so, dass nicht alle Spieler übernommen werden und die sich sicherlich zeigen wollen." Präventiv - ob der sportlichen Brisanz - habe der Verband die Partie aber unter Aufsicht aufgestellt. Zwei Varianten, Begegnung unter eine sogenannte Verbandsaufsicht zu stellen, gebe es laut Radeck.

Derby statt Endspiel

"Entweder werden wir selbst aktiv wie beispielsweise bei jeden Aufstiegsspielen oder ein Verein bittet aufgrund von Vorkommnissen aus dem Hinspiel um eine Aufsicht", klärt Radeck auf. Um beim letzten Fuldaer Stadtderby vor Ort sein zu können, verzichtet Radeck gar auf ein Großereignis: dem Endspiel im DFB-Pokal zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern München. "Meine Tochter und Schwiegertochter freuen sich jetzt über die Karten und ein Wochenende in Berlin", sagt Radeck schmunzelnd.

Für ihn heißt es hingegen: Barockstadt statt Hauptstadt. "So ist das eben, man muss Prioritäten setzen", sagt Radeck. Das Fuldaer Stadtderby zwischen Lehnerz und Borussia, es wurde in gewisser Weise zur Chefsache erklärt. Dass alles mit rechten Dingen zugeht, davon ist der Verbandsfußballwart aber überzeugt. "Ich bin mir sicher, dass beide Mannschaft das Spiel sportlich entscheiden und sich nichts nachsagen lassen wollen."

Ohnehin scheint klar: Borussia Fulda müsste schon einen Sahnetag erwischen, um das zuletzt so formstarke Lehnerz in die Knie zu zwingen. "Sie spielen ja eine starke Runde und wollen das auch im Derby zeigen." Radeck stellt neben dem Sportlichen auch das letzte Aufeinandertreffen in den Vordergrund: "Es endet eine Epoche und das sollte im Fokus stehen." Im letzten Derby der Geschichte treffen die künftigen Partner aufeinander - und der TSV Lehnerz kann die Relegation eintüten. (Tobias Herrling) +++

Jürgen Radeck (l)., Hessens Verbandsfußballwart, wird dem Derby beiwohnen und auf das Endspiel im DFB-Pokal verzichten
Archivfoto: Julius Böhm
Eine Szene aus dem ersten Derby 2015: Borusse Matija Poredski (m.) wird von den Lehnerzern Andre Vogt und Sebastian Bartel attackiert.
Archivfoto: Hendrik Urbin

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