Spannende Sonderausstellung

Wer war eigentlich Andrea Gallasini? Barockbaumeister prägte Fuldas Stadtbild

So sah er vermutlich nicht aus ... Andrea Gallasini alias Johannes Heller
Fotos: Erich Gutberlet

10.05.2018 / FULDA - Was verbinden die Fuldaer eigentlich gemeinhin mit dem Barockbaumeister Andrea Gallasini? Vermutlich den nach ihm benannten Ring, doch dort sucht man vergeblich nach den markanten Bauwerken des gebürtigen Schweizers, der doch dem Stadtbild Fuldas seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat. Ihm widmet sich die neue Sonderausstellung des Vonderau Museums - auch dieser Bau ein Werk Gallasinis - und beleuchtet sein Wirken so eindrücklich, dass man sich die von ihm geschaffenen Gebäude mit neuen Augen anschaut, ob Profan- oder Sakralbauten wie das Kanzlerpalais, die Alte Universität, Schloss Fasanerie, das Heilig-Geist-Spital und zahlreiche Kirchen in der Region.



Noch ist die über zwei Stockwerke gehende Ausstellung nicht ganz komplett - überall wird am heutigen Mittwoch noch gewerkelt, gehängt und installiert. Der feierlichen Eröffnung am kommenden Sonntag steht aber nichts mehr im Wege. Schwierig war im Vorfeld die Frage, anhand welcher Exponate man Leben und Werk des berühmten Baumeisters exemplarisch darstellen könnte, stehen die Zeugnisse seines Schaffens schließlich "untransportabel" in Fulda und der gesamten Umgebung. Die umfangreichen Forschungen und Vorarbeiten der Kuratoren finden jedoch sichtbaren Niederschlag in den Exponaten und vor allem im umfangreichen Begleitkatalog, der mit 320 Seiten einen veritablen Einblick ins Werk Gallasinis vermittelt.

Rätselhaft, dass so wenig über Gallasini überliefert ist

Dabei ist über den Mann hinter den Bauwerken tatsächlich nur ganz wenig Gesichertes bekannt - er gibt vielfach Rätsel auf. Es existiert nicht mal ein einziges Porträt des Architekten. "Die Quellenlage ist ausgesprochen dünn", bekennt der Kunsthistoriker Dr. Volker Rößner, der glaubt, dass Akten und Schriftwechsel, die uns Auskunft über sein Leben geben könnten, verschollen sind oder vernichtet wurden. "Und weil er hier vor Ort war, konnte er den Handwerkern direkte Anweisungen geben, nichts wurde schriftlich fixiert." Weil es kaum Hinweise auf den Baumeister gibt, der immerhin jahrzehntelang im Dienste dreier Fürstäbte tätig war, haben die Theaterplastikerin Romana Blum-Bellinger aus Dermbach und Museumsleiterin Dr. Sabine Fechter gemeinsam eine lebensgroße Plastik Gallasinis geschaffen.

Der in Lugano im Tessin geborene Andrea(s) Gallasini begann seine Laufbahn als Stuckateur, avancierte zunächst zum Bauinspektor in Waldeck–Pyrmont und war dann seit 1720 für rund 40 Jahre in den Diensten der Fuldaer Fürstäbte als Baumeister tätig. Unter seiner Regie entstanden rund 45 Bauten unterschiedlichster Bestimmung: vom Amtshaus über das Adelspalais bis zum repräsentativen Landsitz, von der Pfarrkirche bis zur anspruchsvollen Kloster- oder Propsteikirche.

Am kommenden Sonntag, dem Internationalen Museumstag wird die Sonderausstellung im Vonderau Museum um 11.00 Uhr eröffnet und ist bis zum 19. August zu besichtigen. Ergänzt wird die Schau durch ein umfangreiches Begleitprogramm mit Führungen durch die Kuratoren am Sonntag, Architekturspaziergänge, Exkursionen, Workshops mit Stucktechniken sowie einem Konzert mit Musik aus der Feder der Komponisten des 18. Jahrhunderts.(Carla Ihle-Becker)+++

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