Für die Rhönbahn

Bürgerinitiative besorgt: Kommt ein fünftes Bahn-Gleis in Bronnzell?

Elisabeth und Philipp Mausolff in ihrem Garten mit BI-Vorsitzendem Paul Schneider (rechts)
Fotos: Marius Auth

09.05.2018 / FULDA - Mit dem Ausbau der Bahnstrecke zwischen Würzburg und Fulda sollen Engpässe aufgelöst und die Kapazitäten verbessert werden. Ein Neubau zusätzlicher Gleise durch Fulda-Bronnzell wurde bisher von der Bahn ausgeschlossen, jetzt schlägt die Bürgerinitiative "Lebenswertes Bronnzell" Alarm: Außerhalb der bisherigen Trassenfindung sei ein fünftes Gleis durch Bronnzell geplant.


Planfeststellungsverfahren, Raumordnungsverfahren, Dialogforum: Wer sich mit Elisabeth Mausolff in ihrem Garten in der Professor-Heller-Straße unterhalten will, wenn die Züge vorbeifahren, braucht ein lautes Organ. Wenige Meter von den Hasenställen entfernt erhebt sich die mächtige Schallschutzmauer, trotzdem ist die Lärmbelastung enorm. Der vorherige Grundstücksbesitzer war 1984 von der Bahn ausbezahlt worden und lebt jetzt am Aschenberg, Mausolff dagegen ist unschlüssig: "Wir bräuchten schon jetzt bessere Schallschutzfenster und eine Klimaanlage, um die Fenster zur Bahn hin nicht öffnen zu müssen. Wie das wird, wenn ein weiteres Gleis dazukommt, weiß ich nicht." Paul Schneider, 1. Vorsitzender der Bürgerinitiative "Lebenswertes Bronnzell", ist ungehalten: "Die Kapazität auf der Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg ist ausreichend, um die zusätzlichen Verkehre aufzunehmen - so wurde uns das immer wieder gesagt. Das betrifft auch die Varianten IV und VII, auf die sich jetzt festgelegt wurde."

Für die lärmunverdächtige Rhönbahn, die zwischen Fulda und Gersfeld verkehrt, soll nach Planungen der Bahn dagegen eventuell ein Gleis durch Bronnzell gelegt werden, um das verkehrstechnische Nadelöhr zu verbreitern. "Die Planungen laufen im Rahmen der Untersuchung zum Bahn-Knotenpunkt Fulda, aber ich konnte beim Dialogforum neulich in Gelnhausen Unterlagen einsehen, da fällt man aus allen Wolken: Fotos von den Grundstücken entlang der Strecke, wo eine Verbreiterung um sechs Meter für ein weiteres Gleis Probleme bereiten könnte. Wir befürchten, dass die kleine Rhönbahn nur vorgeschoben wird, um ein weiteres Gleis durch Bronnzell gerechtfertigt zu bekommen. Westlich und östlich des vorhandenen Bahndamms haben wir auf einer Länge von 800 Metern eine dichte Bebauung, wie das funktionieren soll, erschließt sich mir nicht."

Bei einer Führung des Rhönbahn-Gleises auf der Ostseite benötige die Bahn Grundstücksanteile von 20 Eigentümern, auf der Westseite müsse das Gleisbett ab dem Bahnübergang der Kreisstraße K 58 abgesenkt werden. Eine Dammverbreiterung dort verkleinere das Hochwassergebiet, schon jetzt seien Anlieger stark vom Hochwasser betroffen, meint Schneider. Außerdem müsse die Hochspannungsleitung auf der Westseite beim Ausbau verlegt werden und führe dann über ein Privatgrundstück.

Schneider sieht die Verhältnismäßigkeit nicht gegeben: "Gesundheitsgefährdung, Minderung der Wohnqualität oder gleich Abriss, Millionenkosten für ein nötiges Unterführungsbauwerk - nur für 1.000 Meter Bahnstrecke? Zumal die eisenbahn-betriebswissenschaftliche Untersuchung die Notwendigkeit für das Gleis überhaupt nicht vorsieht. Wir Bronnzeller fühlen uns getäuscht. Die Lärmbelastung ist jetzt schon enorm, wenn das Rhönbahn-Gleis erstmal liegt, kann es später immer verlängert werden und für den Personen- und Güterverkehr genutzt werden. Wenn auf vier Gleisen 600 Züge fahren, können auf fünf 750 Züge fahren. Alle 115 Sekunden würde dann ein Zug durch Bronnzell fahren. Das werden wir nicht zulassen", erklärt Schneider.

Der DB-Konzern wiegelt ab: "Die Pläne gibt es, sie werden im Moment ausgearbeitet, da eine Untersuchung für den Bahn-Knotenpunkt Fulda läuft. Ob und wie sie umgesetzt werden, ist momentan noch unklar", so Julia Katzenbach-Trosch von der DB AG. (Marius Auth) +++

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