15. ADAC Bergpreis Schottenring
Zweiter Schotten-Sieg und neuer Streckenrekord für Pregartner
Am vergangenen Wochenende stieg die 15. Auflage des ADAC Bergpreis Schottenring
Fotos: Horst Drescher
03.05.2018 / MOTORSPORT -
Das Wetter ist bei Openair-Veranstaltungen immer ein zentrales Thema, auch beim alljährlichen ADAC Bergpreis Schottenring. Ohne Übertreibung, stimmte beim „kleinen Jubiläum“ zur 15. Auflage als Auftakt zum DMSB-Berg-Cup, dem KW- Bergcup inklusive NSU- Bergpokal vor rund 2.500 Zuschauern alles.
Der veranstaltende MSC Rund um Schotten konnte sich bei besten Wetterbedingungen sowohl über ein qualitativ hochwertiges, als auch volles Starterfeld und gute Stimmung freuen. Auch das Verhältnis zur Bevölkerung des Schottener Stadtteils Rudingshainer bezeichnete die im nordrhein-westfälischen Solingen wohnende Rennleiterin Sabine Fischer, die auch wieder an Pfingsten beim Wolsfelder Bergrennen die Fäden in Händen hält, als hervorragend.
Eine optimale Bühne also für die Favoriten auf den Sieg der Rennwertung, die beiden Österreicher Herbert Pregartner (Sieger 2016) Herbert Stolz (Sieger 2013 und 17) jeweils im Porsche, dem Odenwälder Holger Hovemann im Opel Kadett und dem nach seinem Debüt letztes Jahr Vorjahreszweiten und noch Sieglosen Norbert Handa aus der Nähe von Würzburg im Lancia Delta Intergrale. Nachdem Hovemann seinen rund 700 PS starken Hecktriebler am Samstagabend nach den Trainingsläufen wegen Motorschaden abstellen musste, wurde in den vier Wertungsläufen am Sonntag aus dem Vierkampf ein Dreikampf um die Krone. „Es hat nicht sollen sein“, sagte ein enttäuschter Holger Hovemann. „Das Auto fühlte sich so gut an und Motor lief wie nie zuvor, einfach brachial, bis er dann ohne Vorankündigung kaputt ging“.
Am Sonntag in der Früh legte Pregartner im 911 GT2 R mit 1:16,691 Minuten auf der bekannten 3.033 Meter langen Strecke von Rudingshain über die Serpentinen Richtung Götzen deutlich vor und distanzierte sowohl Handa als auch Stolz im Allrad-935 DP 2 um fast vier Sekunden. Im zweiten Lauf konterte Handa minimal, konnte Pregartner letztlich aber nicht wirklich Paroli bieten. Der Österreicher legte mit seinem rund 900 PS- Boliden in den letzten beiden Durchgängen nach, stellte beim Finale mit 1:16,113 Minuten einen neuen Streckenrekord auf und holte sich mit 5:07 Minuten Fahrzeit seinen zweiten Sieg nach 2016.
Handa wurde mit 5:13 erneut Zweiter und muss seine Siegambitionen in Schotten auf 2019 verschieben. Mit 5:22 komplettierte der etwas farblos agierende Herbert Stolz mit Rang drei unter 77 Fahrern, 69 in Wertung, das Siegerpodest. Darauf hatten die heimischen, mittelhessischen Fahrer keine Chance. Die besten Aussichten auf vordere Plätze hatte der Ober Mörlener KW Berg-Cup Neuling Stefan Bodin, der einen Porsche 944 GTR steuerte. Doch seine Fahrt endete im Training am Samstagnachmittag in der sogenannten Bachkurve, der ersten Serpentine oberhalb von Rudingshain in der Leitplanke.
„Ich war nach der Kurve einen Tick zu früh auf dem Gas, der Turbo einsetzte ein und der Einschlag auf der Beifahrerseite kam“, meinte Bodin, der unverletzt blieb. Deutlich mehr Glück hatte der Schottener Maurice Moufang aus der bekannten Rallye-Familie, der mit seinem BMW M3 als bester heimischer Fahrer 17. im Gesamt (+55:836 sec.) und zweiter in seiner Klasse wurde und „eine runde Sache“ bilanzierte. Platz 47 (+1:28 min.) belegte KW Berg-Cup Mann Friedhelm Gürtzgen aus Ehringshausen im BMW Compact 318i.
Auffällig war, dass in allen Hubraumklassen die jeweiligen Sieger sich mehr oder weniger deutlich von ihren Kontrahenten absetzen konnten. Ein Ausnahme bildete die 2-Liter-Klasse der Gruppe E1, wo sich Lars Heisel gegenüber Dirk Preißer (beide Opel Kadett C 16V) nur knapp durchsetzten konnte, weil Preißer im ersten Lauf ein Missgeschick passierte und rund sieben Sekunden verlor. In den restlichen drei Durchgängen gelangen Preißer jeweils die absolut schnellsten Zeiten der Klasse.
Mitfavorit Mario Minichberger, der sich den VW Schirocco 16V seines Kunden und Teampartners Tom Strasser borgte, rollte bereits im letzten Trainingslauf mit einem Kurzschluss im System aus. Einen unfreiwilligen Schreckensmoment produzierte Bea Flik. Die junge Dame aus dem Nordschwarzwald kam im unteren Teil von der Strecke ab, was mit einem zweifachen Überschlag endete. Bea konnte sich selbst aus ihrem Renault Megane befreien, wurde jedoch wie in so einem Fall üblich, zur Untersuchung ins Krankenhaus gefahren.
Ein paar kurze Sätze zu den einzelnen Klassensiegern: Keine Probleme für Harald Ludwig (Audi R8) in der Gruppe G. Rüdiger Zahn im Citroen AX spielte Alleinunterhalter in der Gruppe N. Dafür war in der Gruppe A/F mehr los. Der hoch aufgeschossene Markus Fink (Citroen C2 VTS) hatte die 1600er im Griff und bei den 2-Litern setzte Kai Neu (Ford Focus ST) seine Siegesserie aus dem Vorjahr fort. Über 2-Liter beherrschte Roland Herget (Mistubishi Lancer Evo 8) das Rennen. Einmal mehr prägte Steffen Hofmann bei den NSU´lern das Bild. Den ersten Klassensieg in seiner Karriere holte sich in der E1-1150er Klasse der junge Rhöner Dominik Schlott im neu aufgebauten VW Schneider-Polo 16V.
Eine E1-Klasse höher ist zu befürchten das Armin Ebenhöh im VW Scirocco 16V (Foto Mitte) jetzt noch deutlicher dominieren wird als im Vorjahr. Bei der Optimierung über den Winter war diesmal Armin Ebenhöh selbst an der Reihe. Der Bayer reduzierte sein Körpergewicht, deutlich erkennbar um 18 kg. Schwiegervater Franz Weissdorn reiste bereits am Freitagabend wieder ab. Beim Warmlauf zu den Test- und Einstellfahrten trat am ex-Marcione VW Scirocco 16V ein Ventilschaden auf.
Die Klasse bis 1600 ccm war am Renntag verwaist, was der Diesel-Klasse mit Alleinstarter Karlheinz Meurer (VW Golf) erspart blieb. Bis 3000 ccm Hubraum zeichnet sich ein weiteres erfolgreiches Jahr für die Sieger Günter Göser (Opel Kadett C 16V) ab. Über Herbert Pregartner in der Klasse über 3-Liter ist bereits alles gesagt und schlussendlich war Ralf Kroll im Silver Car S2 G Evo zwar allein in der Gruppe E2-SH zugange, mit flotten Zeiten und teilweise spektakulären Drifts fuhr der Odenwälder auf den vierten Gesamtrang.
In der GLP (Gleichmäßigkeitsprüfung)-Wertung waren auf identischer Strecke 40 Fahrer am Start, 37 davon in Wertung. Nach der individuell gesetzten Sollzeit im letzten Trainingslauf am Samstag führte jede Abweichung in den vier Wertungsläufen am Sonntag zu Strafzeit. Das beste Händchen hatte Michael Schmidt aus Detmold im BMW 318i (Foto unten), der sich nach seiner Referenzzeit von 2:00,141 min. mit 0, 763 sec. Abweichung den Sieg holte. (Heiko Schäfer/Thomas Bubel) +++