Vorträge und Freischaltung des W-Lan
"Prima Klima: Leben, Wohnen, Arbeiten": Hochkaräter in der Stadthalle
Fotos: Dietmar Kelkel
30.04.2018 / SCHLÜCHTERN -
Mit einer klimapolitischen Standortbestimmung von Moderator Professor Dr. Martin Wenz,einem Impulsreferat vom Europaabgeordneten Martin Häusling über klimafreundliche Landwirtschaft, einer Videokonferenz mit dem Münchner Wirtschaftsingenieur Amir Roughani über Innovationstempo und künstliche Intelligenz und einem Vortrag des Münchner Professor Klaus Peter Sedlbauer vom Fraunhofer-Institut über Digitalisierung beim Bauen war das Symposium „Prima Klima – Leben, Wohnen, Arbeiten“ in der Schlüchterner Stadthalle ein Hochkaräter.
„Das Prädikat Luftkurort ist ein Pfund, die soziale Infrastruktur im schulischen und medizinischen Bereich ist hervorragend und die Neuentwicklung des Langer-Areals ist ein guter Weg“, hob Professor Wenz hervor.
Der ehemalige Frankfurter Planungs- und Baudezernent analysierte das Wachsen von Städten am Beispiel der Stadt Frankfurt und verglich die Wanderungsbilanzen der Jahre 1990 und 2016. In diesem Zeitraum seien vor allem Ausländer und Menschen aus allen Teilen Deutschlands in die Rhein-Metropole gezogen. „Die Stadt platzt aus allen Nähten. Die Konsequenz sind steigende Mieten und Immobilienpreise.“ In den vergangenen Jahren sind deutlich mehr Menschen von Frankfurt ins Umfeld gezogen, weil sie sich ihre Wohnung nicht mehr leisten konnten. Dass man mehr vom Leben in der Stadt habe, hätten im Jahre 1977 39 Prozent geglaubt, 2014 dagegen nur noch 21 Prozent.
Für einen sinnvollen Umgang mit Energie im eigenen Haus und eine effiziente Gestaltung der Lebensräume machte sich Professor Sedlbauer in seinem Beitrag „Digitalisierung beim Bauen stark und warb für das Effizienzhaus Plus. „Das Gebäude wird zum Energieproduzent. Das Plus bringen stromerzeugende Systeme wie Photovoltaik. Die produzierten Überschüsse können zwischengespeichert werden oder eine Gebäude versorgt wie im Quartierkonzept andere Gebäude mit. Bauen 4.0 stelle für die Bauinstrustie vor eine fundamentale Herausforderungen. Die Einführung des Building Information Modeling sei aber der Schlüssel. „Ein digitaler Zwilling bringt Vorteile für den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes“, betonte der Leiter des Fraunhofer Institutes für Bauphysik.
Europaabgeordneter und Ökobauer Martin Häusling sah in der Landwirtschaft eine bedeutende Mitverursacherin des Klimawandels. „In Deutschland ist sie für 6,3 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Wird die Erzeugung von chemisch-synthetischen Stickstoffdünger und Pestiziden hinzugezählt, steigt der Anteil auf rund 16 Prozent. Mit Landnutzungänderungen wie beispielsweise der Regenwaldabholzung für Sojaanbau sogar auf rund 30 Prozent. Intensiver Anbau der Futtermittel, Verdrängung von Grünland, Stickstoffdüngung zur Gülleentsorgung und Humusverluste führten zu einer stark negativen Klimabilanz der Landwirtschaft. „Weidehaltung mit artgerechter Fütterung und Flächenbindung wie im Ökolandbau ist deutlich klimafreundlicher“, so der Experte aus dem Kellerwald. „Grünlandschutz ist Klimaschutz“ lautete seine These und er sprach sich für die Förderung der regionalen Verarbeitung und Vermarktung ab.
Die Denkanstöße nahmen Bürgermeister Matthias Möller und Wito-Chef Axel Ruppert gerne auf. Möller kündigte an, dass die Stadt 18 E-Ladesäulen erhalte. Die erste davon wurde am Helle-Markt-Sonntag vor der Stadthalle bereits in Betrieb genommen. „Ich bin stolz, was sich im Mittelzentrum Schlüchtern bewegt. Die Stadt wächst und rüstet sich für die Zukunft. Mit dem Slogan 'Ich bin Schlüchtern' drücken wir aus, dass wir einmalig sein wollen.“ Ruppel sprach von einer „Smart City“ und sicherte Unterstützung allen künftigen Projekten zu. „Loslaufen, Ziele setzen und über den Tellerrand schauen, ist der Weg.“
Musikalisch umrahmte die Big Band „Route 66“ die Veranstaltung. Artodance tanzte eine Sequenz aus „The Race“, einer nachdenklich stimmenden Metapher für den Klimawandel.
Krönender Abschluss war dann die Freischaltung von freiem Wlan in Schlüchtern. VR-Bank-Vorstand Frank Mackenroth, Matthias Möller und Axel Ruppert drückten gemeinsam den Startknopf. „In einer digitalisierten Welt ist mobiles Internet eine Voraussetzungen, mehr Frequenz in die Kernkerne zu bringen“, sagte Frank Mackenroth. Er teilte mit, dass auch die Kreissparkasse künftig Hotspots anbieten werde. (kel) +++