Jahreskonferenz Arbeitgeberverband

Karl Anton: „Die mobile digitale Welt ist schon da, wir müssen nicht mehr warten“

Der Vorstand mit dem Referenten ( v.li.): Manfred Baumann, Richard Nüchter, Matthias Hauß, Dr. Stephan Wagner, Karl Anton, Bernhard Juchheim, Wolfgang Wehner, Alois Früchtl, Oliver Wehner und Martin Schäfer.
Fotos: Hendrik Urbin

25.04.2018 / FULDA - Industrie 4.0, autonomes Fahren und Digitalisierung: Schlagworte, die am Dienstagabend auf der Jahreshauptversammlung des Arbeitgeberverbandes Osthessen im Festsaal der Orangerie im Vordergrund standen. Karl Anton, der bis 2017 als Direktor der Ford Fahrzeugfertigung in Europa tätig war, gewährte in seinem Vortrag Einblicke in eine mögliche Zukunft. „Die mobile digitale Welt ist heute schon da, wir müssen nicht mehr darauf warten“, sagt Anton. „Dennoch befindet sich die Digitalisierung noch in ihrer Entwicklung, Industrie 4.0 ist ein evolutionärer Prozess.“



Besonders im Mittelpunkt seines Vortrages stand die Mobilität im 21. Jahrhundert. „Es gibt zahlreiche neue Modelle, die das Autofahren, wie wir es bisher kennen, verändern werden“, sagt Anton. „Beispielsweise gibt es in Großstädten wie Köln sogenannte Dynamic Shuttle. Hierbei bestellt man am Abend vorher ein Auto, das einen am nächsten Morgen an einen bestimmten Ort bringt.“ Carsharing, unter dem man die organisierte gemeinschaftliche Nutzung eines Autos versteht, habe bereits zwei Millionen Nutzer allein in Deutschland gefunden. „In Zukunft wird auch hier sich die Frage stellen, ob das Auto noch Statussymbol ist oder viel eher Mittel zum Zweck wird“, sagt Anton.

In Bezug auf autonomes Fahren sei die Technik allerdings noch nicht bereit. „Mobilität ist die prominenteste Form der Digitalisierung, es wird viel in autonomes Fahren investiert. Die Frage ist allerdings, ob man nicht vielleicht in mehr Infrastruktur hätte investieren sollen.“ Momentan gebe es vor allem viele Assistenzsysteme in den neuen Autos. „Autonom funktioniert es aber noch nicht“, so Anton.

Die Digitalisierung stelle zugleich auch die Arbeitswelt der Zukunft infrage. „Wenn Fabriken intelligent arbeiten, wie viele Arbeitskräfte wird man noch brauchen?“ Auch könnten beispielsweise Arbeitsplätze von Zugführern wegfallen, wenn selbstfahrende Taxis den öffentlichen Nahverkehr ersetzen. „Vor allem für Bürokräfte könnte es schwierig werden, da der Computer viele der Aufgaben bereits übernehmen kann“, so Anton. Zugleich nimmt er aber auch den Wind ein wenig aus den Segeln. „Es wird immer eine menschliche Intervention geben müssen, selbst in Fabriken, die automatisch arbeiten.“

Viel eher müsse man sich mit der neuen Technik anfreunden. „Beispielsweise kann Augmented Reality beim Zusammenbau eines Autos helfen, indem mithilfe einer Brille angezeigt wird, welche Teile benötigt und wohin gesetzt werden müssen.“

Eine weitere Herausforderung werde auch der demografische Wandel sein. „In Zukunft werden wir nicht immerzu den gleichen Beruf ausüben“, schaut Anton voraus. „Wenn beispielsweise ein Arbeiter aufgrund seines Alters nicht mehr in der Fabrik arbeiten kann, muss er sich umorientieren, kann in der Logistik, Qualitätskontrolle oder Administration eingesetzt werden.“ Man müsse vom Defizitmodell hin zum Kompetenzmodell. „Wir dürfen nicht an den Prozess des biologischen Abbaus denken, sondern den Prozess der individuellen Veränderung. Arbeiten wird ein lebenslanges Lernen werden.“

Bei einem anschließenden Come Together gab es die Möglichkeit zu netzwerken, und Anton stand noch für Fragen zur Verfügung. (Leyla Rommel) +++

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