Prozessauftakt dauert 12 Minuten

Johanna vergewaltigt und erstickt - Mutmaßlicher Täter Rick J. will aussagen

Der Angeklagte Rick J.
Fotos: Luisa Diegel

21.04.2018 / BOBENHAUSEN / GIESSEN - Der Mord an der damals 8-jährigen Johanna Bohnacker aus Ranstadt/Bobenhausen sorgt seit Jahren für viel Aufsehen. Im Dezember 1999 wurde das Mädchen Opfer eines Gewaltverbrechens, die Knochen wurden ein halbes Jahr später von Spaziergängern in einem nahegelegenen Wald gefunden. Bis Oktober 2017 fehlte von dem Mörder jede Spur - bis am 26. Oktober 2017 der 41-jährige Rick J. in Friedrichsdorf (Taunus) festgenommen wurde. Am Freitagmorgen wurde der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder am Landgericht in Gießen eröffnet.



Am ersten Prozesstag verlas Staatsanwalt Thomas Hauburger die Anklageschrift - mit grauenhaften Details. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, die damals 8-jährige Johanna am 2. Dezember 1999 entführt zu haben. Auf einem Radweg wurde Rick J. auf das Mädchen aufmerksam - mit Chloroform soll er sie dann betäubt haben und das Mädchen in seinen Kofferraum gezerrt haben. In einem Waldstück im Wetter- oder Vogelsbergkreis soll er Johanna dann mit silbernem Panzerband gefesselt haben und ihr Mund und Augen verklebt haben - dann verging er sich an ihr. Mit braunem Klebeband soll er wenig später Johanna getötet haben, sie erstickte. "Er nahm den Tod des Mädchens billigend in Kauf", so Staatsanwalt Hauburger. Die Anklage lautet auf Mord, sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung eines Kindes mit Todesfolge sowie Besitz kinderpornografischen Schriften.



Rick J. äußerte sich beim Prozessauftakt nicht, er ließ lediglich eine Erklärung von seinem Anwalt vorlesen. "Er kann diese Tat nicht entschuldigen. Das Schicksal steht im Vordergrund und das Leid, was er Johanna und ihrer Familie angetan hat. Er ist sich seiner Verantwortung bewusst und kann weder auf Vergebung noch auf Verständnis hoffen. Die Handlungen prägen ihn bis heute und er ist bereit, dazu zu stehen." Am nächsten Prozesstag will der Angeklagte Rick J. vollumfänglich zu der Tat Stellung nehmen.



Rückblick: Der Fall Johanna Bohnacker

Am 2. Dezember 1999 wurde die damals 8-jährige Johanna Bohnacker Opfer eines Gewaltverbrechens. Im April 2.000 fanden Spaziergänger in einem Wald an der Autobahn bei Alsfeld-Lingelbach (Vogelsbergkreis) Knochen und Kinderkleidung von dem Mädchen. Neben den Kleidern fanden die Ermittler ein Stück Klebeband, mit dem Johanna vermutlich gefesselt wurde - und auf genau diesem Band fanden Kriminaltechniker den entscheidenden Abdruck. Doch jahrelang fehlte von Johannes Mörder jede Spur. Bis am 26. Oktober 2017, 18 Jahre nach dem Verschwinden, der 41-jährige Rick J. in Friedrichsdorf (Taunus) festgenommen wurde.

Einen Tag später gaben die Behörden im Rahmen einer Pressekonferenz weitere Details bekannt. Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen, Thomas Hauburger und Leiter der Sonderkommission Johanna, Roland Fritsch, gaben erste Einblicke in die Ermittlungen. Auf die Spur des Verdächtigen kam die Polizei, nachdem der Verdächtigte 2016 in einem Maisfeld im Raum Nidda sexuell motivierte Fesselungsspiele mit einem 14-jährigen Mädchen verübte - und diese erinnerten an den Fall Johanna. Auch die Fingerabdrücke stimmten mit denen überein, die damals auf dem Klebeband gefunden wurden. Außerdem habe die sogenannte "Jetta-Spur" eine herausragende Bedeutung, da ein VW Jetta am Entführungstag beobachtet wurde. Der jetzt Festgenommene soll solch ein Auto gefahren haben.

Bei dem Verdächtigen wurden 236 Datenträger, 120 Videokassetten - insgesamt 17 Millionen Dateien, davon 6 Millionen Bild- und Videodateien gefunden. Auch auf den Datenträgern wurden beweisrelevante Daten im Fall Johanna gefunden. Zum Täter ist bekannt, dass er ledig, kinderlos und ohne Arbeit gelebt habe. Bei den Dateien, die die Ermittler bei dem Festgenommenen gefunden haben, handelt es sich um Kinderpornografie. (Luisa Diegel) +++

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