"Möglichst viele Leute erreichen"

Solidarische Landwirtschaft: Win-Win-Situation für Konsumenten und Landwirte

Wie kann ökologische Landwirtschaft Konsumenten zugänglicher und Landwirten einfacher gemacht werden? Antworten auf diese Frage gab es in Rommerz auf einem Infoabend
Fotos: Leyla Rommel

18.04.2018 / FULDA - Ökologisch erzeugte Lebensmittel, ohne Verpackungsmüll und lange Transportwege – eine Kombination, die weder unmöglich noch unbezahlbar ist, wie zwei Mitglieder des Vereins SoLaWi e.V. Marburg bei einem Vortrag im Seminarhaus Rommerz am Dienstagabend verdeutlichten. "Solidarische Landwirtschaft" heißt das Konzept, mit dem sowohl der Zugang zu Bio-Lebensmitteln für Kunden einfacher werde, als auch die Landwirte unterstützt werden. Die Initiative, die in Marburg bereits Früchte trägt, soll nun auch Aufmerksamkeit in Osthessen wecken.



„Viele Höfe leiden unter den Preisschwankungen für Lebensmittel, es wird viel weggeworfen und viele Konsumenten können sich keine ökologischen Lebensmittel leisten“, sagt Vera Zimmerman von SoLaWi e.V. Marburg. „Mit Hilfe von SoLaWi kann diesen Problemen jedoch entgegengewirkt werden.“ Das Prinzip funktioniere folgendermaßen: Statt die Produkte einzeln zu erwerben, tragen die Mitglieder die Produktion. „Es wird nicht das Gemüse bezahlt, sondern die Arbeit, die damit verbunden ist, damit die Existenz der bäuerlichen Betriebe auf Dauer gesichert bleiben kann.“

Dabei könne jeder den Betrag, den er zahlt, abhängig von seinen eigenen finanziellen Möglichkeiten machen. So würden Bio-Lebensmittel auch für Konsumenten möglich, die sich diese im Supermarkt nicht leisten können. Zugleich seien die Mitglieder ein Jahr lang dem kooperierenden Hof verpflichtet, die Erträge, vornehmlich Gemüse, anzunehmen. Somit seien Preisschwankungen ausgeschlossen. „Das gibt den Landwirten Sicherheit“, so Zimmermann.

Dr. Karl-Heinz Schmidt von der ökologischen Forschungsstation in Schlüchtern, sprach in seinem Vortrag die Bedeutung der ökologischen Landwirtschaft an. „Themen wie die Nutzung von Glyphosat oder Keime im Grundwasser sind sehr aktuell, das Bewusstsein in der Bevölkerung nimmt zu“, sagt Schmidt. „Es muss etwas passieren.“ Er selbst habe vor 40 Jahren angefangen, in seinem Heimatort Breitgenbach Felder und Äcker zu kaufen. „Heute sind es 25 Hektar Fläche mit 2.000 Obstbäumen, die von Biobauern bewirtschaftet werden“, so Schmidt. Jeden Herbst starte er die Aktion, dass man für eine bestimmte Summe einen ganzen Baum abernten kann. Das Projekt laufe gut. „So kommen viele alte, regionale Sorten unter die Leute. Ziel ist, möglichst viele Leute einzubinden.“

So gebe es auch Zusammenarbeiten mit Schulen, in denen die Schülerinnen und Schüler bereits früh über die Bedeutung ökologischer Landwirtschaft informiert werden. „Gemeinsam haben wir schon eine Walnusswiese angebaut“, sagt Schmidt. „Es ist wichtig, dass Kinder frühzeitig mit Heimat und Natur verwurzelt werden.“

Im Anschluss beantwortete Vera Zimmermann mit ihrer Kollegin Cécile Guillet von SoLaWi in lockerer Runde die Fragen der Interessierten. (Leyla Rommel) +++

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