Lieber Fürth als Bamberg

Welche Richtung schlägt die SG Barockstadt ein?

Die Macher der SG Barockstadt Fulda Lehnerz: Peter Enders (l.) und Martin Geisendörfer (r.). Sie wollen in den höherklassigen Fußball.
Grafik: Janina Hohmann

18.04.2018 / FUSSBALL - Nach der positiven Abstimmung bei der Mitgliederversammlung des TSV Lehnerz kann die SG Barockstadt Fulda Lehnerz für die Zukunft planen. Neben den sportlichen Zielen muss aber auch die Absicherung geklärt werden, was im Falle eines Scheiterns mit dem Verein passiert. Denn neben positiven Beispielen im deutschen Fußball gibt es auch Negativbeispiele, deren Zusammenschluss aus finanziellen Gründen keine Früchte trug.



Die SG Barockstadt Fulda Lehnerz sieht sich aber für die Zukunft gewappnet. Neben der guten sportlichen Ausgangsposition des TSV Lehnerz, der aktuell den zweiten Platz inne hat und damit zur Aufstiegsrunde in die Regionalliga Südwest berechtigt wäre, sieht sich das neue Konstrukt auch aus finanzieller Sicht gut gerüstet, um solche Negativfolgen nicht auch bei der SG Barockstadt zur Tagesordnung werden zu lassen. "Wir haben einen Beirat in die Satzung integriert, um die finanziellen Grundlagen zu überwachen", sagt Martin Geisendörfer, Finanzvorstand des TSV Lehnerz.

Mit dem FC Ingolstadt existiert im deutschen Profifußball aktuell das Paradebeispiel, was aus einer Fusion von zwei Vereinen für Möglichkeit zu ziehen sind. Nach dem Start in der Bayernliga 2004 schaffte es der bayerische Verein - mit großer finanzieller Unterstützung von "Audi", nachdem die Vorgänger-Vereine finanziell angeschlagen waren - zwischenzeitlich bis in die Bundesliga und gehört zum jetzigen Zeitpunkt zu den Top-Mannschaften der zweiten Bundesliga.

Vergleichbar sei der Start der Kooperation zur SG Barockstadt Fulda Lehnerz aber nicht, stellt Geisendörfer klar: "Wir haben Lehnerz bisher ohne Schulden und immer zielgerichtet geführt", sagt Geisendörfer und fügt an: "Wir werden auch in Zukunft keine Risiken eingehen". Mit der SpVgg Greuther Fürth - entstanden aus der SpVgg Fürth und dem TSV Vestenbergsgreuth - gibt es in Liga zwei ein weiteres Beispiel, welchen Weg ein Fusionsverein dank soliden Wirtschaftens und nachhaltiger Jugendarbeit einschlagen kann.

Es geht aber auch anders, wie das Beispiel 1. FC Eintracht Bamberg zeigt. Der entstand 2006 aus den Vereinen 1. FC 1901 Bamberg und TSV Bamberg und ging in der damals noch viertklassigen Bayernliga an den Start. Nach dem Aufstieg in die Regionalliga Süd und der zweijährigen Zugehörigkeit dieser Klasse folgte der sportliche Abstieg. Doch auch finanzielle Probleme machten vor den Bambergern nicht Halt, sodass gleichzeitig Insolvenz angemeldet werden musste. Um den Sportbetrieb zu sichern, gründete man den FC Eintracht Bamberg, der 2016 ebenfalls insolvent ging und nun in der Bezirksliga Oberfranken um Punkte kämpft. 

Das soll in der Barockstadt Fulda nicht passieren. Durch den Zusammenschluss habe man "andere Möglichkeiten bei den Sponsoren", meint Geisendörfer. Auch aus sportlicher Sicht strebe man den vernünftigen Weg an und wolle weiter auf seine gute Jugendarbeitbauen. Zwar bleibt das Ziel mittelfristig die Regionalliga, man möchte einen Aufstieg aber auch nicht überstürzen. "In dieser Kombination können wir die Regionalliga stemmen", ist sich Geisendörfer sicher. Sollte es der TSV Lehnerz in dieser Saison nicht schaffen, wolle man zunächst abwarten, wie stark die Hessenliga im kommenden Jahr ist. 

"Wir können nicht davon ausgehen, gleich im nächsten Jahr den Meister zu stellen", bleibt Geisendörfer am Boden, was die kurzfristigen Ziele der SG Barockstadt angehen. Langfristig gesehen soll es aber in Osthessen höcherklassigen Fußball geben. Beispiele aus Deutschland zeigen, dass eine Fusion gelingen kann. Eine Garantie gibt es dafür aber nicht. Und klar ist: In Fulda wäre man lieber ein zweites Fürth als ein zweites Bamberg. (Tino Weingarten) +++

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